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Mehr Milchgeld mit Zuschlägen?

Der Einfluss von Milcherzeugern auf die Gewinnmarge beschränkt sich oft auf die Kostenseite. Unsere Beispiele zeigen, wie sich mit höheren Inhaltsstoffen mehr Zuschläge erreichen lassen.

Lesezeit: 9 Minuten

Milchviehhalter haben wenig Einfluss auf den Auszahlungspreis. Molkereien legen den Milchpreis entsprechend der Markt- und Verwertungssituation fest. Der große Hebel für Landwirte ist also die kostengünstig erzeugte Milch. Die Zuschläge zum Grundpreis gewinnen dabei zunehmend an Bedeutung. Landwirte sollten deshalb nicht nur einen Blick auf die Milchmenge werfen.

Einfluss der Inhaltsstoffe

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Zuschläge zum Grundpreis gibt es unter anderem für Nachhaltigkeits- oder Weideprogramme. Zusätzlich können Landwirte mit den Inhaltsstoffen den Auszahlungspreis beeinflussen (siehe Reportagen).

Molkereien rechnen mit unterschiedlichen Korrekturfaktoren (siehe Einfluss der Fett-/Eiweißbewertung). Betriebsleiter sollten kalkulieren, ob ein moderater Verzicht an Milchmenge bei gleichzeitiger Erhöhung der Inhaltsstoffe zu mehr Erlös führen kann.

Inhaltsstoffe lassen sich durch Genetik und Fütterung beeinflussen. Wer heute Bullen einsetzt, die höhere Inhaltsstoffe vererben, wird den Erfolg zwar erst Jahre später sehen. Doch eine Beachtung positiver Vererber bietet Potenzial (siehe Reportage). Aus betriebswirtschaftlicher Sicht sollte die Milchmenge bei der Anpaarung aber ein Kriterium bleiben.

Einen wesentlichen Einfluss auf die Inhaltsstoffe hat die Fütterung – allerdings mit Grenzen. Die ersten 100 Laktationstage muss die Ration auf eine hohe Futteraufnahme abgestimmt sein, sodass der Peak in der Laktationskurve möglichst hoch ist. Danach können Landwirte mehr Augenmerk auf die Inhaltsstoffe legen. Aber Vorsicht: Zu niedrige bzw. zu hohe Fettgehalte weisen auf eine unausgeglichene Fütterung bzw. auf Stoffwechselstörungen hin.

Rechnung Beispielbetrieb

Bei einer Modellkalkulation (s. Übersicht 1) sind die Fütterungseffekte berücksichtigt. Unterstellt wurde, dass eine steigende Milchmenge (von 25 kg durchschnittlicher Tagesleistung auf 38 kg ansteigend) zu sinkenden Inhaltsstoffen führt. Die Annahme war, dass je kg mehr produzierte Milch der Fettgehalt um 1% und der Milcheiweißgehalt um 0,5% fällt. Bei einem Milchmengenanstieg von 29 auf 30 kg/Tag, würde der Fettgehalt folglich von 4,27 auf 4,23% sinken.

Zudem wurde davon ausgegangen, dass höhere Milchmengen eine höhere Energie- und Eiweißkonzentration in der Ration und damit höhere Kosten verursachen. Milchkühe mit 35 kg Tagesleistung fressen 25 kg Trockenmasse (TM), im Vergleich zu 21 kg TM bei 25 kg Tagesleistung. Bei dem Beispiel lagen die Tagesrationskosten je Kuh bei 4,00 €/Tag bis zu 4,70 €/Tag.

In Übersicht 1 sind beispielhaft die Milchauszahlungspreise und der Income over Feed cost (IOFC), also der Erlös nach Futterkosten, bei steigenden Milchmengen dargestellt. Es wird deutlich, dass Milchmenge der größere Hebel ist als die Inhaltsstoffe.

Die Zahlen für die Beispielrechnungen beziehen sich auf das Deutsche Milchkontor (DMK) im Wirtschaftsjahr 2019/2020. Das DMK ist Deutschlands größter Milchverarbeiter, sodass das Beispiel eine Vielzahl von Lieferanten widerspiegelt. Gerechnet hat die Molkerei in dem Zeitraum mit dem Korrekturfaktor 7,4. Der Wert galt im vergangenen Wirtschaftsjahr sowohl für Fett als auch für Eiweiß.

Auswirkungen in der Praxis

Ein reales Praxisbeispiel zeigt, wie sich eine Anhebung der Milchinhaltsstoffe auswirkt (siehe Übersicht 2). Es handelt sich um einen Betrieb mit 845 Holsteinkühen und einer durchschnittlichen verkauften Tagesmilchmenge von 28 kg Milch/Kuh und Tag.Es wurden drei verschiedene Varianten inkl. der Ausgangssituation mit steigenden Milchinhaltsstoffen bei gleicher Milchmenge gerechnet. Die vorherige Kalkulation hinsichtlich der veränderten Futterkosten wurde ebenfalls berücksichtigt.

Der Betrieb erzielte im Wirtschaftsjahr 2019/2020 einen Unternehmergewinn von -1,7 ct/kg Milch bei 3,87% Fett und 3,36% Eiweiß bei einem vergleichbar hohen Erlös von 34,7 ct/kg Milch. Bei der zweiten Variante wurden 4,15% Fett- und 3,48% Eiweißgehalt angenommen. Der Unternehmergewinn verbesserte sich auf -0,3 ct/kg. In einer dritten Variante wurde Fett auf 4,32% Eiweiß auf 3,55% gesteigert. Gegenüber der Ausgangssituation ergibt sich damit eine Verbesserung von 2,9 ct/kg Milch. Bei der Betriebsgröße entspricht das einem Unterschied von 200.000 € pro Jahr.

Der Betrieb hat es mittlerweile geschafft, die Milchinhaltsstoffe auf 4,2% Fett und 3,5% Eiweiß anzuheben und dabei die Milchmenge zu erhöhen. Genau das führt zu einem besseren ökonomischen Ergebnis. Ziel muss sein, die Inhaltsstoffe zu steigern, ohne dabei viel Milchmenge zu verlieren.



Einfluss der Fett- und Eiweißbewertung

Unter Milchviehhaltern ist es üblich, die Grundpreise von Molkereien zu vergleichen, um zu prüfen, wie sich der eigene Verarbeiter schlägt. „Wer sich auf die Grundpreise fokussiert, greift allerdings zu kurz“, ist Thomas Stürtz überzeugt. Der Vorstandsvorsitzende vom Deutschen Milchkontor (DMK) führt einen Milchviehbetrieb im Landkreis Cuxhaven mit 360 Kühen. Der Grundpreis spielt für ihn nur eine untergeordnete Rolle: „Am Ende zählt, was bei jedem einzelnen Betrieb auf der Milchgeldabrechnung steht.“

Deutsche Molkereien unterscheiden sich momentan zwischen zwei unterschiedlichen Rechenwegen zur Bewertung von Fett und Eiweiß: Im klassischen Fall nehmen die Milchverarbeiter 4,0% Fett und 3,4% Eiweiß als Basis für den Grundpreis. Für Abweichungen werden starre Zu- oder Abschläge für Fett und Eiweiß verrechnet (siehe Übersicht 3). Das ist ein Relikt aus der Zeit der Milchquote.

Einige Milchverarbeiter rechnen allerdings nach einem anderen, dynamischen Schema: Dabei wird die Fett- und Eiweißbewertung parallel mit dem Grundpreis, je nach Marktlage monatlich neu festgelegt. Das heißt, die Fett- und Eiweißeinheiten, die von den Basiswerten (4,0% Fett und 3,4% Eiweiß) abweichen, werden ebenfalls entsprechend der Marktlage abgerechnet. Sie bleiben nicht, wie sonst üblich, über lange Zeit unverändert. Höhere Inhaltsstoffe sollen über diesen Weg besser abschneiden und gerechter bezahlt werden. Das DMK, Ammerland und Arla rechnen nach diesem Schema.

Deutschlands größter Milchverarbeiter hat Eiweiß dieses Jahr mit 1/1,3 höher gewichtet als Fett. „Das war eine Vorstandsentscheidung aufgrund der Marktentwicklungen“, erklärt der Vorsitzende Stürtz. Um diese zu fällen, beobachten sie die Verwertungsrelation von Fett und Eiweiß am Markt. Im Dezember fällt die Entscheidung für die Gewichtung des kommenden Jahres.



Reportage: Mehr als 6 Cent Zuschlag/kg Milch

Die Herde von Johannes Henkelmann besteht zur Hälfte aus Jerseys. Die Inhaltsstoffe bringen Geld.

Neugierige Jerseys reihen sich am Futtertisch zwischen großrahmigen Holsteins ein. Johannes Henkelmann aus Wadersloh (Nordrhein-Westfalen) hält gemeinsam mit seinen Eltern 90 Kühe. Die Milchleistung der bunten Herde liegt bei rund 10000 kg/Kuh und Jahr bei 4,9% Fett und 3,75% Eiweiß.Henkelmanns liefern ihre Milch zum DMK. Im März erhielten sie 36,5 ct/kg zzgl. MwSt. Milchgeld. Der Molkereigrundpreis lag bei 30,2 ct/kg. „Damit haben wir 6,3 ct/kg über dem Grundpreis ausgezahlt bekommen“, macht der 30-Jährige deutlich.

Inhaltsstoffe bringen Geld

Allein die hohen Inhaltsstoffe bringen ihm 4,6 ct/kg mehr Milchgeld. Hinzu kommen 1 ct/kg für GVO-freie Fütterung, 0,1 ct/kg Kühlkostenzuschlag, ein Staffelzuschlag von 0,2 ct/kg sowie 0,4 ct/kg Milkmasterbonus. Milkmaster ist das für Lieferanten freiwillige DMK-interne Qualitäts-, Transparenz- und Nachhaltigkeitsmodul. Je nach Punktzahl bemisst sich ein Zuschlag von maximal 0,5 ct/kg. Auf dem Hof Henkelmann haben die Trockensteher sowie das tragende Jungvieh Weidegang. Dafür bekommen Henkelmanns allerdings keinen Zuschlag, da ausreichend Weidefläche fehlt.

Die Fettquote hätte im Falle des Verkaufs mehr Geld eingebracht. - Henkelmann

Jerseys gibt es auf dem Hof schon seit 1990. Johannes Eltern fingen mit 20 Jerseys wieder an zu melken, nachdem der Betrieb 1984 ausgesiedelt war. Weil nicht feststand, ob die Kühe dauerhaft bleiben, entschieden sie sich für Jerseys. „Die Fettquote hätte im Falle des Verkaufs mehr Geld eingebracht“, so der Landwirt. Auch heute profitieren Henkelmanns noch vom hohen Fettgehalt. Die Jerseys geben je Kuh und Jahr 8300 kg Milch bei 5,7% Fett und 3,9% Eiweiß. „Insbesondere die Milchleistung ist für die Rasse oberes Level“, sagt Johannes. Viel Milch bedeutet, dass die Inhaltsstoffe sinken. Deshalb achtet er bei der Anpaarung vermehrt auf die Vererbung der Inhaltsstoffe. „Für einen höheren Fettgehalt könnte ich noch mehr Rohfaser füttern“, erklärt er. Ihm kommt es aber darauf an, seine Tiere energetisch gut zu versorgen: „Wenn mir die Kühe am Ende nur zwei Kälber bringen, habe ich auch von den besten Inhaltsstoffen nichts.“

Die Holsteins kamen durch Zukäufe in den Bestand. Beide Rassen sind zu gleichen Teilen im Stall vertreten. „Je mehr der Milchpreis fällt, desto besser schneiden die Jerseys ab“, beschreibt Johannes seine Erfahrung. Bei höheren Milchpreisen bringen die Holsteins bessere Erträge. „Mit einer reinen Holsteinherde müsste ich 11000 kg/Kuh und Jahr melken, um das gleiche Milchgeld zu bekommen wie heute“, erklärt er. Allerdings bräuchte er dafür mehr Futter und Anbaufläche.

Je mehr der Milchpreis fällt, desto besser schneiden die Jerseys ab. - Henkelmann

In den vergangenen Jahren lag der DMK-Milchpreis zum Ärger vieler Landwirte unter dem Bundesschnitt. Johannes meint: „Man vergleicht ja immer nur die Grundpreise. Am Ende kommt es aber darauf an, für seinen eigenen Betrieb zu rechnen, ob sich die Bezahlung der Molkerei lohnt.“

Reportage: Die Zahlen im Blick

Dirk Tramsen führt den Milchviehbetrieb gemeinsam mit seinen beiden Söhnen. Das Team konzentriert sich darauf, Zahlen zu optimieren und vorhandene Ressourcen bestmöglich zu nutzen.

Seit 20 Jahren liefert Dirk Tramsen die Milch zum DMK. Gemeinsam mit seinen beiden Söhnen Hauke und Thies führt der 57-Jährige den Betrieb in Spieka Neufeld (Niedersachsen) mit 250 Milchkühen und der weiblichen Nachzucht.

Tramsens halten eine reine Holsteinherde und melken im Schnitt 10000 kg/Kuh und Jahr. Bei der letzen Jahresauswertung lag der Fettgehalt bei 4,28%, der Eiweißgehalt bei 3,52%. Wie sich der Auszahlungspreis für die Milch zusammensetzt, hat der Betrieb genau analysiert: Im März erhielten sie einen Grundpreis von 30,2 ct/kg. Für 4,1% Fett gab es 0,36 ct/kg Zuschlag. Für 3,55% Eiweiß 0,7 ct/kg (zzgl. MwSt.). Hinzu kommen 1 ct/kg für GVO-freie Fütterung, 0,1 ct/kg für den Kühlkostenzuschlag und 0,1 ct/kg für die 24 Stunden-Abholung. Zusätzlich profitieren sie vom Logistikbonus in Höhe von 0,5 ct/kg, den das DMK ab einer Menge von 15000 kg je Abholung zahlt. Für die Teilnahme am Milkmasterprogramm erhalten die Betriebsleiter 0,3 ct/kg von möglichen 0,5 Cent. Unterm Strich erhielt der Betrieb im März 33,2 ct/kg Milchgeld. „Auf den Jahresumsatz gerechnet machen die Zuschläge auf unserem Betrieb richtig was aus“, erklären die drei Betriebsleiter.

Während des Stallanbaus 2017 ergab sich die Möglichkeit, den Bonus für die 24 Stunden-Abholung mitzunehmen. Aufs Jahr gerechnet bekommen sie durch den Zuschlag von 0,1 ct/kg 2700 € mehr Milchgeld von der Molkerei ausgezahlt.

Die Inhaltsstoffe spielen die wichtigere Rolle. Trotzdem wollen wir unsere Milchleistung noch etwas steigern. - Hauke Tramsen

Im Alltagsgeschäft stehen die Zuschläge insbesondere bei der Anpaarung und bei der Fütterung im Fokus. „Wir konzentrieren uns auf den Ist-Zustand des vorhandenen Futters und berechnen mithilfe unseres Beraters die Ration“, erklärt Dirk Tramsen. Bei der Bullenauswahl legt Sohn Hauke Wert auf Menge und Inhaltsstoffe. „Die Inhaltsstoffe spielen die wichtigere Rolle. Trotzdem wollen wir unsere Milchleistung noch etwas steigern“, erklärt der 25-Jährige. Weidegang erhalten die laktierenden Kühe nicht, dafür aber das Jungvieh und die Trockensteher. Im DMK-Milkmasterprogramm gibt es dafür 0,05 ct/kg Zuschlag.

Vor dem Hintergrund der laufenden Diskussionen um Tierwohl, Biodiversität sowie Natur- und Umweltschutz ist Familie Tramsen sicher, dass die Bedeutung der Zuschläge weiter zunimmt. Die drei sind sich einig: „Wir versuchen das Beste daraus zu machen.“

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