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So organisieren Sie Routinearbeiten am Melkroboter

Ein neuer Stall bzw. andere Technik bedeuten immer auch neue Arbeitsabläufe. Nicht nur die Arbeiten rund um den Melkroboter zählen zur neuen Routine. Auch im Management ändert sich einiges.

Lesezeit: 8 Minuten

Schnell gelesen

Feste Strukturen bringen Ruhe in die Herde und wirken sich positiv auf das Immunsystem und die Eutergesundheit aus.

Listen mit Kuhdaten sind fester Bestandteil bei der Stallarbeit. Sie ermöglichen Rückschlüsse auf die Gesundheit der Herde und von Einzeltieren.

Die Kontrolle der Technik ist essenziell, um Ausfälle des Melkroboters zu vermeiden. Das gilt auch für Wartungsarbeiten.

Das Management, wie die Klauen-pflege oder das Einstreuen und Pflegen der Liegeboxen, müssen an die Arbeit in und mit der Herde angepasst sein.

Kühe sind Gewohnheitstiere und lieben immer gleiche Abläufe. Um ihnen einen stressfreien Alltag zu bieten, sollten Landwirte ihre Aufgaben genau strukturieren – vor allem bei der Umstellung auf automatisches Melken. Das bringt Ruhe in die Herde und wirkt sich positiv auf Immunsystem und Eutergesundheit aus. Wie sich Arbeitsabläufe gut organisieren lassen, erklären eine Beraterin und ein Berater.

Welche Liste zuerst?

„Beim morgendlichen Gang in den Stall führt der erste Weg zum Computer. Und zwar zu der Liste mit den noch zu melkenden Kühen“, sagt Jan Hinnerk Alberti von der Agrar Beratung Nord. Sind dort Kühe aufgeführt, die zu lange nicht beim Melken waren, sollten Rinderhalter sie zum Roboter holen. Während diese Tiere gemolken werden, bleibt Zeit, Alarm- und Gesundheitslisten durchzusehen. „Eine wichtige Aufstellung sind die misslungenen Melkungen. „Was ist die Ursache? Sind Kühe, die dort gelistet sind, Einzelfälle oder tauchen sie wiederholt auf?“, beschreibt der Berater die Fragen, die sich Landwirte stellen sollten. Unvollständige Gemelke können die Eutergesundheit belasten und nehmen mehr Zeit vom Melksystem in Anspruch, da das Tier seine restliche Milch bei einem erneuten Besuch abgeben muss.

Um eine Technikstörung auszuschließen, sind die Vortagesdaten ein möglicher Indikator – insbesondere der Milchfluss. „Der durchschnittliche Milchfluss der Herde ist ein stabiler Kennwert und ändert sich nur bei wesentlichen Störungen. Zum Beispiel wenn das Vakuum oder die Pulsation nicht stimmen“, erklärt Jan Hinnerk Alberti.

Zusätzlich kann es eine Reihe technischer Alarme geben, wenn der Roboter in seiner Funktion gestört ist, weiß Celine Schonert, Herdenmanagementberaterin bei Lely. „Manchmal treten Kühe gegen den Roboterarm, sodass ein Melkbecher nicht mehr auf die korrekte Position zurückfährt oder die Erkennungszeit einer Kuh überschritten ist. Das kann beispielsweise am Responder für die Tiererkennung liegen“, sagt sie. Wichtig ist – und da sind sich beide Berater einig – die Alarme zu kontrollieren, die Ursachen zu finden und Beschädigungen zu reparieren.

Bei den Gesundheitsdaten kommt es vor allem auf die Wiederkauaktivität und die Euterdaten wie Leitfähigkeit, Zellzahlmessung (falls vorhanden) und Milchtemperatur an. „Diese Gesundheitsdaten dienen lediglich als Hinweis für Milchkuhhalterinnen und -halter. Sie müssen sich betroffene Tiere unbedingt im Stall anschauen“, empfiehlt Celine Schonert deutlich.

Den Überblick bewahren

Auch der Roboter hat die Kühe im Blick: Per Laser oder Kamera erfasst er das Euter und die Strichpositionen. Nur wenn dieser Sensor sauber ist, kann das System die Melkbecher zielsicher ansetzen. Celine Schonert rät, Kamera bzw. Laser mindestens einmal, besser zweimal täglich zu reinigen und je nach Bedarf. Entweder per Wasserschlauch oder mit einem speziellen Reiniger und Lappen. „Auch Fliegen können das Bild verfälschen, wenn sie auf der Erkennung sitzen. Ein Fliegenfänger direkt am AMS ist daher sinnvoll“, sagt sie.

Nach jeder Hauptspülung des Roboters müssen Landwirte den Milchfilter wechseln. Je nach Fabrikat also zwei- bis dreimal täglich.

Der Roboterarm, -innenraum und das Melkzeug sollten etwa zweimal täglich eine Reinigung erfahren. „Die Hygiene rund um die Standfläche der Kuh beim Melken ist entscheidend. Je geringer die Schmutzbelastung am Euterboden, desto kleiner der Infektionsdruck“, sagt Jan Hinnerk Alberti. Der Vorwartehof und der Raum, in dem das AMS steht, sollten Landwirte täglich oder alle zwei Tage ausspritzen.

Auch essenziell ist laut Alberti, die vom Hersteller vorgeschlagenen Routinearbeiten bzw. -wartungen nicht zu verschleppen. „Das Risiko für Ausfälle oder gar einen Stillstand der Technik steigt sonst“, sagt er. „Die Einsatzsicherheit der Melkroboter ist unglaublich gut geworden. Sie hängt jedoch auch davon ab, mit welcher Selbstdisziplin Landwirte den Service wahrnehmen.“

Bequem Liegen (bleiben)

Mindestens morgens und abends zur Stallzeit ist ein Kontrollgang in der Herde notwendig. Es bietet sich an, währenddessen die Liegeboxen zu reinigen. Aber Achtung: Anders als beim Melken im Melkstand sind zu keiner Tageszeit alle Boxen gleichzeitig leer. Am Roboter hat jede Kuh ihren eigenen Rhythmus. „Viele Kühe interessiert das gar nicht, wenn die Boxen sauber gemacht werden“, so die Erfahrung von Celine Schonert. Liegende Kühe sollte man jedoch nicht extra auftreiben. Beim nächsten Kontrollgang sind wiederum andere Boxen frei“, sagt sie. Auch die Reinigung der Tränken lässt sich regelmäßig in den Kontrollgang einbinden.

Das Einstreuen von Liegeboxen erfordert gute Organisation: „Es ist eine ständige Herausforderung, einen guten Kompromiss zu finden. Um die Tiere auf der einen Seite nicht in ihrem individuellen Rhythmus zu stören und auf der anderen Seite die Haltung auf einem möglichst hohen Standard zu heben“, sagt Alberti. In Ställen mit freiem Tierverkehr empfiehlt er, die Kühe während der Futtervorlage oder beim Futter anschieben im Fressgitter zu fixieren und währenddessen die Boxen einzustreuen. Zwei- bis dreimal wöchentlich sind seiner Meinung nach ein gutes Maß. An den übrigen Tagen rät er, Kalk zu streuen, um das Keimwachstum zu begrenzen.

Im gelenkten Kuhverkehr müssen Tierhalter zunächst Gatter wegschwenken, bevor sich die gesamte Herde wegtreiben lässt. „Das ist ein großer Punkt, warum Betriebe mehr auf freien Verkehr setzen“, so sein Eindruck. Auch eine automatische Anlage zum Boxenstreuen bspw. als Schienensystem käme infrage. Es müsste allerdings erkennen, wo keine Kuh liegt und nur dort Stroh fallen lassen.

Immer frisches Futter

Hohe Anforderung ans Management hat auch die Fütterung auf AMS-Betrieben. Während des Melkens bekommen die Kühe Kraftfutter im Roboter. „Einmal monatlich, mindestens aber bei einer neuen Futterlieferung, ist das Kalibrieren der Dosierers notwendig“, so Schonert. Zudem sollten Milchkuhhalter vor dem Einmelken kontrollieren, ob Futter in der passenden Menge herauskommt. Sie müssen täglich sicherstellen, dass Kraftfutter als Lockfutter gegeben wird, sonst kommen die Kühe nicht mehr selbstständig zum Melken.

„Prüfen Sie täglich, ob die Lockfuttergabe im Roboter funktioniert.“
Jan Hinnerk Alberti

Bei der Fütterung am Trog setzt Jan Hinnerk Alberti auf eine kontinuierliche Futterverfügbarkeit. „Jedes Tier muss zu jeder Zeit gutes Futter vorfinden. So lassen sich Rangkämpfe vermeiden und auch rangschwächere Tiere sind nicht benachteiligt“, sagt er. Roboter, die das Futter anschieben, leisten einen enormen Beitrag, damit rund um die Uhr – insbesondere nachts – Futter vorliegt. Laut Alberti legen viele AMS-Betriebe ohne Anschieberoboter erst abends die Ration vor, damit nachts genügend Futter verfügbar ist. Mit einem Mischprotokoll lässt sich gut nachverfolgen, ob es Veränderungen in der Ration gab.

Klauenpflege integrieren

Kühe, die gerne und selbstständig zum Melken laufen, brauchen unter anderem gute Fundamente und gesunde Klauen. Die Klauenpflege ist dafür eine wichtige Stellschraube. „Ich empfehle, die Pflegetermine kontinuierlich im Produktionszyklus zu integrieren“, so Berater Alberti. Betriebe, die zuvor zwei- bis dreimal jährlich die gesamte Herde geschnitten haben, sind positiv überrascht, wenn sie auf bedarfsabhängige Pflege wechseln, so seine Erfahrung.

Und das lohnt sich auch in kleinen Herden mit nur einem Melkroboter: Bei 60 Kühen, deren Klauen dreimal je Laktation gepflegt werden sollen, ergibt das etwa 180Schnitte pro Jahr. Umgerechnet auf einen Monat wären das 15 Kühe. Hinzu kommen noch Tiere mit akutem Bedarf.

Die monatliche Klauenpflege mit einem Teil der Kühe lässt sich außerdem besser in den AMS-Rhythmus integrieren, als ein Herdenschnitt. „Die Tiere sind entspannter, und es gibt weniger Verletzungen als bei einem Großkampftag“, sagt Jan Hinnerk Alberti.

Special-Need-Kühe

Um den Stress für Tiere so gering wie möglich zu halten, sind feste Gruppen notwendig. Trockenstellen bedeutet allerdings automatisch: Gruppenwechsel. „Das Karussell dreht sich zwangsläufig“, sagt der Berater. „Am besten, es läuft so systematisch und geplant wie möglich ab.“ Denn Sozialstress hat gravierende Auswirkungen auf Gesundheit und Leistung. „Eine Gruppe mit neuen Mitgliedern braucht zwischen 24 und 36 Stunden um herauszufinden, wer der Boss ist. Je öfter man Kühe umstallt, desto öfter haben sie einen Anlass für Rangkämpfe“, sagt Alberti.

Je öfter man Kühe umstallt, desto öfter haben sie einen Anlass für Rangkämpfe.“
Jan Hinnerk Alberti

Am einfachsten ist, wenn Betriebe feste Tage zum Trockenstellen haben und Kohorten bilden, in denen die Kühe zwei bis drei Wochen zusammenbleiben. So haben die Tiere einmal Stress und können danach entspannen. „Falls das nicht möglich ist, funktionieren auch kleine Gruppen, die sich zusammen umstallen lassen. Einzelne Kühe zu treiben, ist nicht ratsam“, so Alberti.

Wichtig ist, dass Kühe mind. drei Tage in einer Box verbringen, um den Umstallungsstress zu senken – ausgenommen Just-in-time-Abkalbungen. Nach der Geburt rät Alberti, die Frischmelkenden so schnell wie möglich in die Herde zu integrieren. „Die Einstiegsleistung ist so höher als wenn das Tier im Separationsbereich verbleibt“, sagt er und hat noch einen Tipp für Milchkuhbetriebe: „Je größer die Herden, umso wichtiger sind Sensoren, um kranke Tiere zu finden und Probleme frühzeitig zu erkennen.“

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