Mit einem außergewöhnlichen Einstieg in die Veranstaltung begann das Forum Milch NRW der Landesvereinigung der Milchwirtschaft Nordrhein-Westfalen (LV Milch NRW) in Werl. Bas de Groot, Milchsommelier aus Den Haag (Niederlande), bezog alle Teilnehmer in ein Geschmacksexperiment mit ein. Seine Überzeugung: „Milch ist nicht weiß! Sie hat viele Farben, Geschmacksrichtungen und Qualitätsabstufungen.“ Wenn man das wertschätze, würde sich die Welt für die vielen Möglichkeiten der Differenzierung des Milchmarktes öffnen.
Dr. Rupert Ebner, Vorstandsmitglied von SlowFood Deutschland, forderte mehr Wertschätzung und Förderung guter Milchen aus Weidehaltung. Haltungsform, Futter und Verarbeitungsgrad würden sich nicht nur massiv auf den Geschmack, sondern auch auf Umwelt und Klima auswirken. Er fordert, die Produktionskette zu verkürzen und sich stärker auf die lokale Kreislaufwirtschaft auszurichten. Darauf ging auch NRW-Staatssekretär Dr. Heinrich Bottermann zuvor in seinem Grußwort ein. Die Milchviehhaltung habe zwar bereits viel erreicht in puncto Haltung, gleichzeitig gebe es aber eine Reihe von Herausforderungen. Dazu gehören laut Bottermann unter anderem ein schwieriges Marktumfeld, Nährstoffüberhänge oder Emissionen.
Milcherzeuger sind Teil der Lösung
Das schwierige Marktumfeld bestätigte Milchviehhalterin und Aufsichtsratsmitglied des Deutschen Milchkontors Dr. Mechthild Frentrup. Sie schilderte ihre Wahrnehmung, dass Konsumenten sowohl glückliche Tiere, Umweltschutz, gesundes Essen und vollen Genuss verlangen, gleichzeitig aber nur eine geringe Zahlungsbereitschaft zeigen. „Der Aufwand für uns Landwirte wird immer höher. Wir sollen bei transparenter Produktion hochwertige Qualität liefern und dabei heute schon die Trends von übermorgen bedienen“, sagte sie. Die Kosten dafür verblieben bislang oft auf den Höfen. Dennoch seien Milcherzeuger ein Teil der Lösung, zeigte sich Frentrup überzeugt.
Diesen Aspekt griff Jan Kruise, Managing Director von FrieslandCampina, ebenfalls auf. In der von top agrar-Chefredakteur Matthias Schulze Steinmann geleiteten Podiumsdiskussion verdeutlichte er, wie wichtig es ist, gemeinsam als Branche zu kommunizieren und positive Botschaften zu senden. „Nicht zuletzt, um auskömmliche Margen für alle an der Prozesskette Beteiligten zu erwirtschaften“, so sein Ziel. Hans Stöcker, rheinischer Vorsitzender der LV Milch NRW ergänzte: „Die Branche tue gut daran, sich in gesellschaftliche Diskussionen einzubringen und regelmäßig selbst zu reflektieren.“