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Milch in der Vertrauenskrise

Milch steht in der Kritik als Ramschware mit schlechter Energiebilanz. Dabei hat Milch so viel Potenzial. Wie das ausgeschöpft werden kann, diskutierten Vertreter der Branche.

Lesezeit: 4 Minuten

„Milch hat eine Vertrauenskrise, aber keine Qualitätskrise“, erklärte Prof. Dr. Gunther Hirschfelder in seinem Eingangsstatement beim Berliner Milchforum, das in diesem Jahr digital stattfindet. Der Professor für Vergleichende Kulturwissenschaft an der Universität Regensburg gab vor dem Einstieg in die Podiumsdiskussion einen Überblick über die Wahrnehmung der Milch in der Gesellschaft.

„Irgendwie ist Milch auch ekelig“, zitierte er eine häufig genannte Aussage von 16-jährigen Schülerinnen und Schülern, die sich zum Thema Milch äußern sollten. Der Professor erklärte, dass Menschen ihre Essgewohnheiten erlernen. „Wer als Kind schon Milch konsumiert, wird im Regelfall dabei bleiben“, so seine Einschätzung. Schwieriger sei es, junge Menschen an Milch heranzuführen, die sich in ihrer Kinderstube ohne Milch oder Milchprodukte ernährt haben.

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Food is fashion

„Ernährung ist das Thema der Zukunft“, zeigte er sich überzeugt. Nicht nur, weil die Weltbevölkerung wächst, sondern auch weil Essen Moden unterliegt. „Geht die Milchbranche da mit?“, fragte er, zeigte Bilder von aktueller Joghurt-Werbung mit Tropenfrüchten mitten im Winter und warf die Frage in den Raum, wie zielführend diese Form der Werbung ist.

Aus seiner Sicht ist es wichtig, Markenprodukte zu kreieren, die ein Lebensgefühl vermitteln und Potenzial haben, Wertschöpfung zu generieren. Story-Telling sei das Stichwort:

Hohe Gewinnmargen sind mit Produkten zu ermöglichen, die eine Geschichte haben. - Prof. Dr. Gunther Hirschfelder

Dabei komme es darauf an, wenige prägnante Informationen immer wieder zu benennen. Aktuell sei Milch alles Mögliche, unter anderem Ramschware im Supermarkt.

Zunehmende Diskussionen um Nachhaltigkeits- und Tierwohlthemen sowie ethische Fragestellungen dürfe die Branche nicht vom Tisch wischen. Karsten Schmal, Milchpräsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV) , zeigte sich überzeugt, mit der geplanten Branchenkommunikation auf dem richtigen Weg zu sein: „Wir müssen unsere Geschichte selbst erzählen.“ Allerdings sei dafür die Kompetenz von Werbeprofis gefragt, räumte er ein und verwies auf Dirk Benninghoff, Chefredakteur von fischerAppelt. Die Werbeagentur entwickelt die Kommunikationskampagne der Branchenkommunikation unter dem Titel „Milch – das weiße Wunder“.

Wir können stolz auf Milch sein und dürfen das Feld nicht den Milchalternativen überlassen. - Dirk Benninghoff.

Das Image der Milch wieder aufzupolieren, sei allerdings kein Sprint, sondern ein langer Marathon. „Das geht nicht von heute auf morgen.“

Probleme in der Produktion

Bernhard Burdick von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen forderte die Branche auf, auch Probleme entlang der Wertschöpfungskette anzugehen: „Es gibt immer noch genügend Kühe, die nach der ersten Laktation geschlachtet werden. Das muss man sich mal vorstellen“, machte der Gruppenleiter Lebensmittel und Ernährung deutlich. Auch das Mengenproblem sei bis heute noch nicht gelöst – obwohl sich die Zahl der Milchviehhalter in den vergangenen 20 Jahren mehr als halbiert habe. Karsten Schmal, der selbst einen Betrieb mit 240 Kühen bewirtschaftet, erklärte, dass sich Milchviehhalter an den notwendigen Stellen verändern werden. Zwar hätten in den vergangenen Jahren die Fortschritte in der Zucht und Haltung bereits zu mehr Effizienz auf den Betrieben geführt. Doch kurzfristige Umbaumaßnahmen, wie sie von der Borchert-Kommission gefordert werden könnten, kosten viel Geld. Die Frage, wer das bezahlt, sei immer noch ungeklärt. „Wir müssen dafür sorgen, dass Familien davon leben können“, so Schmal.

Bildung ist wichtiger Baustein

Ein wichtiger Baustein beim Thema Imageverbesserung der Milch sei das Thema Bildung. Darüber herrschte Konsens in der Diskussionsrunde. Angefangen beim Lernort Bauernhof, wo bereits die Kleinsten an das Thema Milchviehhaltung herangeführt werden, sei es wichtig, auch Verkäuferinnen an der Käsetheke zu schulen. In diesem Zusammenhang kritisierte Peter Stahl vom Milchindustrie-Verband den Nutri Score: „Der Nutri Score ist ein staatliches Tool, das Käse total schlecht dastehen lässt.“ Bernhard Burdick von der Verbraucherzentrale gab dem Recht, konterte aber, dass der Nutri Score eine Vereinfachung von für den Verbraucher schwer lesbaren Nährwerttabellen ist. „Wenn man Dinge vereinfacht, kommt es schonmal zu Verzerrungen", sagte Burdick.

Milch hat Potenzial

Prof. Hirschfelder ging beim Thema Milchbildung auf die vielfach kritisierte Energiebilanz ein: „Ein Liter Milch aus dem Mittelgebirge schneidet so viel besser ab als eine Mandelmilch. Mandelmilch ist eine Katastrophe in der Energiebilanz“, verdeutlichte er. Auch diese Infos müsse man kommunizieren. Der Wissenschaftler zeigte sich optimistisch: „Milch hat so viel Potenzial! Wir müssen es nur nutzen!“

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