Über 250 milchwirtschaftliche Experten trafen sich diese Woche zum Branchentreff in der Vertretung des Landes Nordrhein-Westfalen beim Bund in Berlin. Denn die öffentliche Diskussion um den Gesundheitswert werde gerade in der letzten Zeit allzu häufig emotionsgeleitet geführt. Mit dem Ergebnis, dass Verbraucher verunsichert seien und sich mehr und mehr orientierungslos zeigten. Eine Entwicklung, die zusätzlich zu der ohnehin schwierigen wirtschaftlichen Lage der vergangenen Monate zu Absatzeinbußen führen könne. Grund genug für die Landesvereinigungen der Milchwirtschaft der Länder Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen sowie die Milcherzeugervereinigung Schleswig Holstein e.V. , mit Vorurteilen aufzuräumen und einen auf Fakten basierenden Dialog und den Austausch aller an der Milchwirtschaft beteiligten Akteure anzuregen.
Gastredner und Buchautor Dr. Malte Rubach, der sich als Ernährungswissenschaftler intensiv mit der Milch und ihrer öffentlichen Wahrnehmung auseinandergesetzt hat, betonte an diesem Abend: "Um die Gesundheit der Milch muss sich die Gesellschaft keine Sorgen machen."
Petter Hettlich, Abteilungsleiter im Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen e.V. sprach in seinem Grußwort vom wohl schwierigsten Jahr in der Geschichte der Milchwirtschaft. Er bedauere den Strukturwandel sehr und bezog dieses auf jeden Milcherzeugerbetrieb, der in 2016 aufgeben musste. "Wir müssen sprechen, mit Verbrauchern und Multiplikatoren. Mir ist es wichtig, sich trotz Meinungsverschiedenheiten mit Respekt zu begegnen." In diesem Zusammenhang begrüßte er die Aktivitäten der Landesvereinigungen, insbesondere auch den von ihnen initiierten DIALOG MILCH.
Wilhelm Brüggemeier, Geschäftsführender Vorstand der Landesvereinigung der Milchwirtschaft Nordrhein-Westfalen e.V. die Molkereiwirtschaft erinnerte daran, dass die Branche im Bereich der Nachhaltigkeit schon vieles auf den Weg gebracht habe. In Niedersachsen sei schon früh gezeigt worden, was Milcherzeuger in den Bereichen Ökologie und Soziales bereits leisten. "Aber der ökonomische Aspekt ist zu kurz gekommen", resultierte der westfälische Vorsitzende in Berlin.
Die Aussage, sich ausgewogen zu ernähren sei heutzutage nicht trendy. Man gehöre entweder zu der Gruppe der Lactoseintoleranten, ernähre sich paleo oder sei vegan, so Dr. Malte Rubach in seinem Plädoyer für die Milch in Berlin. Von solchen Trends solle man sich nicht verunsichern lassen. Sie beträfen oft nur eine kleine Gruppe. Allzu oft zweifle man im Zusammenhang mit der Berichterstattung über landwirtschaftliche Themen auch am Gesundheitswert der Milch. Dieser stehe aber überhaupt nicht in Frage.