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topplus Berliner Milchforum

Milch: Wer bestimmt die Regeln?

Es muss mehr Milchgeld auf die Höfe. Darüber herrschte Konsens bei der Podiumsdiskussion beim Berliner Milchforum. Eine einheitliche, schnell umsetzbare Lösung für den Weg zum Ziel, gab es aber nicht.

Lesezeit: 4 Minuten

Die Problematik ist bekannt: Die Produktionskosten steigen, aber der Milchpreis zieht nicht mit. „Der Milchpreis scheint seit drei Jahren auf einem zu niedrigen Niveau festgetackert zu sein. Wirtschaftlichkeit ist da nur schwer gegeben“, stellte Andrea Rahn-Farr zu Beginn der Podiumsdiskussion am zweiten Tag des digitalen Berliner Milchforums ihre Situation dar.

Die Milchviehhalterin aus Hessen hat in den vergangenen Jahren in ihren Betrieb investiert und blickt mit Sorge in die Zukunft. Aus ihrer Sicht gibt es derzeit zwei Sorten von Betrieben: Die, die nicht investiert haben, jetzt Liquide sind und Rechnungen zahlen können, sich aber ganz genau überlegen, ob sie mit der Milchviehhaltung überhaupt weitermachen. Und es gibt die Betriebe, die die unternehmerische Entscheidung getroffen haben, sich zu erweitern oder in Optimierungen zu investieren und sich jetzt fragen, was noch an Auflagen kommt und vor allem, wer diese bezahlt.

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Handel übernimmt Verantwortung

Dr. Leif Balz, Referent für Ernährung und Agrar bei der Schwarz-Gruppe und Mitglied der Podiumsdiskussion übernahm in dem Zusammenhang ein Drittel der Verantwortung, denn ungefähr ein Drittel der Milch fließe in den deutschen Handel. „Bei der Preisfindung folgen wir den Rohstoffpreisen“, sagte er und forderte alle Beteiligten der Wertschöpfungskette dazu auf, zu überlegen, wie unter Wahrung der kartellrechtlichen Anforderungen mehr Geld auf die Höfe kommt. Eckhard Heuser vom Milchindustrie-Verband (MIV) erklärte, dass der Milchsektor keine Branche mit hohen Margen sei. Dass rund 50 % der deutschen Milch ins Ausland fließt, mache die Situation nicht einfacher. Beim Milchpreis komme nur das hinten raus, was auch vorne rein geflossen ist, verdeutlichte er.

UTP bringt nicht mehr Milchgeld

Albert Stegemann, Mitglied des deutschen Bundestags, hält wenig davon, ständig auf den LEH einzudreschen. „Preisbewusste Einkäufer zwingen die Händler ja fast dazu, solche Preise anzubieten“, so seine Meinung. In Bezug auf die Richtlinie gegen Unlautere Handelspraktiken (UTP-Richtlinie), machte er wenig Hoffnung auf direkte Auswirkungen auf den Milchpreis. Der Politiker zeigte sich dennoch überzeugt, mit politischem Einfluss auf die Brutalität des Handels reagieren zu müssen. „Dort, wo ein fairer Markt nicht funktioniert, muss die Politik eingreifen“, sagte er. Er habe das Gefühl, dass bei den Lebensmittelhändlern angekommen ist, dass es an der Zeit ist, etwas zu ändern.

Verbraucher mitnehmen

Eckhard Heuser sprach sich dafür aus, dass sich der Markt selbst helfen müsse: „Wir müssen es schaffen, gute Produkte zu kreieren, für Transparenz zu sorgen und Verbraucher mitzunehmen.“ Balz räumte ein, dass der Handel Standards setzt: „Wir kaufen Milch ein und sagen, was wir haben wollen.“ Stegemann warf ein, dass immer höhere Auflagen durch zunehmendes Ordnungsrecht die bisher gesunde Wettbewerbsfähigkeit von deutscher Milch angreift.

Prof. Dr. Hiltrud Nieberg vom Thünen-Institut machte klar: „Die Dingen kommen jetzt so massiv, weil man vorher zu lange gewartet hat.“ Sie rief die Branche dazu auf, mitzugestalten. „Tierhaltung ist flexibel. Sie kann auch abwandern in andere Regionen mit weniger Standards oder in Gunstregionen, wo die Produktion einfacher ist“, verdeutlichte sie. Andrea Rahn-Farr warf ein, dass ihr als Milchviehhalterin Planungssicherheit wichtig ist: „Wir brauchen eine Perspektive und wir brauchen Sicherheit. Sowohl auf der Kosten- als auch auf der Erlösseite“, erklärte sie.

Wer zahlt die Zeche?

Die Vorschläge der Borchert-Kommission könnten eine Lösung sein. Allerdings seien die Borchert-Vorschläge und das EU-Wettbewerbsrecht nur schwer zu vereinen, räumte Stegemann ein. Die Finanzierungsfragen müssten klar geklärt sein. Rahn-Farr betonte, dass sie und ihre Berufskollegen keine Angst vor Veränderungen haben. „Ich habe aber Angst, dass zu viel, zu schnell auf uns zukommt und dass hohe Kosten entstehen, die ich nicht tragen kann“, machte sie deutlich. Sie forderte einen Pfad mit genug Zeit und die Klarheit über die Finanzierung. „Wer bestellt, bezahlt!“, sagte sie.

Stegemann pflichtete ihr bei: „Borchert ist eine Chance. Aber wir haben nur eine Patrone im Lauf. Es muss von Anfang an alles richtig gemacht werden“, so der Politiker.

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