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Milchaustauscher für Kälber: Der Becher hat ausgedient

Milchaustauscher sollten eine Vollmilch möglichst gut ersetzen. Dafür muss die Pulvermenge passen. Wer nach Volumen statt nach Gewicht dosiert, liegt oft falsch. Das zeigt ein Feldversuch.

Lesezeit: 5 Minuten

Damit sich Kälber in den ersten Lebenswochen gesund und gut entwickeln, brauchen sie ausreichende Tränkemengen und optimal zusammen gesetzte Nährstoffe. Dafür eignet sich Vollmilch oder eine Milchaustauscher (MAT)-Tränke, die hoch verdaulich und in der Zusammensetzung nah an der Vollmilch ist.

Vollmilch scheint die natürliche und einfachere Tränke, ist aber nicht zu unterschätzen, sagt Tierarzt André Hüting von der Praxis an der Güterstraße in Hamminkeln (NRW): „Häufig wird Sperrmilch von immer anderen Kühen vertränkt. Dann schwanken die Inhaltsstoffe in der Tränke stark. Für die Darmgesundheit der Kälber ist das nachteilig und bringt die natürlichen Darmbakterien aus der Balance.“

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Die Folge: Krankheitserreger setzen sich durch. Es kommt zu Durchfall, Folgekrankheiten und langfristigen Leistungseinbußen. Hüting empfiehlt: „Wer Vollmilch vertränkt, sollte nur verkehrsfähige Milch, am besten aufgewärmt aus dem Tank nutzen. Dann ist die Zusammensetzung konstanter.“

Austauscher mit Vorteilen

Alternativ setzen viele Betriebe auf hochwertige MAT mit 50 % Magermilchanteil. Damit lässt sich eine immer gleiche Konzentration der Inhaltsstoffe sicherstellen. Voraussetzung ist das korrekte Anmischen.

Doch daran scheitert es häufig in der Praxis, wie ein Feldversuch zeigt. Angestoßen hatte den Klaus Telaar, Kälberspezialberater bei der Firma Trouw Nutrition zusammen mit Tierarztpraxen. Sie haben 108 Landwirte zur Kälbergesundheit in den ersten 21 Lebenstagen befragt.

Auf den Betrieben untersuchten sie die angerührten Milchtränken und verglichen diese mit der berechneten Tränkekonzentration. Die Landwirte nutzten MAT verschiedener Hersteller. Auf jedem Betrieb hat das Team 0,5 Liter der angerührten Milchtränke untersucht und die Temperatur gemessen. Mit Refraktometern haben sie die Brix-Werte bestimmt und anhand von Tabellendaten daraus die Trockensubstanz (TS) abgeleitet.

Häufig hohe Abweichungen

Auf 39 Betrieben wich die Milchtränke mehr als 15 % von der eigentlichen Zielkonzentration ab, was etwa 20 g Milchpulver entspricht. Ein Betrieb lag sogar 50 % unterhalb der angestrebten Dosierung. Auf 34 Betrieben wich die Tränkekonzentration um weniger als 5 % vom Zielwert ab.

Besonders die Arbeitsabläufe beim Anmischen hatten großen Einfluss auf die Mischgenauigkeit. 51 Landwirte dosierten das Milchpulver nach Volumen. Etwa die Hälfte von ihnen hatte Abweichungen von mehr als 15% bei der Tränkekonzentration.

Die Befragungen zeigten, dass sich das auf die Kälbergesundheit auswirkt: Ein Großteil der Betriebe mit hohen Abweichungen hatte Probleme mit Frühdurchfall. Im Vergleich dazu waren das bei den 30 Milcherzeugern, die das Pulver mit einer Waage dosieren, nur drei Betriebe. Und von 25 Landwirten, die mit einer Waage und Anmischtabelle arbeiten, hatte keiner bei den Kälbern Durchfälle.

Waage statt Becher

Die Ergebnisse verdeutlichen die häufig ungenaue Mischtechnik. Das Problem ist: Die Zahl der Kälber wechselt regelmäßig und damit auch die nötige Tränkemenge. Die Wasser- und Pulvermenge muss immer wieder angepasst werden, um die Ziel-Konzentration einzuhalten. Eine Umrechnungstabelle ist hilfreich, um die jeweils nötigen Mengen abzulesen.

„Wenn das Pulver per Messbecher dosiert wird, an dem womöglich noch MAT-Reste kleben, ist es fast unmöglich, die richtige Konzentration anzurühren“, sagt Tierarzt André Hüting. Denn das gleiche Volumen kann unterschiedlich viel Milchpulver enthalten – je nachdem wie verdichtet das Pulver ist.

Und auch jede Produktionscharge kann Gewichtsunterschiede haben. Deshalb ist es wichtig, auch Tränkeautomaten regelmäßig zu kalibrieren. Dort werden meist nur 0,5 Liter angemischt. Bereits kleine Abweichungen können zu größeren Konzentrationsunterschieden führen.

Geringere Konzentrationen?

Die Milcherzeuger im Feldversuch vertränkten 120 bis 160 g MAT pro Liter Tränke. Eine eindeutige Aussage dazu, was die optimale Menge pro Tränke ist, lässt sich anhand der Ergebnisse nicht ableiten. Aber: „Sehr hohe Konzentrationen an Fett, Eiweiß und Zucker können die Verdauung der Kälber belasten und übersäuern. Wenn sie dann Durchfall bekommen, fehlt ihnen schnell ausreichend Flüssigkeit“, sagt André Hüting. Um das zu verhindern, könnte es sinnvoll sein, eher geringere Konzentrationen zu vertränken und dafür mehr. Wichtig ist, auf die Herstellerangaben zu achten.

Und der Tierarzt unterstreicht: „Am Ende muss jedes System zum Betrieb passen. Entscheidend ist eine immer gleiche Zusammensetzung der Tränke.“

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Praktikermeinungen

Milchaustauscher: Weniger ist mehr

Landwirtin Edith Gochermann von der Brücker-Gochermann GbR aus Kalkar (NRW) nutzt ab dem sechsten Lebenstag Milchaustauscher (MAT) für die Kälbertränke und wiegt die Menge immer genau aus. Sie hat verschiedene Konzepte ausprobiert. Eine Konzentration von 140 g/l Tränke funktionierte nicht. Immer wieder hatten Kälber Durchfall bei der Umstellung.

„Die Kälber haben schlecht gesoffen und waren einige Tage nicht fit. Deshalb habe ich die MAT-Menge auf 125 g reduziert. Die Kälber starten besser. Wenn sie doch mal Durchfall bekommen bleiben sie fit, weil sie mehr Flüssigkeit aufnehmen. Elektrolyte brauche ich nicht mehr“, so ihr Fazit.

Auch Landwirt Hubert Gesing aus Heiden (NRW) setzt möglichst frühzeitig auf MAT. Eine konstante Tränke mit 12,5% Trockensubstanz ist ihm wichtig: „Ich wiege das Pulver immer ab. Denn aus Erfahrung weiß ich: Wenn ich Pulver oben aus dem Sack nehme, brauche ich mehr Messbecher für das gleiche Gewicht im Vergleich zu Pulver, das ganz unten im Sack war und stärker verdichtet ist.“ Für das Umrechnen der jeweils nötigen Wasser- und MAT-Menge hängt eine Anmischtabelle neben der Waage.

Der Weg zu den Kälbern ist bei Gesing kurz, weshalb er auf ein Milchtaxi verzichtet. Weil das Anrühren kleiner Mengen per Hand aber aufwendig und ungenau war, hat er jetzt in einen Standmixer für bis zu 45 l und einen Warmwasser-Zulauf investiert.

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