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Milchautomaten: Die Kosten läppern sich

Die Investitionen für den Rohmilchverkauf ab Hof liegen schnell bei 20.000 € und mehr. Die folgende Kalkulation liefert Zahlen, ab welcher Verkaufsmenge sich der Aufwand lohnt.

Lesezeit: 5 Minuten

Ein Milchautomat ist kein Selbstläufer. Um damit Geld zu verdienen, ist der Verkauf einer dauerhaft ertragbringenden Absatzmenge notwendig. Das Ergebnis einer Befragung von Landwirten sowie der Vergleich von Zahlen hat gezeigt, dass ein Direktvermarkter im Jahresschnitt täglich 62 l Milch verkaufen muss, um seine Kosten zu decken und einen Stundenlohn von 20 € zu erwirtschaften.

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Allein für die Anschaffung eines Rohmilchverkaufsautomaten samt Zubehör sowie für Bau und Ausstattung einer Verkaufshütte müssen Landwirte mit Kosten zwischen 16.000 und 25.000 € netto rechnen.

Viele Milcherzeuger unterschätzen bei der Investitionsplanung für einen Rohmilchautomaten die zusätzlichen Kosten. Preiserhebungen haben gezeigt, dass Milchautomaten je nach Kapazität in der Grundausstattung zwischen 8.000 und 11.000 € kosten. Die Grundausstattung umfasst eine Innenraumtemperatur- und eine Leerstandsüberwachung sowie eine einfache Münzannahme ohne Wechselgeldfunktion. Für eine kundenfreundliche Nutzung ist das allerdings zu wenig.

Der Münzeinwurf mit Wechselgeld- und Banknotenlesegerät sollte Standard sein, ebenso wie ein Belegdrucker. Nützlich sind auch SMS-Anwendungen, die Störungsmeldungen oder den Füllstand per SMS auf das Handy senden. Weitere Kosten verursachen die Edelstahlkannen, in denen die Milch im Automaten lagert. Hinzu kommen die Aufwendungen für den Wagen zum Transport der Behälter vom Milchtank zur Verkaufsstelle. Die Zusatzausrüstung kann Milcherzeuger schnell bis zu 4.000 € kosten (Übersicht 1).

Gleiches gilt für die Verkaufshütte: Direktvermarkter müssen den Boden befestigen, Parkplätze anlegen sowie Strom- und Wasserleitungen verlegen. Übersicht 1 zeigt, dass diese Kosten in vielen Fällen höher sind als der Preis der Verkaufshütte selbst.

In der Beispielkalkulation liegen die Investitionen für einen klassischen Standautomaten mit Platz für einen Milchbehälter mit rund 16.000 € am unteren Rand der Investitionsspanne. Dabei handelt es sich um das günstigste Modell in der Grundausstattung, das auf vielen Milchviehbetrieben zum Einsatz kommt.

Mehr als 4.000 € Kosten/Jahr

Abgeleitet aus dem Investitionsbedarf ergeben sich Kosten in Höhe von knapp 3.000 €/Jahr (Übersicht 2). Hinzu kommen Kosten für Versicherung und Werbung. Auch die Betriebskosten zählen zu den festen Kosten. Denn ihre Höhe ist unabhängig von der abgesetzten Menge. Die Betriebskosten für Automat und Verkaufshütte liegen bei rund 1,40 €/Tag bzw. etwa 500 €/Jahr unter anderem für Strom, Wasser und Reinigungsmaterial. Unterm Strich steht eine beispielhafte Kostenbelastung von knapp 4.300 €/Jahr für den Rohmilchverkauf am Automaten.

Flaschenkosten sind in dieser Kalkulation nicht aufgeführt. Da Direktvermarkter diese an ihre Kunden verkaufen, sollten die Kosten in der Kalkulation mindestens eine Nullnummer sein oder sogar zum Gewinn beitragen.

Automat frisst Arbeitszeit

Der Arbeitsaufwand für das Betreiben eines Milchautomaten ist nicht zu unterschätzen: Knapp 1,5 Stunden Arbeit pro Tag stecken darin. Fast 50 Minuten nehmen dabei allein die Reinigungsarbeiten ein (Übersicht 3). Landwirte, die in einen Rohmilchautomaten investieren, müssen auch die Kassenbuchführung bei der Kalkulation der Arbeitszeit berücksichtigen. Pro Jahr kommen so rund 500 Arbeitsstunden für den Automatenbetrieb zusammen.

Zeit, die Betriebsleiter häufig selbst aufwenden, sodass ein Stundenlohn von 20 € nicht zu hoch angesetzt ist. Die Lohnkosten liegen damit bei mehr als 9.800 € pro Jahr. Addiert mit den übrigen festen Kosten, belaufen sich die jährlichen festen Kosten für den Milchautomaten auf insgesamt mehr als 14.100 € (Übersicht 2).

Wie viel Liter pro Tag?

Die festen Kosten fallen unabhängig von der verkauften Milchmenge an. Eine wichtige Frage ist deshalb: Wie viel Liter Milch muss ein Direktvermarkter pro Tag verkaufen, damit sich der Betriebszweig rechnet?

Um die Mindestabsatzmenge zu ermitteln, sind die Kosten durch den Deckungsbeitrag pro Liter Milch zu teilen. Der Deckungsbeitrag ergibt sich aus der Marktleistung abzüglich der variablen Kosten. Kalkuliert wird mit einem Verkaufspreis von 1 €/l Milch. Der Einkaufspreis pro Liter Milch wird mit 0,37 €/l angesetzt und entspricht dem Preis, den Milcherzeuger zur Kostendeckung benötigen. Daraus ergibt sich ein Deckungsbeitrag von 0,63 €/l Milch. Die Beispielzahlen führen zu folgender Rechnung: 14 151 €/Jahr: 0,63 €/l = 22 452 l. Dividiert durch 365 ergibt sich die Verkaufsmenge von 62 l, die ein Milchautomatenbetreiber pro Tag verkaufen muss, um die Kosten zu decken und einen Stundenlohn von 20 € zu erzielen. Je weniger Milch die Kunden pro Tag kaufen, desto geringer fällt die Entlohnung der eingesetzten Arbeitszeit aus. Bei 50 l pro Tag liegt der Stundenlohn noch bei 15 €, bei 30 l täglicher Absatzmenge nur noch bei rund 5 €. Zapfen Kunden im Schnitt weniger als 20 l pro Tag ab, reichen die Erlöse nicht mal zur Deckung der Betriebskosten (Übersicht 4).

Kein Selbstläufer

Mehr als 60 l/Tag verkaufen sich nicht von selbst. Entscheidend für den Erfolg ist der Standort des Automaten. Hier sind der Rohmilchvermarktung enge Grenzen gesetzt, denn sie ist ausschließlich auf der Betriebsstätte erlaubt, auf der auch gemolken wird. Grundsätzlich gilt: Je verkehrsgünstiger die Lage, desto größer die potenzielle Absatzmenge. Regelmäßige Werbung über Wegweiser, Flyer und Soziale Medien bringen Milchkunden auf den Hof.

Günstiger ab Tank
Nur halb so hoch sind die Investitionen und damit auch die festen Kosten, wenn der Milchverkaufsautomat direkt am Tank angeschlossen ist. Milcherzeuger dürfen den Automaten aus hygienischen Gründen zwar nicht direkt in der Milchkammer aufstellen, können ihn jedoch beispielsweise unter einem Vordach vor der Milchkammer platzieren. Weil sich bei dieser Variante die Arbeitszeit von 493 auf 204 Stunden pro Jahr reduziert, reichen bereits 27 l tägliche Verkaufsmenge, um die Kosten zu decken und die Arbeit mit 20 € pro Stunde zu entlohnen.

Dieser Beitrag erschien zuerst in der Zeitschrift "Hof direkt" Ausgabe 1/2020.

Dafür sprach Ute Heimann von Hof direkt mit den Expertinnen Katharina Krön, Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (KTBL) und Heike Willms, Landwirtschaftskammer Niedersachsen.

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