Zu Beginn von 2020 herrschten am Milchmarkt feste Tendenzen. Doch Corona hat die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen erheblich verändert. Ein Jahresrückblick der ZMB.
Der Strukturwandel in der Milchviehhaltung hat 2020 weiter angehalten. Die Zahl der Milchkühe sank im Vergleich zum Vorjahr um 2,4 % auf 3,97 Mio. Tiere. Ebenso hat die Zahl der Milchkuhhaltungen weiter abgenommen und ist um 4,5 % auf 58.351 Tiere gesunken. Die durchschnittliche Zahl der Milchkühe je Haltung befindet sich jedoch auf einem neuen Höchststand von mehr als 68 Tieren.
Mehr Milch angeliefert
Das Milchaufkommen in Deutschland ist 2020 im Tagesdurchschnitt mit 0,1 % im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen – schätzungsweise wurden 32,57 Mio. t Milch angeliefert. Der EU-Durchschnitt ist mit 1,3 % stärker gewachsen. Die Inhaltsstoffe in der angelieferten Milch waren 2019 merklich angestiegen, blieben in diesem Jahr etwa auf dem Vorjahresniveau stabil.
Die Anlieferung von Bio-Milch ist mit einem Plus von 3,8 % zwar weiter gewachsen, dafür jedoch langsamer als in den Vorjahren.
Milchpreise leicht gesunken
Die Milcherzeugerpreise in Deutschland sind 2020 im dritten Jahr in Folge gesunken. Sie haben sich einschließlich Nachzahlungen im Jahresdurchschnitt voraussichtlich zwischen 32,5 und 33,0 €/100 kg konventionelle Milch mit 4,0 % Fett und 3,4 % Eiweiß ab Hof ohne Mehrwertsteuer bewegt. Das bedeutet im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang um etwa einen Cent je kg. Ursache für die rückläufigen Milchpreise waren die schwächeren Erlöse für Butter, Käse und Vollmilchpulver. Diese konnten durch die höheren Preise für Magermilchpulver nicht ausgeglichen werden. Leicht gestiegen sind hingegen die Preise für Bio-Milch.
Durch die Corona-Pandemie ist der Absatz von Milchprodukten (Trinkmilch, Sahne, Joghurt, Quark, Käse in Selbstbedienung, Butter, Mischstreichfette) im Lebensmitteleinzelhandel (LEH) höher ausgefallen. Der Absatz von Käse an der Theke ist dagegen geschrumpft. Die langjährig abnehmende Nachfrage nach Konsummilch im LEH ist jedoch gestoppt.
Die Nachfrage nach Bio-Produkten hat ebenfalls von der Corona-Krise profitiert. In den ersten 10 Monaten von 2020 sind 15,5 % mehr Bio-Milchprodukte nachgefragt worden.
Die Exporte von Milchprodukten haben sich weitgehend stabil entwickelt. Trotz verringerten Nachfrage von Italien und Spanien konnte Deutschland insgesamt mehr Käse exportieren als im Vorjahreszeitraum. Der Umschlag von Milchprodukten am internationalen Markt ist durch die hohe Nachfrage Chinas leicht gewachsen.
Mehr Konsummilch hergestellt
Die Produktion von Konsummilch ist in Deutschland um 0,8 % gestiegen und konnte auch in der EU ausgeweitet werden. Der Abverkauf im LEH ist mengenmäßig um 4,5 % gestiegen. Produkte mit Zusatznutzen wie Bio- und Weidemilch sind überdurchschnittlich stark gewachsen. Der Anteil von Bio-Trinkmilch am Konsummilchabsatz lag in den ersten 10 Monaten von 2020 bei 11,5 % (Daten von Nielsen). Weitere 4 % entfielen auf Weidemilch. Die Zuwachsraten bei veganen Drinks waren wesentlich höher als bei der Konsummilch.
Die Märkte für Milchfrischprodukte haben nur kurzfristig von einer erhöhten Nachfrage profitiert. Weiter erhöht hat sich der Marktanteil von Produkten ohne Zusätze wie Naturjoghurt.
Buttermarkt stabil, Käse gewachsen
Die deutsche Butterproduktion befand sich in 2020 auf Vorjahresniveau. Die Absatzströme haben sich jedoch verändert. So verkaufte der LEH mehr Butter (+7,0 %) und Mischstreichfette (+9,1 %). Die Exporte sind im ersten Quartal um 10,3 % gestiegen, die Importe in den ersten drei Quartalen um 8,4 %. Mehr als die Hälfte der Einfuhren stammte aus Irland. Die Butterpreise haben zum dritten Jahr in Folge nachgegeben und liegen nun auf dem Jahresdurchschnitts-Niveau von 2016.
Der Käsemarkt ist stärker gewachsen und auch die Produktion ist stärker ausgeweitet worden. Im LEH legte der Absatz um 7,1 % zu, im Food-Service kam es zu leichten Rückgängen. Die Schnittkäsepreise lagen im Jahresdurchschnitt geringfügig unter dem Niveau von 2019.
Magermilchpulver-Preise auf Sechs-Jahres-Hoch, weniger Vollmilchpulver
Die Preise für Magermilchpulver haben im Jahresdurchschnitt ihren höchsten Stand seit 2014 erreicht. Zu Jahresbeginn lagen die Preise weit über dem Durchschnitt, nach Ausbruch der Corona-Pandemie ist es aber zu einem starken Preiseinbruch gekommen. Die Verkäufe an Interventionsstellen sind nicht nötig gewesen und auch von der privaten Lagerhaltung wurde wenig Gebrauch gemacht. Die Produktion von Magermilchpulver stieg in den ersten 10 Monaten um 5,1 %. Die Nachfrage ist rege verlaufen und hat das verfügbare Angebot gut aufgenommen.
Die Produktion von Vollmilchpulver ist eingeschränkt worden und befinde sich auf dem tiefsten Stand seit 2015. Die Exporte sind geschrumpft, während die Lieferungen der EU insgesamt auf den Weltmarkt gewachsen sind. Die Notierungen von Vollmilchpulver haben das Vorjahresniveau leicht unterschritten, die Weltmarktnachfrage ist stabil.
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Der Strukturwandel in der Milchviehhaltung hat 2020 weiter angehalten. Die Zahl der Milchkühe sank im Vergleich zum Vorjahr um 2,4 % auf 3,97 Mio. Tiere. Ebenso hat die Zahl der Milchkuhhaltungen weiter abgenommen und ist um 4,5 % auf 58.351 Tiere gesunken. Die durchschnittliche Zahl der Milchkühe je Haltung befindet sich jedoch auf einem neuen Höchststand von mehr als 68 Tieren.
Mehr Milch angeliefert
Das Milchaufkommen in Deutschland ist 2020 im Tagesdurchschnitt mit 0,1 % im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen – schätzungsweise wurden 32,57 Mio. t Milch angeliefert. Der EU-Durchschnitt ist mit 1,3 % stärker gewachsen. Die Inhaltsstoffe in der angelieferten Milch waren 2019 merklich angestiegen, blieben in diesem Jahr etwa auf dem Vorjahresniveau stabil.
Die Anlieferung von Bio-Milch ist mit einem Plus von 3,8 % zwar weiter gewachsen, dafür jedoch langsamer als in den Vorjahren.
Milchpreise leicht gesunken
Die Milcherzeugerpreise in Deutschland sind 2020 im dritten Jahr in Folge gesunken. Sie haben sich einschließlich Nachzahlungen im Jahresdurchschnitt voraussichtlich zwischen 32,5 und 33,0 €/100 kg konventionelle Milch mit 4,0 % Fett und 3,4 % Eiweiß ab Hof ohne Mehrwertsteuer bewegt. Das bedeutet im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang um etwa einen Cent je kg. Ursache für die rückläufigen Milchpreise waren die schwächeren Erlöse für Butter, Käse und Vollmilchpulver. Diese konnten durch die höheren Preise für Magermilchpulver nicht ausgeglichen werden. Leicht gestiegen sind hingegen die Preise für Bio-Milch.
Durch die Corona-Pandemie ist der Absatz von Milchprodukten (Trinkmilch, Sahne, Joghurt, Quark, Käse in Selbstbedienung, Butter, Mischstreichfette) im Lebensmitteleinzelhandel (LEH) höher ausgefallen. Der Absatz von Käse an der Theke ist dagegen geschrumpft. Die langjährig abnehmende Nachfrage nach Konsummilch im LEH ist jedoch gestoppt.
Die Nachfrage nach Bio-Produkten hat ebenfalls von der Corona-Krise profitiert. In den ersten 10 Monaten von 2020 sind 15,5 % mehr Bio-Milchprodukte nachgefragt worden.
Die Exporte von Milchprodukten haben sich weitgehend stabil entwickelt. Trotz verringerten Nachfrage von Italien und Spanien konnte Deutschland insgesamt mehr Käse exportieren als im Vorjahreszeitraum. Der Umschlag von Milchprodukten am internationalen Markt ist durch die hohe Nachfrage Chinas leicht gewachsen.
Mehr Konsummilch hergestellt
Die Produktion von Konsummilch ist in Deutschland um 0,8 % gestiegen und konnte auch in der EU ausgeweitet werden. Der Abverkauf im LEH ist mengenmäßig um 4,5 % gestiegen. Produkte mit Zusatznutzen wie Bio- und Weidemilch sind überdurchschnittlich stark gewachsen. Der Anteil von Bio-Trinkmilch am Konsummilchabsatz lag in den ersten 10 Monaten von 2020 bei 11,5 % (Daten von Nielsen). Weitere 4 % entfielen auf Weidemilch. Die Zuwachsraten bei veganen Drinks waren wesentlich höher als bei der Konsummilch.
Die Märkte für Milchfrischprodukte haben nur kurzfristig von einer erhöhten Nachfrage profitiert. Weiter erhöht hat sich der Marktanteil von Produkten ohne Zusätze wie Naturjoghurt.
Buttermarkt stabil, Käse gewachsen
Die deutsche Butterproduktion befand sich in 2020 auf Vorjahresniveau. Die Absatzströme haben sich jedoch verändert. So verkaufte der LEH mehr Butter (+7,0 %) und Mischstreichfette (+9,1 %). Die Exporte sind im ersten Quartal um 10,3 % gestiegen, die Importe in den ersten drei Quartalen um 8,4 %. Mehr als die Hälfte der Einfuhren stammte aus Irland. Die Butterpreise haben zum dritten Jahr in Folge nachgegeben und liegen nun auf dem Jahresdurchschnitts-Niveau von 2016.
Der Käsemarkt ist stärker gewachsen und auch die Produktion ist stärker ausgeweitet worden. Im LEH legte der Absatz um 7,1 % zu, im Food-Service kam es zu leichten Rückgängen. Die Schnittkäsepreise lagen im Jahresdurchschnitt geringfügig unter dem Niveau von 2019.
Magermilchpulver-Preise auf Sechs-Jahres-Hoch, weniger Vollmilchpulver
Die Preise für Magermilchpulver haben im Jahresdurchschnitt ihren höchsten Stand seit 2014 erreicht. Zu Jahresbeginn lagen die Preise weit über dem Durchschnitt, nach Ausbruch der Corona-Pandemie ist es aber zu einem starken Preiseinbruch gekommen. Die Verkäufe an Interventionsstellen sind nicht nötig gewesen und auch von der privaten Lagerhaltung wurde wenig Gebrauch gemacht. Die Produktion von Magermilchpulver stieg in den ersten 10 Monaten um 5,1 %. Die Nachfrage ist rege verlaufen und hat das verfügbare Angebot gut aufgenommen.
Die Produktion von Vollmilchpulver ist eingeschränkt worden und befinde sich auf dem tiefsten Stand seit 2015. Die Exporte sind geschrumpft, während die Lieferungen der EU insgesamt auf den Weltmarkt gewachsen sind. Die Notierungen von Vollmilchpulver haben das Vorjahresniveau leicht unterschritten, die Weltmarktnachfrage ist stabil.