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Milchpreise: „60 Cent sind greifbar“

Die Preise für konventionelle Milch gehen durch die Decke. Und der positive Trend geht weiter. Biomilch hingegen bleibt im Regal stehen.

Lesezeit: 4 Minuten

Das Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben sprach mit Anna Althoff, Milchreferentin beim WLV, zum aktuellen Milchmarkt.

Die Milchpreise steigen in neuen Dimensionen. Im Juni haben die NRW-Molkereien das Milchgeld weiter erhöht: Die Auszahlungspreise liegen bei mehr als 50 Cent/kg Milch. Wo geht die Reise hin, Frau Althoff?

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Die Preise steigen aller Voraussicht nach bis in das dritte Quartal weiter. Einige Molkereien haben bereits für Juli erneut saftige Aufschläge angekündigt.

Knackt konventionelle Milch die 60-Cent-Marke?

Vermutlich ja. Besonders bei den Genossenschaftsmolkereien mit Frischesortiment ist noch Spielraum nach oben. Denn das Frische-Segment, wie Milch und Butter, zieht deutlich an. Das bringt Schwung in die Auszahlungspreise.

Der Kieler Rohstoffwertfällt im Juni auf 65,8 Cent/kg Milch. Ende Juni sinkt das IG-­Milchbarometer um 2 Cent auf 61,1 Cent/kg Milch …

Besonders die Höhe des Kieler Rohstoffwerts zeigt aber, dass bei den Erzeugerpreisen noch Musik drin ist. Knapp 66 Cent/kg ist ein enormes Niveau. Zudem sind Schwankungen normal, da sich der Wert aus den Preisen für Butter und Magermilch zusammensetzt und dieser Markt sehr reaktiv ist.

Die konventionellen Milchpreise haben die Preise für Biomilch fast eingeholt. FrieslandCampina zahlt im Juni für konventionelle Milch mehr als einige Biomolkereien. Warum steigen die Preise für Biomilch nicht entsprechend?

Bei Biomilch leidet die Nachfrage im Einzelhandel. Die Verbraucher lassen die Milch im Regal stehen. Konsumenten sind momentan extrem preissensibel und die Inflation macht sich deutlich bemerkbar. Hinzu kommt, dass Biomilch grundsätzlich weniger Preisschwankungen unterliegt im Vergleich zu konventioneller Milch.

Dabei sind die Preise für Biomilch im Regal nun fast günstiger als von mancher Markenmilch.

Ja, das ist neu. Es bleibt abzuwarten, wie die Verbraucher reagieren.

Ist die Anlieferungsmenge an konventioneller Milch so gering im Gegensatz zur Biomilch?

In Deutschland nimmt die Zahl an Rindern stetig ab und damit auch die Milchmenge. Insgesamt ist die Milchanlieferung in diesem Jahr um 2 % geringer als im Vorjahr. Hinzu kommt, dass gerade in den warmen Wetterperioden weniger Milch auf dem Markt ist.

Zudem haben wir bei Biomilch zu Beginn der Corona-Pandemie eine extreme Nachfrage im Handel ­erlebt. Daraufhin stellten einige Milchbauern ihre Betriebe um. Nun beobachten wir einen gegenläufigen Trend im Einzelhandel.

In der Vergangenheit war es so: Gute Milchpreise bedeuten mehr Kühe im Stall. Stocken Milchbauern aktuell auch auf?

Nein, niemand stockt den Bestand auf. Die Produktionskosten sind sehr hoch, kein Landwirt baut. Vielleicht verlangsamt sich der Strukturwandel etwas. Zudem haben wir momentan zwar einen guten Milchpreis, aber die politischen Gegebenheiten bleiben kompliziert.

Das niederländische Molkereiunternehmen FrieslandCampina (FC)verkauft fast das ganze Deutschland-Geschäft, darunter Marken wie Landliebe, an Theo Müller. Was bedeutet das für die FC-Mitglieder und den Milchpreis hierzulande?

Grundsätzlich bleiben Genossen erst mal Genossen. Das bedeutet, dass die deutschen Molkerei­mitglieder ihre Milch in die Niederlande liefern. FC hat in Sachen Milchpreis eine wichtige Vorreiterrolle und ist Zugpferd. Nun bleibt abzuwarten, wer das von 2023 an übernimmt. Vielleicht ergreift das Deutsche Milchkontor die Chance. Interessant wird auch, was Theo Müller mit den neu gewon­nenen Molkereistandorten macht und wie er die Marken gestaltet.

Das klingt, als konkurrieren die Molkereien bald um deutsche Milch. Ist das gut für die Bauern?

Grundsätzlich belebt Konkurrenz das Geschäft. Wir beobachten bereits, dass Erzeuger sich aussuchen können, wohin sie liefern. In so ­einer komfortablen Lage waren sie schon Jahre nicht mehr. Fakt ist, dass FC neue Mitglieder sucht, auch für das niederländische Geschäft. Hinzu kommt das neue Hochwald-Werk in NRW. Auch dort soll viel Milch fließen.

Die Verbraucherpreise für Milch steigen drastisch. Wie läuft es mit der Tierwohlmilch? ­Machen die Molkereien langsam Anstal­ten, bei QM+ mitzumachen?

Nein, einige Molkereien haben auch bereits öffentlich angekündigt, nicht bei QM+ mitzumachen. Haltungsform 2 wird die geplante Menge nicht so schnell erreichen.

QM+ läuft also noch nicht ­richtig, trotzdem steht QM++ in den Startlöchern …

Das stimmt. Momentan scheinen Molkereien lieber direkt Milch für Haltungsform 3 liefern zu wollen, als bei QM+ mitzumachen.

Und eine Frage: Löst bald ein Label für den CO2-Fußabdruck das „GVO-frei“-Label auf der Trinkmilch ab?

Sicher ist, dass immer mehr Molkereien in die Kerbe „niedriger CO2-Fußabdruck“ schlagen. Fast jedes größeres Milchwerk berechnet inzwischen den CO2-Fußabdruck der Milch und entlohnt Landwirte, die bei entsprechenden Programmen mitmachen. Außerdem sind „entwaldungsfreie“ Futtermittel im Kommen. Viele Branchenmitglieder wünschen sich, dass ein entsprechendes Siegel das GVO-frei-Siegel ablöst.

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