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Milchpreise: Aldi kündigt Preissenkung an

Landwirte demonstrieren gegen eine von Aldi geforderte Preissenkung für Milchprodukte. Sie werfen Aldi unfaire Handelspraktiken vor. Zuletzt hieß es, Aldi habe sich gesprächsbereit gezeigt.

Lesezeit: 4 Minuten

Aldi hat angekündigt Preise für Milchwaren für Aldi Nord und Süd zu senken. Wie die Lebensmittelzeitung (LZ) berichtete, habe der verantwortliche Einkäufer Nicholas Bond den Zeitpunkt der üblicherweise erst im Mai stattfindenden Preisverhandlungen um einige Wochen vorgezogen. Nach Informationen, die top agrar vorliegen, gibt der Handelskonzern die konzentrierte Nachfrage sowie den geschwächten Weltmarkt aufgrund des Corona-Virus als Grund für die Preissenkung an.

Bedenkliche Entwicklung

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Ein Branchenkenner bestätigte gegenüber top agrar die derzeitigen Verhandlungen: „Es stimmt, dass Aldi eine Preissenkung fordert.“ Und weiter: „Das ist eine bedenkliche Entwicklung, besonders zum jetzigen Zeitpunkt der Bauernproteste“, hieß es. Erst vor kurzem habe der Handelsgipfel mit Angela Merkel im Kanzleramt stattgefunden, bei dem es vor allem um faire Preise ging (top agrar berichtete). Laut einer Aussage aus der Branche sei Aldi bislang der einzige Handelspartner, der über neue Milchpreise verhandle.

Es drohen weitere Proteste

Nach Angaben der LZ akzeptiere Bond keine langen Preisverhandlungen und wolle bis Mitte März die neuen Preise festlegen. Diese Handelspraktiken nahmen Landwirte zum Anlass, das Zentrallager von Aldi in Beverstedt (Niedersachsen) zu blockieren. Ein Teilnehmer der Demonstration teilte mit, dass sich die Blockade kurz nach Mittag wieder aufgelöst habe. Denn Aldi habe Gesprächsbereitschaft gezeigt. „Sollte das nicht der Fall sein, sind für Sonntag bundesweite Aktionen vor den Aldi Zentrallagern geplant“, so seine Aussage.

Hintergrund: Im Frühjahr und im Herbst verhandeln Molkereien mit dem Lebensmitteleinzelhandel über Milchpreise, die in den darauf folgenden sechs Monaten im Handel ausgewiesen sind.

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Stimmen

von Alfons Deter

DBV

Der Vize- und Milchpräsident des Deutschen Bauernverbandes, Karsten Schmal, kritisiert, dass dieses Einkaufsverhalten ein Paradebeispiel für den Missbrauch von Nachfragemacht und ein Fall für das Kartellamt ist. Dieses müsse jetzt hier einschreiten.

"Bekannt ist, dass Aldi und seine Mitbewerber jede Chance für niedrigere Einkaufspreise nutzen. Dass man dafür sogar auch das Corona-Virus als Vorwand nutzt, ist eine neue Qualität. Diese Angelegenheit zeigt aber vor allem, dass die Richtlinie über unlautere Handelspraktiken notwendig war und nun dringend national umgesetzt werden muss, und zwar weitgehender und strenger als die EU vorgibt. Wir stellen außerdem fest, dass die Unternehmen des Lebensmittelhandels ihre Marktmacht nur dann ausspielen können, wenn es Molkereien gibt, die auch mitspielen“, so Schmal.

WLV

Empört reagiert der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband (WLV) auf die Ankündigung Aldis. Vor den anstehenden Verhandlungsrunden mit dem Discounter macht WLV-Vizepräsident Wilhelm Brüggemeier deutlich: „Für Dumpingpreise arbeiten wir nicht. Unsere Milch ist mehr wert. Wir garantieren Kuhkomfort und beste Milch aus der Region. Wir fordern Aldi auf, bei den anstehenden Verhandlungen höhere Abgabepreise für frische Milchprodukte zu akzeptieren und nicht zu torpedieren.“

Die angekündigte Verhandlungsführung des Marktriesen missachte Wettbewerbsregeln und sei Ausdruck fehlender Wertschätzung gegenüber den Milchviehbetrieben. „Unfaire Handelspraktiken werden wir nicht akzeptieren. Nach unserer Einschätzung konterkarieren Forderungen nach sinkenden Preisen die positive Marktentwicklung in vielen Segmenten“, so Brüggemeier.

Landvolk

Ebenso reagierte der Präsident des Landvolks Niedersachsen, Albert Schulte to Brinke. Er sprach von einem mehr als unwürdigen und schlechtem Stil zwischen Handelspartnern. „Es ist ein fatales Zeichen gerade jetzt, wo eine sichere Warenversorgung für die Bevölkerung wichtig ist, die Erzeugerseite zu schwächen“, sagt Schulte to Brinke. Das Gegenteil müsste eigentlich vom Lebensmitteleinzelhandel (LEH) erfolgen: „Ein positives Signal, dass dieser die Lieferantenbeziehung fördert und eine sichere Warenversorgung im Vordergrund steht, wäre stattdessen angebracht.“

Dieses Geschäftsgebaren, die der Riese „Aldi Global Sourcings“ gerade erkennen lässt, ist dagegen laut dem Landwirt nicht nur kurzsichtig, sondern werde für viele Milchbauern finanzielle Auswirkungen haben“, befürchtet der Landvolkpräsident. Zudem widerspreche diese Vorgehensweise den Beteuerungen des LEH. Dieser fordert gemeinsam mit der Gesellschaft, dass Tierwohl und Nachhaltigkeit vorangebracht werden und erwartet zudem eine kontinuierliche Weiterentwicklung von Verarbeitern und Erzeugern.

„Der LEH selbst aber gibt uns Erzeugern keine Sicherheit und Kontinuität, wenn jeder Indikator auf dem Weltmarkt angeführt wird, um Preise zu senken“, zeigt Schulte to Brinke auf. Vor dem Hintergrund gestiegener Erzeugungskosten durch die Dürre im vergangenen Jahr, den daraus resultierenden hohen Futterkosten und der aktuellen Mäuseplage sind derzeit aus Sicht der Milchbauern jegliche Preissenkungen indiskutabel.

Diese Aktion zeige deutlich, dass der Preis das bestimmende Element ist und bleibt. „Da muss man sich nicht wundern, wenn bei diesem Verhandlungsstil und der Forderung nach niedrigen Preisen, die Bauern weiterhin den LEH und ihre Lager besetzen bzw. davor demonstrieren werden – und das zu Recht, denn das sind keine fairen Handelspraktiken, bei denen die Landwirte auskömmliche Preise bekommen. Wir fordern daher weiterhin die konsequente Umsetzung der Richtlinie zum unlauteren Wettbewerb!“, sagt Landvolkpräsident Schulte to Brinke abschließend.

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