Seit Monaten stagnieren die Milchauszahlungspreise der Molkereien mit einigen Abweichungen. Im Interview mit top agrar wagt Andreas Gorn von der AMI einen Blick in die Zukunft.
Seit Monaten bewegen sich die Milchauszahlungspreise seitwärts. Jetzt erhöhte Aldi die Trinkmilchpreise um zwei Cent. Können Milcherzeuger deshalb aufatmen?
Gorn: Die marginalen Preisaufschläge bei Trinkmilch wirken sich kaum auf den Auszahlungspreis aus. Denn dieser ergibt sich bei den Molkereien nicht auf Basis eines einzelnen Produktes. Vielmehr stellen die Milchpreise die Gesamtverwertung der Milch, bezogen auf den individuellen Produktmix der Unternehmen, dar. Anfang 2019 haben die stark gesunkenen Butterpreise den Weg nach unten vorgegeben. Die Einbußen bei Käse und Molke verlängerten die Schwäche bis in den Sommer. Seit August ziehen die Produktmärkte an – mit Magermilchpulver als treibende Kraft. Die Folge sind stabilere Milchpreise im Herbst.
Heißt das, es geht aufwärts?
Gorn: Erfahrungsgemäß reagieren die Milcherzeugerpreise mit einer zeitlichen Verzögerung. Aufgrund der Entwicklungen an den Produktmärkten zeichnet sich im vierten Quartal eine leichte Erholung ab. Das bestätigen auch die höheren Auszahlungspreise einzelner Molkereien im September und Oktober.
Zum Jahresende ist also eine weitere Steigerung der Auszahlungspreise in Sicht?
Gorn: Potenzial für große Schritte nach oben zeichnet sich nicht ab. Das bundesweite Mittel für konventionell erzeugte Kuhmilch mit 4,0 % Fett und 3,4 % Eiweiß lag im September schätzungsweise bei gut 32,6 ct/kg. Das Bundesmittel zeigte sich damit von August auf September sehr stabil – allerdings mit regionalen Unterschieden: Das minimale Plus ergab sich aus regional teils noch sinkenden und teils bereits steigenden Tendenzen. Ab Oktober stellt sich das Gesamtbild aber wohl etwas fester dar. Das Ergebnis von 2018 dürfte aber nicht wieder erreicht werden. Der durchschnittliche Milchpreis, inklusive Nachzahlung, wird 2019 bei 33,6 bis 33,7 ct/kg liegen. Das wären rund 2 % oder 0,7 Cent weniger als im Vorjahr.
Wie geht es im kommenden Jahr weiter? Hält die derzeitige Tendenz an?
Gorn: Das kommt auf die Marktentwicklung nach dem Jahreswechsel an. Bis dahin dürften die Märkte fest bleiben. Seit November steigen die Milchmengen aber wieder. Kann der Käse in der Verwertung mit Butter und Pulver mithalten, wird dieser vorrangig den zusätzlichen Rohstoff aufnehmen. Ansonsten wird mehr getrocknet und gebuttert. Milcheiweiß wird sehr rege nachgefragt und dürfte diese Entwicklung preislich verkraften können. Ein vermehrtes Angebot an Butter könnte jedoch den Fettmarkt schwächen. Dadurch wäre es möglich, dass die Erzeugerpreise erneut unter Druck geraten.
Das Interview lesen Sie auch in der aktuellen top agrar-Ausgabe auf Seite R2.
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Seit Monaten bewegen sich die Milchauszahlungspreise seitwärts. Jetzt erhöhte Aldi die Trinkmilchpreise um zwei Cent. Können Milcherzeuger deshalb aufatmen?
Gorn: Die marginalen Preisaufschläge bei Trinkmilch wirken sich kaum auf den Auszahlungspreis aus. Denn dieser ergibt sich bei den Molkereien nicht auf Basis eines einzelnen Produktes. Vielmehr stellen die Milchpreise die Gesamtverwertung der Milch, bezogen auf den individuellen Produktmix der Unternehmen, dar. Anfang 2019 haben die stark gesunkenen Butterpreise den Weg nach unten vorgegeben. Die Einbußen bei Käse und Molke verlängerten die Schwäche bis in den Sommer. Seit August ziehen die Produktmärkte an – mit Magermilchpulver als treibende Kraft. Die Folge sind stabilere Milchpreise im Herbst.
Heißt das, es geht aufwärts?
Gorn: Erfahrungsgemäß reagieren die Milcherzeugerpreise mit einer zeitlichen Verzögerung. Aufgrund der Entwicklungen an den Produktmärkten zeichnet sich im vierten Quartal eine leichte Erholung ab. Das bestätigen auch die höheren Auszahlungspreise einzelner Molkereien im September und Oktober.
Zum Jahresende ist also eine weitere Steigerung der Auszahlungspreise in Sicht?
Gorn: Potenzial für große Schritte nach oben zeichnet sich nicht ab. Das bundesweite Mittel für konventionell erzeugte Kuhmilch mit 4,0 % Fett und 3,4 % Eiweiß lag im September schätzungsweise bei gut 32,6 ct/kg. Das Bundesmittel zeigte sich damit von August auf September sehr stabil – allerdings mit regionalen Unterschieden: Das minimale Plus ergab sich aus regional teils noch sinkenden und teils bereits steigenden Tendenzen. Ab Oktober stellt sich das Gesamtbild aber wohl etwas fester dar. Das Ergebnis von 2018 dürfte aber nicht wieder erreicht werden. Der durchschnittliche Milchpreis, inklusive Nachzahlung, wird 2019 bei 33,6 bis 33,7 ct/kg liegen. Das wären rund 2 % oder 0,7 Cent weniger als im Vorjahr.
Wie geht es im kommenden Jahr weiter? Hält die derzeitige Tendenz an?
Gorn: Das kommt auf die Marktentwicklung nach dem Jahreswechsel an. Bis dahin dürften die Märkte fest bleiben. Seit November steigen die Milchmengen aber wieder. Kann der Käse in der Verwertung mit Butter und Pulver mithalten, wird dieser vorrangig den zusätzlichen Rohstoff aufnehmen. Ansonsten wird mehr getrocknet und gebuttert. Milcheiweiß wird sehr rege nachgefragt und dürfte diese Entwicklung preislich verkraften können. Ein vermehrtes Angebot an Butter könnte jedoch den Fettmarkt schwächen. Dadurch wäre es möglich, dass die Erzeugerpreise erneut unter Druck geraten.
Das Interview lesen Sie auch in der aktuellen top agrar-Ausgabe auf Seite R2.