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Milchautomaten: Warum die Kunden in Sachsen-Anhalt keine Direktvermarktung wollen

Während sich Milchautomaten in vielen Regionen etabliert haben und von einem festen Kundenstamm profitieren, haben die Bauern in Sachsen-Anhalt fast alle frustriert wieder abgebaut.

Lesezeit: 3 Minuten

Vor sechs Jahren war bundesweit die Hochzeit für das neue Verkaufskonzept mit Milchautomaten. Viele Bauern hätten seitdem in die Direktvermarktung investiert, sagt Erik Hecht vom Landesbauernverband Sachsen-Anhalt – „weil sie dachten, der Kunde will direkt vom Bauern kaufen und die Milch war auch nicht wesentlich teurer als im Laden“.

Damals erhielten Milchproduzenten nur 20 Cent pro Liter, das war für das Überleben der Höfe zu wenig. Die Landwirte versuchten, neue Wege zu gehen.

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Kaum noch Milchautomaten im Land

Heute blickt Hecht etwas ernüchterter auf das Thema, wie er der dpa sagte. Nach kurzer Zeit habe es in Sachsen-Anhalt rund 14 Milchtankstellen gegeben und zunächst habe das Geschäft gebrummt. "Am Anfang lief es mit 150 Liter bis 200 Litern pro Tag und Automat ganz gut, weil es neu und interessant war", sagt Hecht.

"Aber so nach zwei, drei Monaten blieben immer mehr Kunden weg, wahrscheinlich weil sie wieder zur abgepackten Ware griffen." Heute gibt es nur wenige Bauern, die noch Milchautomaten betreiben. Sie verdienen damit nichts mehr, die Gründe für den Weiterbetrieb sind Imagepflege und Kundenbindung.

Rückzug auch aus Supermärkten

"Es ist eben ein Unterschied zwischen Nachfrage und tatsächlichem Kaufverhalten", so Hecht weiter. "Die Kunden blieben weg, aber die Unterhaltskosten und auch der Aufwand, das Ganze hygienisch zu halten, blieben hoch." Auch waren viele Landwirte mit ihren Milchtankstellen in Supermärkten vertreten, aber die Pacht lohnte sich bei der geringen Kundenzahl nicht mehr.

"Wir hatten drei Milchtankstellen in Supermärkten und eine an unserem Stall, mittlerweile ist nur noch die am Stall übrig geblieben und zwei kleine Milchautomaten in Hofläden", sagte der Geschäftsführer der Agrargenossenschaft Prießnitz GmbH, Patrick Zier. "Am Anfang hat das auch Spaß gemacht. Der Rückgang ist hauptsächlich der Bequemlichkeit der Kunden geschuldet. Flaschen auswaschen war vielen zu nervig." Die Nachfrage habe sich jetzt auf einem geringen Niveau stabilisiert.

1 €/l eigentlich nicht wirtschaftlich

"Die Milchtankstelle am Stall macht stabil 700 Liter im Monat. Am Stall sind wir bei einem Euro pro Liter geblieben. Eigentlich ist es nicht mehr wirtschaftlich, wir machen das nur aus Kundenpflege und weil wir im Sommer mit Eisdielen zusammenarbeiten, die von uns die Milch nehmen. Wir liefern insgesamt etwa 8.000 Liter Milch pro Tag. Da sieht man schon das Verhältnis", erklärte Zier.

"Das ist die Bequemlichkeit des Kunden. Das läuft so gut wie gar nicht mehr, weil der Kunde nicht bereit ist, das Geld zu bezahlen und der Aufwand viel zu hoch ist", sagt auch der Geschäftsführer der Agrargesellschaft Riestedt mbH & Co. KG, Torsten Wagner. "Bei uns ist es nur ein Imageprojekt. Auf den Geschmack achtet der Deutsche eben nicht so sehr. In anderen Ländern funktioniert das ja seit Jahrzehnten recht gut."

An der Milchtankstelle am Stall des Milchgutes Riestedt lag am Anfang der Absatz bei 90 bis 100 Liter am Tag. Jetzt sind es 30 bis 35 Liter. "Das ist eindeutig zu wenig. Wir machen es nach wie vor, weil wir Stammkunden haben", sagte Wagner. "Ab dem 1.1.2023 müssen die Milchtankstellen geeicht sein, wenn das natürlich einen höheren Geldbetrag fordert, dann ist das für uns das Aus."

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Wie ist Ihre Erfahrung?

Jetzt sind wir gespannt auf Ihre Meinung? Ist der Hype bei Ihnen auch verflogen oder haben Sie weiterhin einen festen Kundenstamm. Hatten Sie mal einen Automaten und haben ihn abgebaut? Was waren die Gründe? Oder was machen Sie anders, dass die Nachfrage läuft? Wir freuen uns auf eine angeregte Diskussion.

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