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Milchwirtschaft braucht neues Denken

Der Hohenheimer Agrarökonom Prof. Sebastian Heß warnt vor Nebenwirkungen der Privaten Lagerhaltung (PLH) von Molkereiprodukten.

Lesezeit: 2 Minuten

„Wo Gewinner sind, sind in Märkten meist auch Verlierer, und die Mengen verschwinden schließlich nicht vom Markt“, erklärte Prof. Sebastian Heß, der Leiter des Fachgebiets Agrarmärkte an der Universität Hohenheim im Interview mit Agrar-Europe. Als Kriseninstrument sei die PLH vor allem deshalb ungeeignet, weil jeder Landwirt und jede Molkerei ein anderes Risikoprofil und auch eine andere Risikoneigung habe. Risikomanagement und Risikovorsorge sollten daher vor allem auf Betriebs- und Molkereiebene und im Hinblick auf die eigene Vermarktungssituation betrieben werden.

Die aktuell fallenden Milchpreise zeigen Heß zufolge einmal mehr die Bedeutung der einzelbetrieblichen Risikoabsicherung, gerade für wachsende Betriebe ohne großen Liquiditätspuffer. Die letzte Preiskrise 2015/16 habe bei vielen Milcherzeugern offenbar nur kurz nachgehallt und die vergangenen zwei, drei Jahre seien auskömmlich gewesen. „Das führte bei den Milcherzeugern zu einem trügerischen Gefühl von Sicherheit“, so der Marktexperte. Die Festpreismodelle einiger Molkereien seien von den Erzeugern auch deshalb bisher nicht übermäßig gut angenommen worden, weil diese auf weiter steigende Preise gehofft hätten. „Was in der Milchbranche fehlt, ist eine ausgeprägte Mentalität fürs Risikomanagement“, so Heß. Die Marktbeteiligten würden sich noch zu sehr auf das Interventionssystem und die alten Mechanismen verlassen.

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Leere Nudelregale hallen nach

Den Rufen nach einer stärkeren Autarkie Deutschlands bei Agrarrohstoffen kann Heß nur wenig abgewinnen. Die besondere Leistungsfähigkeit der europäischen Wertschöpfungsketten habe sich in den letzten Wochen durch insgesamt funktionierende Marktkräfte, harmonisierte Standards und intakte Wettbewerbsstrukturen im Binnenmarkt entfalten können, nicht durch das Gegenteil.

Auf das Image der Landwirtschaft in der Gesellschaft könnte sich die Pandemie durchaus positiv auswirken. Das alte Thema der Versorgungssicherheit mit Nahrungsmitteln dürfte wieder ins allgemeine Bewusstsein gerückt sein, argumentiert Heß. Auch wenn bisher kaum nennenswerte physische Engpässe zu beobachten seien, dürfte die Kollektiverfahrung der zeitweise leeren Nudelregale nachhallen. Der europäische Agrar- und Ernährungssektor habe dabei in den vergangenen Wochen eine beeindruckende Flexibilität und Leistungsfähigkeit unter Beweis gestellt. „Der Zeitpunkt wäre günstig, um zu alten Grabenkämpfen nicht mehr zurückzukehren“, so der Wissenschaftler. Stattdessen könnte die Landwirtschaft an einem neuen Wir-Gefühl mit der Bevölkerung arbeiten: Die Landwirtschaft als Produzent erschwinglicher, gesunder und sicherer Nahrungsmittel aus nachhaltiger Produktion, auf die sich die Bevölkerung verlassen könne.

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