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Milchwirtschaft: „In der Schwierigkeit liegt die Möglichkeit“

Zum Thema „2030: Milch trifft Zukunft“ hatte der Deutsche Bauernverband im Rahmen der Grünen Woche zum digitalen Fachforum Milch eingeladen. Das Fazit: Die Herausforderungen steigen weiter.

Lesezeit: 4 Minuten

„Bei zunehmend steigenden Kosten reicht ein Milchpreis von 32 bis 33 Cent bei Weitem nicht mehr aus“, brachte es Peter Manderfeld, Milchviehhalter und Vorstandsvorsitzender von Hochwald auf den Punkt bei dem Online-Fachforum Milch des Deutschen Bauernverbands (DBV). Aufgrund der sich ändernden Ernährungsgewohnheiten erwartet er zukünftig noch mehr Druck auf die Preise. „Die Nachfrage nach Milchalternativen steigt, dagegen sinkt der Milchabsatz“, so Manderfelds Beobachtung.

Gleichzeitig sei nicht davon auszugehen, dass die produzierte Milchmenge abnimmt. Er erwartet, dass Milcherzeuger sich 2030 (noch) mehr mit Tierwohlthemen, Klimaschutz, Diversifizierung, Innovation, Energieerzeugung und Digitalisierung befassen werden. „Ich sehe uns Landwirte zukünftig als eine Art ‚Dienstleister der Gesellschaft‘“, so Manderfeld. Er zeigte sich dennoch optimistisch: „In der Schwierigkeit liegt die Möglichkeit.“

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Anbindehaltung bis zur Rente

Auch Christine Singer, Kreisbäuerin vom BBV-Kreisverband Garmisch-Patenkirchen blickt trotz aller Herausforderungen positiv in die Zukunft. „2030 haben wir viele super ausgebildete Landwirte, die den Berufsstand mit Stolz präsentieren werden“, erklärte sie. Außerdem erwartet sie, dass es mehr weibliche Betriebsleiterinnen geben wird. „Das wird der Branche gut tun, weil Frauen häufig offener mit dem Thema Öffentlichkeitsarbeit umgehen“, so Singer.

Kritisch bewertet die Kreisbäuerin die Diskussionen um die Anbindehaltung. „Das Thema Tierwohl wird in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen“, zeigte sie sich überzeugt. „Aber Anbindebetriebe ohne Nachfolger müssen das Recht haben, noch bis zur Rente weiter melken zu dürfen.“ Ebenfalls skeptisch ist sie darüber, die Umsetzung der neuen Tierwohlvorgaben aus Borchert-Kommission, Initiative Tierwohl Rind oder QM-Milch Tierwohl bis 2030 umgesetzt haben zu müssen. „Das schaffen wir nicht bis 2030!“

Tierwohlindikatoren wichtiger als Maßangaben

Kritik kam von den Teilnehmern weil auf drei Ebenen gleichzeitig an neuen Tierwohlstandards gearbeitet wird, ohne sich miteinander zu vernetzen. „Wir brauchen Planungssicherheit“, forderte Singer. Prof. Dr. Ute Knierim von der Universität Kassel und Mitglied im Gremium der Bochert-Kommission betonte, dass es ihr darauf ankomme, eher tierbezogene Indikatoren festzulegen als genaue Maße für beispielsweise Laufgänge zu definieren.

Dass sich der Wettbewerb in der Milchbranche noch verschärft, prognostizierte Christian Schramm von der Molkerei Zott. Er kritisierte die plakative Aussage vieler Milcherzeuger, dass Molkereien in den Verhandlungen mit dem Lebensmitteleinzelhandel standhaft bleiben müssen.

Wenn wir standhaft blieben, würden wir Aufträge verlieren und die Milch würde in eine schlechtere Verwertung fließen. Die Konsequenz wäre noch schlechtere Preise. - Christian Schramm

Er erklärte, dass Molkereien gefordert sind, Produkte zu kreieren, die sich von anderen Herstellern abheben und für die sich höhere Preise erzielen lassen. „Es wird zunehmend schwieriger, höhere Preise zu erwirtschaften“, schilderte er seine Erfahrung.

Kann die gemeinsame Sektorstrategie 2030 zu einer Verbesserung der Situation beitragen? „Wir haben es geschafft, eine Branche gemeinsam auf den Weg zu bringen“, erklärte DBV-Milchpräsident Karsten Schmal. Noch in diesem Jahr soll QM-Milch Tierwohl an den Start gehen, verkündete er. Milchviehhalterin Katharina Leyschulte merkte an, dass es viel Vorwissen bräuchte, um die Sektorstrategie zu verstehen. Ihr fehlen deutliche Fristen in den gemeinsamen Vereinbarungen, an denen sich Ziele messen und vor allem höhere Preise erzielen lassen. „Welches Resümee wollen Sie wie angekündigt in 2025 ziehen, wenn es keine Fristen gibt, an die Sie sich halten müssen?“

Borchert und Herkunftskennzeichnung

Ihre größte Sorge ist, dass die neuen Tierwohlkriterien für die es mehr Geld geben soll, irgendwann zum Standard werden und der Handel erneut die Preise drückt. Das kann auch Karsten Schmal, der einen Milchviehbetrieb in Hessen bewirtschaftet, nachvollziehen:

„Die deutsche Milchviehhaltung schießt sich mit ihren hohen Standards und damit teuren Produktionskosten gerade aus dem Wettbewerb.“ - Karsten Schmal

„Wenn man Geld nicht über den Markt bekommt, dann muss ein anderer Weg her. Zum Beispiel so, wie von der Borchert-Kommission vorgeschlagen“, erklärte Schmal. Offen sei noch, ob das zu Wettbewerbsverzerrungen führen könnte und wie das mit dem EU-Recht zu vereinbaren ist.

Leyschulte und Singer machten sich für eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung stark. „Ich schätze den freien EU-Binnenmarkt“, so Leyschulte. „Aber was nutzt er uns, wenn wir deutschen Bauern daran zugrunde gehen?“

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