"Du musst eine Geschichte über dich und deine Produkte erzählen.“ Das rät Wagyu-Züchter Florian Richter anderen Biorinderhaltern bei der Besichtigung seines Betriebs im Rahmen der Bioland-Fleischrindertagung.
„Kunden kommen wegen des Produkts, aber auch wegen euch“, ist er überzeugt. Er zeigt seiner Kundschaft die Arbeitsweise des Betriebs und gibt ihnen Hintergrundinformationen zu den Produkten.
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Vermarktung heißt, Geschichten erzählen. Das weiß Florian Richter, der Wagyu-Fleisch direkt an Endkunden verkauft.
Ein Rundstall beherbergt die Tiere im Winter. Insgesamt hat der Stall acht Buchten.
Bei Tasting-Events auf dem Hof können Interessierte das Fleisch in zubereiteter Form probieren und anschließend im Laden kaufen.
Der Biobetrieb von Familie Richter liegt im sogenannten Taubertal bei Creglingen in Baden-Württemberg. Deshalb entstand der Markenname „Taubertal Wagyu“. 2014 begann die Familie mit der Zucht der ursprünglich aus Japan stammenden Rasse: „Wir wollten etwas machen, was unserem kleinen Biobetrieb eine Perspektive bietet“, erinnert sich der Betriebsleiter.
Rundstall als Winterquartier
Während die 70 Rinder in den Sommermonaten auf der Weide laufen, sind sie im Winter in einer runden Stallkonstruktion, einem „Roundhouse“, untergebracht. Ende 2020 investierte die Familie dafür etwa 500.000 €. Seitdem hat sich die tägliche Arbeit sehr vereinfacht, so der Landwirt. „Bei konventioneller Haltung bietet der Stall Platz für 140 Tiere. Wir sind Biolandbetrieb und halten 70 Tiere darin“, erklärt er. Das Erstkalbealter liegt bei etwa 28 Monaten, die Rinder kalben im Stall ab. Sie bekommen im Winter Heulage von den eigenen Flächen sowie einmal täglich Kraftfutter vorgelegt.
Florian Richter bringt seine Tiere selbst zum rund 10 km entfernten Schlachter. Die Schlachtkörper nimmt er wieder mit nach Hause, wo sie im Kühlhaus 21 Tage abhängen und anschließend von einem Mitarbeiter der Metzgerei zerlegt werden. Ein bestimmtes Alter haben die Tiere nicht bei der Schlachtung. Die letzte Färse, die er vermarktet hat, war 39 Monate alt. Üblicherweise sind Färsen 24 Monate alt, wenn sie zum Schlachter gehen. Florian Richter erklärt: „Wir schlachten dann, wenn das Kühlhaus leer ist.“
Färsen lagern mehr Fett ein
Im Jahr 2024 waren das 24 Färsen und 28 Ochsen. „Wir bevorzugen Färsen, weil die mehr Fett einlagern und schmackhafter sind“, so der Direktvermarkter. Das Fleisch bietet die Familie einzeln verpackt und tiefgefroren an.
Die Kundschaft kommt aber nicht nur, um Ware abzuholen, sondern auch um den Hof kennenzulernen und das Fleisch vor Ort zu probieren – eben um die Geschichte dahinter kennenzulernen. „Wir bieten sogenannte Tastings für bis zu sechs Personen an“, erklärt der Betriebsleiter. Pro Person kostet das 125 €. Darin inbegriffen sind ein Burger, verschiedene Steaks, Getränke und eine Hofbesichtigung. Anschließend können die Kunden im Shop einkaufen.
Von der Terrasse aus haben die Gäste einen direkten Blick auf den runden Stall und auf die angrenzenden Weiden, die die Tiere bei entsprechender Witterung vom Stall aus nutzen können.