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Mit einer Biogasanlage den Nährstoffkreislauf abrunden

Strom, Wärme und pflanzenverfügbare Nährstoffe: Das erreicht Josef Riedl mit seiner Biogasanlage.

Lesezeit: 3 Minuten

Unscheinbar, eckig und mit Holz umkleidet, sieht die 50 kW-Biogasanlage von Josef Riedl aus. Nicht nur das ist besonders: „Wir verwerten in der Anlage ausschließlich hofeigene Gülle und Mist“, sagt der Landwirt. Gemeinsam mit seiner Frau und ihren Eltern bewirtschaftet er den Familienbetrieb mit 75 Fleckviehkühen, der weiblichen Nachzucht und 40 ha Land. Die Region in Bad Feilnbach in Bayern beschreibt der Landwirt als Grünlandgürtel mit wenig Ackerfläche und schweren Lehm- bzw. Moorböden. „Futter ist bei uns ohnehin knapp, da kann ich nicht noch die Biogasanlage damit befüllen.“

Auf der Suche nach einer Anlage, die ohne Futter funktioniert, ist Josef Riedl auf die Schweizer Firma Quh-Energie gestoßen. Gemeinsam wollen sie das Konzept künftig in Deutschland vertreiben.

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Alle drei Stunden frische Gülle

Das System funktioniert so: Der Vierecks-Fermenter (15 m x 12 m) hat im Innenraum drei Wände, die labyrinthartig angebracht die Verweildauer des Gärmaterials erhöhen. Aktuell liegt sie bei 60 Tagen. Zum Vergleich: bei mehr als 75 kW, ist eine Mindestverweildauer von 150 Tagen nötig. Ein Rührwerk bestehend aus einer Edelstahlwelle und Tannenholzpaddeln ver­hindert eine Schwimmschicht. Der Fermenter ist 4 m hoch, wobei die oberen 50 cm aus einer Gasschicht bestehen, sodass er etwa 630 m³ fasst.

Die Gülle kommt alle drei Stunden direkt aus dem Kuhstall. Der Abwurfschacht der Schieberentmistung ist 25 m breit und dient gleichzeitig auch als Vorgrube für die Biogasanlage. Rechts am Abwurfschacht dosiert Josef Riedl Mist über einen ausrangierten Futtermischwagen hinzu. Links verarbeitet eine Tauchschneidpumpe das Gemisch zu einem homogenen Brei.

Aus dem Fermenter fließt dann vollständig vergorenes Substrat durch Gefälle in einen Sammelbehälter heraus. Das dünnflüssige Material mit 5 % Trockensubstanz separiert der Rinderhalter zusätzlich mit einem 0,5 mm Sieb als Einstreu für die Liegeboxen. „Es bleibt quasi nährstoffreiches Wasser übrig. Als Dünger für unser Grünland optimal, da wir keine organischen Reste haben“, sagt er. Der Nährstoffgehalt sei Gülle und Mist zwar ähnlich, jedoch deutlich pflanzenverfügbarer.

Eigene Energie aus Gülle und Mist

Auf dem Fermenter befindet sich ein mit Gas gefüllter Ballon, versteckt in der Holzumkleidung. Das Gas wandelt ein Blockheizkraftwerk in Strom und Wärme um. Je Tag sind das 600 bis 700 kWh und pro Jahr 250.000 kWh. Rund 30.000 kWh nutzt Josef Riedl für seinen Kuhstall inkl. Melkroboter. Den Rest speist er für 22,3 ct/kWh (netto) über die EEG-Förderung ein. Der Preis ist für 20 Jahre gesichert.

„Wir haben die gleichen Auflagen wie große Biogasanlagen“, erklärt der Landwirt. „Mein Wunsch ist, dass die Vergärung von organischem Dünger gefördert wird. In der Schweiz bekommen Landwirte beispielsweise 40 % der Baukosten bezuschusst.“ Josef Riedl hat rund 300.000 € und viel Eigenleistung in den Bau seiner Biogasanlage investiert. Dazu gehörte auch eine Portion Risiko: „Ich wusste nicht, ob die Anlage so funktioniert, wie ich es mir vorgestellt habe. Und es ist herausfordernd, die Kosten im Griff zu halten.“ Dennoch hat er das System installiert und profitiert nun von einer autarken Stromversorgung und einer besseren Verwertung von Gülle und Mist.

CO2-Bilanz verbessert

Zukünftig plant er eine Fernwärmeleitung, um seinen eigenen und weitere Haushalte zu heizen. Die Anlage produziert etwa 400.000 kWh Wärme im Jahr. Hinzu kommt: Durch das direkte Vergären der Gülle sind Emissionen deutlich geringer. „Die CO2-Bilanz von Milch wird wichtiger. So sind wir für die Zukunft gerüstet.“

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