topplus Milchkontrolle

Neue Wege für die Milchkontrolle

Die Landeskontrollverbände NRW und Rheinland-Pfalz-Saar könnten schon bald miteinander verschmelzen. Die Strukturen beider Verbände sind ähnlich.

Lesezeit: 4 Minuten

Dieser Beitrag ist zuerst erschienen im "Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben"

Die Mitgliederzahlen des Landeskontrollverbandes (LKV) NRW sinken. Aktuell nehmen noch 2800 Betriebe mit knapp 313 280 Kühen an der Milchkontrolle teil. Die Tendenz: rückläufig. Hinzu kommt, dass der Verband weniger Fördermittel erhält und die Zahl der Güteproben abnimmt. Der Vorstand des LKV will den Kopf aber keineswegs in den Sand stecken, sondern sucht nach praktikablen Lösungen.

An dieser Stelle kommt der LKV Rheinland-Pfalz-Saar (RPS) ins Spiel. Die Vorstände beider Verbände sind seit geraumer Zeit im intensiven Austausch. Ein erstes gemeinsames Treffen fand bereits im November 2023 statt. Seit April 2024 ist der LKV NRW als Dienstleister im Bereich der Finanzbuchhaltung für den LKV RPS zuständig.

Außerdem arbeitet der LKV RPS mit dem hiesigen Rohmilch-Güteprogramm seit Januar dieses Jahres. Eine weitere Gemeinsamkeit: Die Vorstände sehen die Notwendigkeit einer Veränderung, ausgelöst durch den Strukturwandel. Das erklärte Eckhard Budde, Vorsitzender des LKV NRW, auf der Vertreterversammlung vergangene Woche.

Das spricht dafür

Für das Verschmelzen beider Verbände spricht laut Budde:

  • NRW und RPS sind im Auftrag der Rinder-Union West tätig.

  • Strukturen ähneln sich.

  • Das Ehrenamt beider arbeitet bereits vertrauensvoll in Gremien anderer Organisation zusammen.

  • Andere LKVs leiden unter den gleichen Problemen. Die Pläne könnten Signalwirkung haben.

Für Budde ist klar: "Wir können nicht einfach so weitermachen, sondern müssen uns an die Situation anpassen." Er stellte den anwesenden Vertretern ernüchternde Fakten vor. So könnten die Kuhzahlen des LKV NRWs in zehn Jahren bei gerade mal etwa 253 400 liegen. Der LKV RPS würde den Berechnungen zufolge dann nur noch 71 100 Kühe zählen. "Vor diesen Zahlen können wir die Augen nicht verschließen", betonte der Vorsitzende. Gleichzeitig stellte er auch fest: "Beide Verbände sind gesund. Aber auf Dauer ist das selbstständige Arbeiten beider nicht mehr tragbar."

Vorbereitungen getroffen

Weiter erklärte Budde, welche Vorbereitungen sie für die geplante Verschmelzung bereits getroffen haben:

  • Vorteile festgestellt,

  • beratende Begleitung durch das Unternehmen Audit Service Münster GmbH,

  • Vergleich von Haushaltsdaten und wirtschaftlichen Verhältnissen,

  • Entwurf eines "Verschmelzungsvertrages",

  • Verschmelzungsprüfung,

  • Entwurf einer Satzung.

Die Inhalte der Satzung bei Zustandekommen der Verschmelzung stellte der Vorsitzende vor:

  • Sitz des neuen Verbandes: Krefeld (LKV NRW hat den größeren wertmäßigen Grundbesitz),

  • Vorstand: sechs Landwirte

  • Verbandsführung: ausschließlich durch Landwirte,

  • Vertreter: werden in den jeweiligen Regionen gewählt.

  • Beirat: kein Stimmrecht

Bei einer Vertreterversammlung würden somit die von den Kontrollbezirken gewählten Vertreter, die Vorstandsmitglieder sowie die Mitglieder des Beirats teilnehmen.

Vertreter müssen zustimmen

Falls die Vertreter der Fusion zustimmen, besteht ein Sonderkündigungsrecht für die Mitgliedsbetriebe des LKV RPS. "Für uns nicht, weil wir der übernehmende Verband sind", erklärte Budde.

Wenn alle Unterlagen bis Ende August beim Amtsgericht sind, kann die Verschmelzung rückwirkend zum 1. Januar stattfinden. Das ist das Ziel des Vorsitzenden. Bis alle Mitglieder zugestimmt haben, bleiben beide Verbände geschäftsfähig. Der Name des neuen Konstrukts soll "MiLKV" sein.

  • Der Beschluss über eine Verschmelzung soll in einer außerordentlichen Vertreterversammlung am Donnerstag, 7. August, um 10 Uhr in Düsseldorf erfolgen.

  • LKV-Mitglieder können die Unterlagen zur Verschmelzung in Krefeld einsehen.

Das sind die Geschäftszahlen

"Die Milchleistungsprüfung ist und bleibt die tragende Säule", erklärte der Geschäftsführer des LKV NRW, Stefan Jackenkroll. Somit hatte die Milchleistungsprüfung 2024 einen Umsatzanteil von 61 %. Es folgt die Tierkennzeichnung mit 21,1 %. Im Schnitt halten die LKV-Mitglieder 109,5 Kühe in ihrer Herde. Die Verteilung der Prüfverfahren in der Milchkontrolle sah 2024 so aus:

  • Standardkontrolle: 1137 Betriebe (39,3 %) 

  • Wechselkontrolle: 724 Betriebe (25,1 %) 

  • Besitzerkontrolle: 271 Betriebe (9,4 %) 

  • Automatische Melksysteme: 785 Betriebe (26,2 %)

  • Wenn Landwirte 2024 investiert haben, dann in automatische Melksysteme (+2,3 %).

Jackenkroll gratulierte den Mitgliedern zu der Milchleistung von 10 117 kg je Kuh. "Damit sind wir nach Niedersachsen das zweite Bundesland, das die 10 000-kg-Marke geknackt hat." Auch die Zahl der Kühe mit hoher Lebensleistung sei im vergangenen Geschäftsjahr gestiegen. An der Milchgüteprüfung haben 1289 Erzeuger teilgenommen. Außerdem konnte der LKV knapp 2500 Audits durchführen. Die Bilanzsumme betrug mehr als 15,6 Mio. € und die Eigenkapitalquote lag bei 87,4 %, berichtete Jackenkroll zufrieden. Knapp 200 Mitarbeiter arbeiten beim LKV NRW.

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