In den Niederlanden dürften in den kommenden zehn Jahren unter der Annahme unveränderter politischer Rahmenbedingungen tausende Milcherzeuger aufgeben und bis 2030 voraussichtlich nur 10.660 Milchbauern übrigbleiben. Das wäre ein Drittel weniger als 2018. So geht es aus einer aktuellen Studie hervor, die die Universität Wageningen im Auftrag des Molkereikonzerns FrieslandCampina angefertigt hat.
Milchmenge steigt trotzdem
Gleichzeitig dürfte die Zahl der Milchkühe um 8 % auf 14,6 Mio. Tiere abnehmen, wobei die Milchleistung je Kuh aber im Mittel um 13 % auf 9.850 l pro Jahr steigen soll. In der Folge soll die Milcherzeugung in den Niederlanden bis 2030 um 4 % auf 14,58 Mio. t steigen.
Halbierung der Betriebe bei starker Exportorientierung oder hohen Privatentnahmen
Unter unveränderten Rahmenbedingungen würden 57 % der prognostizierten Betriebsaufgaben durch die schlechte Finanzlage erzwungen, so die Forscher. Von den verbleibenden Betriebsleitern könnten voraussichtlich nur 27 % ihre Kredite tilgen und notwendige Ersatzinvestitionen tätigen. Bei drei alternativen Modellrechnungen ergab sich nach Angaben der Wissenschaftler unter anderem, dass bei einem naturschutzorientierten Ansatz die Zahl der Milchviehhalter bis 2030 im Vergleich zu 2018 um 37 % zurückgehen würde. Unter der Annahme eines „freien Marktes“ mit hoher Exportorientierung würden sogar 53 % der Landwirte die Milchproduktion aufgeben. Als Grund geben sie vor allem die in diesem Fall wahrscheinlich sehr niedrigen Rohmilchpreise an. Würden die Milcherzeuger indes dagegen höhere Anforderungen an ihr Einkommen stellen und deshalb ihre Betriebsentnahmen für den privaten Verbrauch oder für alternative Investitionen erhöhen, würde sich die Zahl der Milchviehbetriebe ebenfalls in etwa halbieren.
Klare politische Bedingungen für Investitionsentscheidungen nötig
Den nationalen und regionalen politischen Entscheidungsträgern empfehlen die Wageninger Forscher, klare und langfristige Rahmenbedingungen für die Milcherzeuger zu schaffen. Dies erfordere den Austausch mit den Landwirten, Banken und Molkereiunternehmen. Nur klare Politikinstrumente, Anforderungen und Handlungsoptionen könnten den Micherzeugern als Richtschnur für ihre Investitionsentscheidungen dienen, betonen die Wissenschaftler.