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Normande-Rinder: Futterneid im Spermageschäft?

Immer mehr Bauern in Österreich entdecken das Zweinutzungsrind Normande. Wir stellen es vor und erklären, warum sich Rinderhalter gegenüber dem Verband benachteiligt fühlen.

Lesezeit: 8 Minuten

Die französische Zweinutzungsrasse Normande wird in Österreich immer beliebter - siehe Bericht unten. Diesen Erfolg will man mancherorts möglicherweise kleinreden.

Wenn gekreuzte Normadetiere bei den Viehmärkten in das Segment Kreuzungen reiner Milchrassen verräumt werden, sinkt der statistische Durchschnittspreis der Normandetiere. „Dieser liegt dann meilenweit von reinen Fleckviehkreuzungen entfernt“, ärgert sich Alfred Mandl, „und mit diesen nach unten manipulierten Durchschnittspreisen der Normandetiere geht die Rinderzucht zu den Betrieben hinaus und macht die Rasse schlecht.“

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Zudem stoßen dem Biobauer und zugelassenen EU-Rindersamendepot-Betreiber die expliziten Hinweise auf Normandeblut bei den Versteigerungen sauer auf: „Limousin- oder Weißblaue Belgier-Einkreuzungen, deren Nachzucht teils überhaupt nicht zuchttauglich ist, werden gar nicht erwähnt.“

Die Rinderzucht Steiermark (RZSTM) sieht sich zu Unrecht gescholten. Grundlage der Rassenkürzel und Segmentierung in den Katalogen seien die AMA-Daten, so deren Geschäftsführer Reinhard Pfleger.

Mandl und der Verband sind alte Bekannte. So brachte Mandl vor einigen Jahren die EU-rechtswidrigen LK-Spermamonopole zu Fall. Nachdem er nun Generalimporteur für den wichtigsten Normande-Spermavertreiber Evolution geworden war, wurde versucht, dagegen zu intervenieren.

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Hype um Normande-Rinder

Schöne Optik, beste Milchinhaltsstoffe und schmackhaftes Fleisch – das verspricht das Profil der französischen Normande-Rinder. Wir haben uns bei zwei steirischen Landwirten erkundigt, warum sie auf diese Zweinutzungsrasse setzen. Von Teresa Gastegger.

Wer ein Normande-Rind in Österreich sucht, muss mitunter tief in die Tasche greifen. Über 1.000 € erzielte letzten Mai ein Normande-Kalb (gekreuzt mit Red Holstein) aus dem Milch- und Zuchtbetrieb Leitold.

„Käufer gibt es in Österreich ohne Zweifel. Durchschnittlich bekommen wir für Normande-Kreuzungen den doppelten Preis wie für unsere Red Holsteins“, bestätigt Betriebsführer Bernhard Leitold. Mit seinem Sohn Florian führt der 51-Jährige einen konventionellen Heumilchbetrieb in Gaal (Steiermark) – seit 2015 auch mit Normande-Rindern.

Aktuell haben die beiden drei Kälber, eine laktierende Kuh und vier Jungtiere mit Normande-Genen. Doch das ist nur ein Teil der Herde. 50 Milchkühe versorgen die beiden in ihrem Liegeboxenlaufstall. Darunter sind auch Fleckvieh- und Red Holstein-Rinder. Um die Aufzucht der 30 Jungtiere kümmert sich ein Partnerbetrieb.

„Warum wir auch auf Normande setzen? Bei einem Treffen mit Berufskollegen wurde diese französische Zweinutzungsrasse diskutiert“, erinnert sich Bernhard Leitold. „Und das weckte auch mein Interesse.“

Das Aussehen begeistert

Der Grund für den Hype um diese Rasse liegt für ihn vor allem in der schönen Optik: „Da geht man doch gerne in den Stall, wenn dich so ein prächtiges Tier erwartet. Die Fellfarbe ist ganz individuell. Steht eine Normande-Geburt ins Haus fragen wir uns immer, welche Flecken das Kalb wohl haben wird. So etwas Außergewöhnliches wollen auch andere Bauern und schaffen sich Normande-Rinder an“, berichtet Jungbauer Florian.

Aber nicht nur den Bauern gefallen die schwarz-braunen Flecken, ist sich Leitold Senior sicher: „Kinder lieben die Rasse. Urlaub am Bauernhof-Betriebe könnten mit ihr bei den Gästen noch mehr punkten. Sogar unser Milchkontrolleur war begeistert, dass wir eine Normande-Kuh am Hof haben.“

Auch Ivana Kovacevic aus St. Margarethen bei Knittelfeld (Steiermark) überzeugte die Rasse: „Als ich für meine Schwägerin ein Geburtstagsgeschenk suchte fand ich ein Kalb mit 75% Normande-Genen. Da bin ich auf den Geschmack gekommen.“ Letztes Jahr kaufte sie auch für ihre eigene Kalbinnenaufzucht eine Normande-Kalbin.

Nachdem Kovacevic vieles über die Rasse gelesen hatte, wollte sie nun den Selbsttest auf ihrem 10 ha-Grünlandbetrieb machen. „Die erste Kalbin habe ich günstig erworben. Ihr drohte der Gang zum Schlachter, weil sie lange nicht trächtig wurde. Ich habe sie mit Normande-Sperma belegt und auf die Weide mit einem Fleckvieh-Stier gebracht. Innerhalb von 14 Tagen war sie trächtig“, so die Rinderbäuerin. Doch das war erst der Anfang für Kovacevic. Aktuell haben von ihren 35 Kalbinnen drei eine Normande-Genetik. Und auch einen reinrassigen Normande-Stier hat sich die 43-Jährige nun auf den Hof geholt. „Das Interesse an Normande-Kalbinnen ist immens. Die zwei älteren sind bereits trächtig und auch schon vergeben“, berichtet die Landwirtin.

Stark nachgefragt

Stetig sucht die Bäuerin neue Normande-Kalbinnen. „Die Rasse ist einfach zu verkaufen, aber schwer zu bekommen.“ Dass die Tiere schwer zu bekommen sind, weiß auch Bernhard Leitold: „Schon 2013 habe ich drei Portionen gesextes Sperma aus Frankreich bestellt. Daraus wurde letztlich nur eine Kuh: Unsere „Fleckerl“ – eine Kreuzung aus Red Holdstein und Normande. Für reinrassige Normande-Rinder müssten wir Embryonentransfers durchführen“, erklärt der 51-Jährige. Der Aufwand samt Bürokratie stand für die beiden aber bisher nicht dafür.

Viel Eiweiß, viel Fleisch

Fraglich bleibt, was hinter dem schönen Aussehen steckt. Das Rasseprofil der Normande-Rinder wirbt jedenfalls mit besten Milchinhaltsstoffen. Auf die Milch von „Fleckerl“ trifft das auch zu: In dritter Laktation liegt der Fettgehalt ihrer Milch mit 4,63% exakt 0,6% über dem Stalldurchschnitt. Auch der Eiweißgehalt von 3,76% ist top. Im Durchschnitt produzieren die Milchkühe der Leitolds 3,48% Eiweiß. Mengenmäßig liegt „Fleckerl“ ebenfalls vorne. 907kg mehr Milch hat sie in den letzten 12 Monaten produziert als die anderen Fleckvieh- und Red Holdstein-Kühe am Betrieb.

Und das Fleisch?

„Die Tiere sind großrahmig und haben einen hohen Fleischanteil“, erklärt Kovacevic. Eigene Erfahrungen mit dem Fleisch hat sie noch nicht gemacht. Genauso geht es den Leitolds, so Betriebsführer Bernhard: „Wir haben keine Ackerflächen. Kraftfutter müssen wir zukaufen. Da kann man schlecht mästen.“

Ein befreundeter Betrieb der Leitolds hat jedoch eines ihrer männlichen Kälber zu einem Ochsen gemacht. Dieser soll im Herbst geschlachtet werden. „Wir sind schon gespannt, wie das Fleisch schmecken wird. Noch gibt es dafür wenig Nachfrage in Österreich. Mäster, Schlachter und Kunden kennen die Qualität von Normande-Fleisch noch nicht“, so der landwirtschaftliche Facharbeiter. Trotzdem ist Florian sich sicher, dass diese Rasse ihren Weg auch in Österreich gehen wird.

Gute Chancen bei Bio

Gut platziert sei die Rasse jedenfalls auf der Weide, meint Florian Leitold: „Normande ist eine Low-Input-Rasse. Auf der Weide ist sie eine sehr gute Alternative zu den Holsteins.“ Dieser Meinung ist auch Kovacevic: „Meine Normandes kommen mit der bergigen Landschaft gut zurecht. Gerade Biobauern sollten sie in Betracht ziehen. Immerhin müssen alle Biorinder nun weiden.“

Ein Dauerthema auf der Weide sind Mücken und Co. Hier haben Normande-Rinder einen ganz speziellen Vorteil gegenüber anderen Rassen, so Kovacevic weiter: „Auf den dunklen Augenflecken der Normande-Rinder setzen sich kaum Fliegen. Für meine Fleckvieh-Kalbinnen mit weißem Kopf ist das ein größeres Problem.“ Das ist nicht nur angenehmer für die Tiere. Die Augenflecken bewahren die Rinder obendrein vor Krankheiten. Immerhin können Fliegen auch Bindehautentzündungen übertragen.

Der Charakter der Normande-Rinder überzeugt die Bauern ebenfalls: „Die Tiere sind gutmütig und behaupten sich sehr gut in der Gruppe. Probleme mit anderen Rassen haben Normande-Rinder keinesfalls. Unsere Kuh lässt sich auch problemlos melken und hat keine Scheu vor dem Fressgitter – im Gegensatz zu manch einer Holstein-Kuh“, berichtet Florian Leitold. Ähnlich sieht das Landwirtin Kovacevic: „Meine Normande-Kalbinnen sind neugierige Tiere, aber gleichzeitig auch gelassener als die Fleckvieh-Rinder.“

Ob es vielleicht doch eine Kehrseite gibt, wollten wir schließlich wissen. „Genetisch hornlose Normande-Rinder gibt es noch nicht. Beim Fleckvieh schon“, erklärt der 22-Jährige Florian. „Das Enthornen wird immer unpopulärer. Vielleicht wird es sogar komplett verboten. Um Normande-Rinder dann zu halten, müssten wir unseren Stall komplett umbauen. Die Kühe sollen mit ihren Hörnern ja nicht irgendwo hängen bleiben. Außerdem funktioniert unser Fressgitter für behornte Rinder nicht.“

In Frankreich wird bereits an hornlosen Normande-Rinder gearbeitet. In etwa einem Jahr sollten dann die ersten Spermaportionen hornloser Vererber verfügbar sein.

Momentan ist Familie Leitold aber von den Vorteilen der Rasse überzeugt. Ein kompletter Umstieg auf Normande-Rinder ist für den Heumilchbetrieb aber kein Thema, erzählt auch Bernhard Leitold: „Unsere Fleckvieh-Kühe leisten gute Dienste, geben ausreichend Milch und sind für den Standort Österreich gut geeignet. Aber Normande bringt Abwechslung in unseren Stall.“

Auch Kovacevic will die französisch-stämmige Rasse in der Zukunft nicht missen: „Wo ich Normande-Kalbinnen bekomme, werde ich zuschlagen. Und mit meinem Stier möchte ich für weiteren Nachwuchs in Österreich sorgen.“

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Normande-Kühe: Mehr als nur Milch und Käse

Das Normande-Rind, auch Normanne oder Normannische Rasse genannt, ist die verbreiteste Rasse in den Regionen Normandie und Bretagne. Der Legende nach stammen die Rinder mittlerer Größe samt kräftigem Körperbau mit guter Bemuskelung aus Skandinavien.

Die Rasse ist heute eine Zweinutzungsrasse mit Betonung auf die Milch. Mit 3,67 % Milch-Eiweiß haben diese Kühe den höchsten Gesamt-Protein-Gehalt im Vergleich zu allen anderen Milchrassen. Die Normande-Milch enthält zudem mehr Kappa Kasein BB-A2A2. Das ergibt einen Zusatzertrag von 15 % bei der Käseerzeugung.

Dank ihrer guten Futterverwertungsfähigkeit ist die Rasse sparsam. Ein Jungbulle frisst 100 kg Kraftfutter weniger als ein Jungstier anderer Milchrassen bei einem Verkaufspreis über 300 €. Unter günstigen Bedingungen zeigt ein Masttier eine Tageszunahme von etwa 1,5 kg. Eine Normande-Kuh kommt mit 1 t Kraftfutter/Jahr aus.

Zudem verspricht diese stark ketose-resistente Rasse im Vergleich zu anderen Milchrassen sehr hohe Erfolgsraten bei der ersten Besamung und extrem leichte Geburten. Dies, sowie die gute Milchleistung (8.000 kg ab der dritten Laktation) und ihre Langlebigkeit (im Schnitt > 60.000 kg bzw. acht Laktationen) macht das Normande-Rind vor allem für den Weidebetrieb und die biologische Landwirtschaft sehr interessant.

In Österreich gibt es noch keinen eigenen Zuchtverband, die Rasse wird aber zunehmend gerne als Milch-Kreuzungsrasse bei Fleckvieh und Holsteins eingesetzt. Die größte französische Normande-Zuchtorganisation Evolution ist in dem Alpenland seit kurzem durch einen Generalimporteur vertreten.

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