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Ochsenmast: Mehr Tierwohl und mehr Gewinn

Familie Mayr aus Oberbayern hat vom Milchvieh auf ökologische Ochsenmast umgesattelt und für das Fleisch eine eigene Vermarktung aufgebaut. Das Geschäft läuft.

Lesezeit: 6 Minuten

Als Familie Mayr vor neun Jahren die Türen ihres Kuhstalls end­gültig schloss und auf öko­logi­sche Ochsenmast umstieg, hätte kaum einer gedacht, dass das der Anfang einer kleinen Erfolgsgeschichte sein wird. „Wer hätte damals erwartet, dass Biofleisch in der Gastronomie und beim Endverbraucher so beliebt wird“, erzählt Betriebsleiter Georg Mayr.

Fehlende Kälberverwertung

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Gemeinsam mit seiner Frau Veronika und seinen Eltern betrieb Georg Mayr bis 2013 einen Milchviehbetrieb mit 40 Kühen im oberbayerischen Riegsee. Schon in den neunziger Jahren überlegte sich das Ehepaar, den Betrieb ökologisch zu führen. Die innerörtliche Lage des Stalls verhinderte dies jedoch und die Unzufriedenheit wuchs.

Dann kam ihnen die Idee einer ökologischen Ochsenmast mit Ammenaufzucht. Biomilchviehbetrie­be gab es in der Region bereits zahlreich und das Problem der fehlenden Verwertung der männlichen Kälber im Biokreislauf war bekannt. Dabei war den Mayrs von Anfang an klar: Das Konzept funktioniert nur, wenn sie die Vermarktung selbst in die Hand nehmen.

Nach anfänglicher Skepsis fand Georg Mayr erste Abnehmer in der regionalen Gastronomie und begann im Sommer 2013 mit dem Stallbau, etwas außerhalb des Wohngebiets. Im November zogen die ersten Ammen in den neuen Außenklimastall ein. Über zwei Jahre füllte die Familie ihn nach und nach mit Kälbern und Mutterkuhabsetzern, um eine ganzjährliche Schlachtung zu ermöglichen. In der Übergangszeit betrieben sie zudem eine Jungviehaufzucht im Lohn. Dann belieferten sie erste Gastronomen.

Geschlossene Kreisläufe

Das Heu und die Silage für die Wintermonate kommen von den eigenen 44 ha Grünland. Die Einstreu für die Tiefboxen gewinnen die Landwirte aus der Bewirtschaftung ihrer Vertragsnaturschutz-Flächen. Lediglich das Kraftfutter für die Kälber kaufen sie von einer nahe liegenden Mühle zu. In den Sommermonaten, wenn die Tiere auf den Weiden sind, ist Urlaubssaison. Dann kümmert sich Veronika Mayr um die Vermietung der Ferienwohnungen und Georg Mayr geht der Landschaftspflege in Lohnarbeit nach – zwei weite­re Standbeine des Naturland-Betriebs. Durch diese Aufteilung sind die Arbeitsspitzen deutlich geringer als früher. Zeit, die Georg Mayr jetzt für die Vermarktung nutzt.

Faire Preise

Der neue Stall bietet mit 1 200 m² Platz für 130 Tiere. „Ich habe großzügig mit 10 m² pro GV kalkuliert, da wir das Tierwohl beim Bau in den Mittelpunkt gestellt haben. So können die Ochsen ihre Hörner problemlos behalten“, erklärt Georg Mayr. Das ist etwa doppelt so viel Platz wie die EU-Ökoverordnung vorsieht. Für die Kälber sind zwei Tiefstreubuchten vorgesehen, eine für Kälber bis zur neunten Woche und eine für die älteren. Im Alter von fünf Monaten werden die Jungtiere mit der Burdizzo-Zange kastriert. Gut ein Jahr später wechseln sie zu den Ochsen in den Boxenlaufstall.

Die Kälber bezieht der gelernte Landwirt im Alter von vier bis fünf Wochen von regionalen Milchviehbetrieben. Bei seinem Kaufpreis orientiert er sich an den Auktionspreisen des nahe liegenden Zuchtverbandes und schlägt je nach Marktlage bis zu einem Euro pro Kilogramm drauf. „Ich kenne die Probleme der Milchwirtschaft. Und die Milchbauern brauchen ja schließlich auch ihr Geld. Die festen Verkaufsverträge mit den Gastronomen geben mir den finanziellen Spielraum dafür“, so Mayr.

Gute Kälbergesundheit

Mit der Gesundheit ihrer Kälber haben die Mayrs wenig Probleme. Den Grund hierfür sehen sie im engen Zusammenleben der Jungtiere mit den Ammen und dem guten Verhältnis zu den Geburtsbetrieben. Es herrsche kein Druck wie am Auktionsmarkt, meint der Betriebsleiter. „Ist ein Kalb einmal nicht ganz fit, bleibt es eben eine Woche länger auf dem Geburtsbetrieb oder der Landwirt liefert mir ein anderes. Wir sind ja alle an einer guten Kooperation interessiert und männliche Kälber gibt es genug.“

Vor ein paar Jahren haben die Mayrs die Milchzeit von drei auf vier Monate erhöht, was die Vitalität und Robustheit der Kälber deutlich verbesserte. So kommt der Betrieb jährlich auf knapp 30 Kälber. Den geringeren Durchsatz gleichen die Mayrs durch zusätzliche Mutterkuhabsetzer aus. Im vergangenen Jahr rund 30 Stück.

Während ein Teil der Tiere den Sommer auf den betriebseigenen Weiden verbringt, stehen 70 Tiere in Pension auf festen Partneralmen.

Dass das ihren Tieren guttut, davon ist das Ehepaar überzeugt: „Auf den Almen wachsen die Ochsen zwar langsamer, dafür kommen sie deutlich vitaler zurück. Die Kosten für die längere Aufzucht gleichen wir durch den Wegfall des Futters im Sommer und mit der ­Weideprämie wieder gut aus.“ Die ­restlichen Ochsen und Fresser ­verbringen den Sommer auf den Kurz- und Umtriebsweiden des Betriebs. Die Kälber, Absetzer und Ammen bleiben im Stall, haben aber ganztägigen Zugang zum angrenzenden Grünland.

Die Endmast verbringen die Ochsen im Stall. Der verpflichtende Weidezugang, der mit der neuen EU-Ökoverordnung 2022 vorgeschrieben wird, ist dabei kein Problem für Georg Mayr: „Einen befestigten Auslauf haben die Tiere sowieso schon. Ich muss nur ein noch ein Gatter einbauen.“

Die Murnau-Werdenfelser kommen auf einen Schlachthof in Garmisch-Partenkirchen, alle anderen Ochsen schlachtet ein Metzger im Nachbarort. Hier werden die Tiere auch für die Gastronomie zerlegt und für den Hofverkauf in Mischpakete verpackt. Die Transportwege sind kurz und Georg Mayr kann das Tier bis zum Schluss begleiten: „Das nimmt den Tieren den Stress und kommt auch der Fleischqualität zugute.“

Eigene Marke entwickelt

Da die Gastronomie während der Pandemie komplett ausgefallen ist, hat der Betrieb mit der Direktvermarktung begonnen. Die einstige Milchkammer dient nun als Verkaufsraum und das Geschäft läuft. Endkunden bestellen via E-Mail und holen ihre Fleischpakete direkt am Hof ab.

Unterstützung kommt von der ganzen Familie, darauf sind Georg und Veronika Mayr besonders stolz. Ein Sohn betreut die Social-Media-Kanäle, ein Schwiegersohn hilft beim Verkauf und eine Tochter arbeitet im Büro mit. Das kaufmännische Geschick hat sich Georg Mayr über die Jahre selbst beigebracht. Gleich zu Beginn hat er die Marke „Riegseer Weideochs“ markenrechtlich schützen und ein Logo entwickeln lassen. Gerade wird eine neue Homepage erstellt.

Auch nach der Pandemie soll die Direktvermarktung bleiben, da sind sich alle einig. Zudem ist eine Heu­lagerhalle neben dem Stall in Planung. Rückblickend ist die Familie zufrieden mit ihrer Neustrukturierung. „Die Umstellung auf die Ochsenmast war ein großes Wagnis, aber hat sich definitiv gelohnt. Wir können endlich freie Bauern sein und durch die Direktvermarktung selbst entscheiden wie und mit wem wir zusammenarbeiten. Das ist einfach viel Wert.“

Dieser Artikel erschien in der Augustausgabe von top agrar-Südplus. Jetzt testen.

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