Das Pansentrinken bei Kälbern hat viele Auslöser und verstärkende Faktoren. Prof. Walter Grünberg erklärt, wie Sie Ihre Kälber vor der Erkrankung schützen können.
Das Kalb ist schlapp, säuft nicht, steht schwer auf und hat Bauchschmerzen. Bei Druck auf die linke Bauchseite hören Sie Flüssigkeit gluckern – klare Zeichen für sogenanntes „Pansentrinken“. Das passiert, wenn beim Trinken die Schlundrinne nicht oder nicht richtig schließt und Milch, die eigentlich in den Labmagen gelangen sollte, in den Pansen läuft.
Schlundrinne sollte vollständig schließen
Wie es dazu kommt, erklärt Prof. Dr. Walter Grünberg von der Klinik für Wiederkäuer an der Universität Gießen: Die Schlundrinne ist eine Muskelrinne, die zum Pansen gehört. Im Normalfall löst das Saugen bei Kälbern einen Reflex aus, wodurch sich diese Rinne vollständig schließt. So läuft die Milch beim Trinken an Pansen und Blättermagen vorbei direkt in den Labmagen. Dort sind die Bedingungen für die Verdauung von Milch ideal.
Pansen-pH-Wert kann sauer werden
Schließt die Schlundrinne hingegen nicht oder nicht ganz, fließt immer etwas Milch in den Pansen. Die Bakterien im Pansen wandeln den Milchzucker in Milchsäure um und der Pansen-pH-Wert wird saurer. Das löst Bauchschmerzen beim Kalb aus, es trinkt schlecht, wird schlapp, wodurch auch der Schlundrinnenreflex wiederum schlechter wird – ein Teufelskreis.So vermeiden Sie Pansentrinken:
Keine Milch nach dem ersten Lebenstag drenchen: Gedrenchte Flüssigkeiten gelangen immer in den Pansen. Der enthaltene Zucker wird schnell durch Bakterien im Pansen vergoren und der pH-Wert sinkt. Es gilt: Bei kranken Kälbern nicht häufiger als einmal Elektrolyte drenchen. Milch sollten Sie nach dem ersten Lebenstag nie drenchen! Am ersten Tag sind Pansen und Labmagen noch sehr klein und beinhalten kaum Mikroorganismen für die Verdauung. Sie leiten die Flüssigkeit also nur weiter. Darum richtet das Drenchen von Kolostrum keinen Schaden an. Nach wenigen Tagen siedeln sich jedoch bereits Bakterien im Pansen an, welche z. B. Milchzucker und Glucose vergären.
Keine kalte Milch in großen Mengen: Kalte Milch löst den Schlundrinnenschluss weniger effizient aus als warme. Kleinere Portionen, wie Kälber sie bei der ad libitum-Tränke aufnehmen, machen hingegen in der Regel keine Probleme.
Zu schnelles Trinken verhindern: Die Schlundrinne ist ein Muskel, der erst nach wenigen Minuten des Trinkens vollständig kontrahiert ist. Wichtig ist also, dass das Kalb langsam saufen muss. Nuckel mit großem Durchfluss, Trinken aus dem Trog oder Eimer und Hungern begünstigen hastiges Saufen.
Keine zu großen Tränkemengen: Wenn ein Kalb z. B. in kurzer Zeit 5 l Milch trinkt, kann durch den Rückfluss aus dem Labmagen Milch in den Pansen gelangen.
Das Problem: Pansentrinken kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Der Effekt verstärkt sich, wenn zu den oben genannten Faktoren Erkrankungen oder Stress hinzukommen, die das Tier schwächen. Ein gesundes Kalb kann meist problemlos aus einem Eimer ohne Nuckel trinken. Erkrankt es jedoch an Durchfall, läuft die Schlundrinne schneller über. Der Teufelskreis beginnt.
Zur Behandlung wird der Pansen mittels Sonde mit warmem Wasser gespült. Damit das Kalb wieder zu Kräften kommt und selbstständig trinkt, sind Infusionen nötig.
Hinweis:
Bitte aktivieren Sie Javascipt in Ihrem Browser, um diese Seite optimal nutzen zu können
Zum Lesen dieses Artikels benötigen Sie ein top agrar Abonnement
Das Kalb ist schlapp, säuft nicht, steht schwer auf und hat Bauchschmerzen. Bei Druck auf die linke Bauchseite hören Sie Flüssigkeit gluckern – klare Zeichen für sogenanntes „Pansentrinken“. Das passiert, wenn beim Trinken die Schlundrinne nicht oder nicht richtig schließt und Milch, die eigentlich in den Labmagen gelangen sollte, in den Pansen läuft.
Schlundrinne sollte vollständig schließen
Wie es dazu kommt, erklärt Prof. Dr. Walter Grünberg von der Klinik für Wiederkäuer an der Universität Gießen: Die Schlundrinne ist eine Muskelrinne, die zum Pansen gehört. Im Normalfall löst das Saugen bei Kälbern einen Reflex aus, wodurch sich diese Rinne vollständig schließt. So läuft die Milch beim Trinken an Pansen und Blättermagen vorbei direkt in den Labmagen. Dort sind die Bedingungen für die Verdauung von Milch ideal.
Pansen-pH-Wert kann sauer werden
Schließt die Schlundrinne hingegen nicht oder nicht ganz, fließt immer etwas Milch in den Pansen. Die Bakterien im Pansen wandeln den Milchzucker in Milchsäure um und der Pansen-pH-Wert wird saurer. Das löst Bauchschmerzen beim Kalb aus, es trinkt schlecht, wird schlapp, wodurch auch der Schlundrinnenreflex wiederum schlechter wird – ein Teufelskreis.So vermeiden Sie Pansentrinken:
Keine Milch nach dem ersten Lebenstag drenchen: Gedrenchte Flüssigkeiten gelangen immer in den Pansen. Der enthaltene Zucker wird schnell durch Bakterien im Pansen vergoren und der pH-Wert sinkt. Es gilt: Bei kranken Kälbern nicht häufiger als einmal Elektrolyte drenchen. Milch sollten Sie nach dem ersten Lebenstag nie drenchen! Am ersten Tag sind Pansen und Labmagen noch sehr klein und beinhalten kaum Mikroorganismen für die Verdauung. Sie leiten die Flüssigkeit also nur weiter. Darum richtet das Drenchen von Kolostrum keinen Schaden an. Nach wenigen Tagen siedeln sich jedoch bereits Bakterien im Pansen an, welche z. B. Milchzucker und Glucose vergären.
Keine kalte Milch in großen Mengen: Kalte Milch löst den Schlundrinnenschluss weniger effizient aus als warme. Kleinere Portionen, wie Kälber sie bei der ad libitum-Tränke aufnehmen, machen hingegen in der Regel keine Probleme.
Zu schnelles Trinken verhindern: Die Schlundrinne ist ein Muskel, der erst nach wenigen Minuten des Trinkens vollständig kontrahiert ist. Wichtig ist also, dass das Kalb langsam saufen muss. Nuckel mit großem Durchfluss, Trinken aus dem Trog oder Eimer und Hungern begünstigen hastiges Saufen.
Keine zu großen Tränkemengen: Wenn ein Kalb z. B. in kurzer Zeit 5 l Milch trinkt, kann durch den Rückfluss aus dem Labmagen Milch in den Pansen gelangen.
Das Problem: Pansentrinken kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Der Effekt verstärkt sich, wenn zu den oben genannten Faktoren Erkrankungen oder Stress hinzukommen, die das Tier schwächen. Ein gesundes Kalb kann meist problemlos aus einem Eimer ohne Nuckel trinken. Erkrankt es jedoch an Durchfall, läuft die Schlundrinne schneller über. Der Teufelskreis beginnt.
Zur Behandlung wird der Pansen mittels Sonde mit warmem Wasser gespült. Damit das Kalb wieder zu Kräften kommt und selbstständig trinkt, sind Infusionen nötig.
