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Molkereien mit Pulverexport zahlen höhere Milchpreise - Das sind die Gründe

Bisherige Spitzenauszahler wie die Milchwerke Berchtesgadener Land sind aktuell Schlusslicht beim Milchpreis, während Pulvermolkereien vorne rangieren. Was sind die Gründe und bleibt das so?

Lesezeit: 4 Minuten

Verrückte Welt bei den Molkereien: Milchwerke, die vor allem auf die Herstellung von Pulver und Massenware setzen, haben in diesem Jahr die Milchpreise in Riesenschritten nach oben getrieben und schon vor Monaten die 60 Cent-Marke geknackt. Premiummolkereien mit starken Marken hinken dagegen hinterher. Und die Spreizung geht so weit auseinander wie nie zuvor.

Am auffälligsten ist dies bei den Milchwerken Berchtesgadener Land. Die Genossenschaftsmolkerei aus Bayern war von 2018 bis 2021 bundesweit Spitzenreiter bei den Auszahlungspreisen. Dieses Jahr dürfte sie zu den Schlusslichtern gehören. Für September 2022 erhöhte die Premiummolkerei ihren Milchpreis zwar um ca. 5 ct/kg. Sie lag mit 51,5 ct/kg (bei 4,0 % Fett und 3,4 % Eiweiß, ohne MwSt.) aber immer noch weit hinten.

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Der Grund für diese paradoxe Situation liegt nach Expertenmeinung nicht im Versagen des Managements, sondern in den unterschiedlichen Verwertungsmöglichkeiten der Verarbeitungsprodukte. „Alles, was mit Herstellermarken zu tun hat, läuft schwach. Und alles, was mit Pulver und Versand zu tun hat, was einfach und mit geringen Kosten zu produzieren ist, läuft gut“, erklärt Milchmarktexperte Ludwig ­Huber vom Genossenschaftsverband Bayern.

Premiumprodukte betroffen

Wegen der Inflation geht die Inlandsnachfrage zurück. Das trifft vor allem hochpreisige Produkte. So lassen sich zurzeit auch Bioprodukte nur schwer absetzen, berichten Molkereigeschäftsführer. Der Bioabsatz verlagere sich aktuell vom Fachhandel zu den Vollsortimentern und Discountern.

„In dieser Situation müssen wir schauen, dass wir gelistet bleiben“, erläutert Bernhard Pointner, Geschäftsführer der Milchwerke Berchtesgadener Land, warum er die Endverkaufspreise für seine Markenprodukte in den letzten Monaten nur langsam angehoben hat. „Mit zu hohen Preisen verlieren wir Absatz und schießen uns damit mittelfristig aus dem für den LEH immer teurer werdenden Kühlregal“, warnt Pointner, der sogar Verständnis für den LEH zeigt. Für Berchtesgaden wäre so ein Vorgehen riskant, weil die Molkerei zu 90 % eigene Marken an den Lebensmitteleinzelhandel liefert.

„Natürlich könnten auch wir aktuell die Milch teuer am Spotmarkt verkaufen“, so Pointner weiter. „Aber dafür müssten wir deutlich höhere Ladenverkaufspreise für unsere Produkte durchsetzen. Die dann nicht mehr verkauften Mengen könnten am Spotmarkt gewinnbringend verwertet werden.“

Pointner ist sich aber sicher, dass dies zum Verlust von Listungen führt, die früher teuer erkauft wurden. „Sich mittelfristig auf den Spotmarkt zu verlassen, gleicht einem Besuch im Casino – und ich bin kein Spieler, sondern an der langfristigen Eigenständigkeit unserer Genossenschaft interessiert. Und dafür brauchen wir treue Kunden und den LEH auf unserer Seite.“

Pulver ging sehr gut

Gut ging es in den vergangenen Monaten hingegen den Molkereien, die stark auf Versand und Export setzen. Denn weltweit war die Nachfrage größer als das Angebot. „Vor allem mit Pulver ließ sich eine hohe Wertschöpfung erzielen, zumal auch gute Kontrakte abgeschlossen wurden“, erläutert Dr. Hans-Jürgen Seufferlein, Geschäftsführer des Verbands der Milcherzeuger in Bayern.

Welthandelspreise für Milchprodukte

Doch seit Oktober scheinen sich vor allem die Märkte für Pulver und Butter zu drehen, weil die globale Nachfrage zurückgeht. „Das wird sich in den nächsten Monaten auch auf die Milchpreise der Pulvermolkereien niederschlagen“, erwartet Seufferlein.

Auf der anderen Seite läuft Schnittkäse aktuell gut. Der Lebensmitteleinzelhandel hat Anfang November die Ladenpreise für Standardprodukte um 25 % erhöht. „Das betrifft auch Mozzarella, was auch den vielen bayerischen Herstellern zugute kommen könnte“, erläutert Seufferlein.

Unterschiede bald kleiner?

Marktexperten gehen davon aus, dass sich die Auszahlungspreise der Premium- und Pulvermolkereien bald wieder angleichen könnten. Allerdings dürfte es vorerst schwer bleiben, mit Milchprodukten in Bioqualität oder aus höheren Haltungsstufen bessere Preise zu erzielen.

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