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Reizthema Ethik in der Nutztierhaltung - was ist denn gut fürs Rind?

Beim Sonntags-Talk von Dialog Milch ging es um „Ethik in der Nutztierhaltung – darf der Tierhalter alles, was er kann?“ Die Antwort der zwei befragten Experten war eindeutig: Natürlich nicht.

Lesezeit: 4 Minuten

Mit Dr. Kirsten Kemmerling und Prof. Dr. Peter Kunzmann diskutierten bei dem dritten Sonntags-Talk von Dialog Milch am 17. Oktober zwei ausgewiesene Experten über Ethik in der Nutztierhaltung.

Gleich zu Beginn machte Prof. Kunzmann von der Tierärztlichen Hochschule Hannover deutlich, dass die Rechtmäßigkeit der Nutztierhaltung nicht leicht zu beurteilen ist. Welche Instanz sollte das in letzter Konsequenz beantworten können? Vor diesem Hintergrund böte das vor mehr als 50 Jahren in England entwickelte Prinzip der fünf Freiheiten eine gute Handreichung dafür, was der Mensch mit Tieren tun dürfe.

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„Dieses Prinzip umfasst die Freiheit von Hunger, Durst und Fehlernährung, von Unbehagen, von Schmerz, Verletzung und Krankheit, von Angst und Leiden sowie die Freiheit zum Ausleben normalen Verhaltens. Wenn wir Nutztiere halten, dann müssen wir diese Freiheiten mindestens gewährleisten“, so Kunzmann.

Grauzone: Was ist das Beste fürs Tier?

Für Dr. Kirsten Kemmerling, Referentin in der Stabsstelle Nutztierstrategie des Bundesagrarministeriums (BMEL) und selbst mit ihrer Schwester Leiterin eines Milchkuhbetriebs, ist es selbstverständlich, diese fünf Freiheiten einzuhalten. „Ich unterstelle jedem Tierhalter den guten Willen, verant-wortungsvoll mit dem Mitgeschöpf umzugehen. Allerdings gibt es da eine Grauzone: Wer weiß denn genau, was das Beste für das Tier ist?“

Was für den Menschen und aus dessen Sicht gut sei, müsse für das Tier noch lange nicht gut sein, meinte Kemmerling und verwies beispielhaft auf das unterschiedliche Temperaturempfinden. „Wir Menschen freuen uns, bei 25 Grad draußen zu sein und das Wetter zu genießen. Die Kuh fühlt sich aber eher bei 7 Grad wohl – und geht bei 25 Grad in den schattigen Stall unter den Ventilator“, so die Milchkuhhalterin.

Umgang mit „strittigen Fragen“

Wenn es beispielsweise um ein Thema wie die frühe Trennung von Kuh und Kalb gehe, seien aus Sicht der Ethik zwei Aspekte wichtig: „Was ist der Fall, und was ist der Konflikt? Was aus Sicht des Menschen eine Katastrophe ist, kann sich für das Tier völlig anders darstellen.

Entscheidend ist erstens, ob es ein Maß für das mögliche Leiden gibt, und zweitens, welche Handlungsalternativen zur Verfügung stehen“, erläuterte Prof. Kunzmann. „Wir beobachten oft, dass die Tiere sehr positiv reagieren, wenn die Kälber nach der Zeit mit der Kuh im Abkalbestall in die ‚Kindergartengruppe‘ gehen und die Kühe wieder in die Herde zurückkönnen. Nach unserer Erfahrung gibt es keine generelle Regel, die mit der menschlichen Sicht auf dieses Thema vergleichbar wäre“, berichtet Kirsten Kemmerling.

Turbokühe ethisch vertretbar?

Die zentrale Frage lautet hier für Prof. Kunzmann, ob eine Züchtung auf hohe Leistung automatisch mit einer höheren Krankheitsanfälligkeit einhergeht, und ob dies, wenn es so ist, durch die optimal gestaltete Haltung kompensierbar ist.

„Zu dieser Frage gibt es auch in der Fachwelt verschiedene Blickwinkel. Unter Beachtung der fünf Freiheiten – und in den richtigen Händen – könnte man die Zucht auf Hochleistung als ‚Risikotechnologie‘ bezeichnen; sobald aber dabei generell Probleme auftreten, ist das aus etischer Sicht nicht mehr zu rechtfertigen“, so Peter Kunzmann.

Kirsten Kemmerling machte darauf aufmerksam, dass Turbo- oder Hochleistungskühe per se anders gehalten werden als Tiere mit einer geringeren Leistung. „Solche hohen Herden-Leistungen sind überhaupt nur möglich, wenn auch die optimale Haltung und Betreuung der gesamten Herde gewährleistet ist“, ist die Landwirtin überzeugt.

Wohin geht die Entwicklung?

Für beide Referenten gehen die Ansätze, wie sie beispielsweise von der Borchert-Kommission erarbeitet wurden, in die richtige Richtung. Es sei sehr positiv, dass in der Kommission ein breiter gesellschaftlicher Konsens dazu bestanden habe, dass eine Weiterentwicklung der Tierhaltung auf Basis der fünf Freiheiten möglich und vor allem auch wünschenswert sei, und keinesfalls auf Kosten der Tiere gehen dürfe. Dies müsse aber von allen Bürgern mitgetragen werden.

„Die Ethik der Nutztierhaltung muss bis in den Supermarkt reichen. Die Gesellschaft insgesamt muss das mittragen und den ökonomischen Nachteil der Tierhalter ausgleichen, der mit den Investitionen der Betriebe in mehr Tierwohl verbunden ist – und dafür enthalten die Vorschläge der Borchert-Kommission gute Ansätze“, so Dr. Kemmerling und Prof. Kunzmann übereinstimmend.

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