Rund 600 Milchbauern aus Bayern, Tirol und Italien haben gestern jeden Milchtransport über den Brenner blockiert.
Gleichzeitig fanden in mehreren europäischen Ländern wieder Protestaktionen statt. In Deutschland protestierten die Milcherzeuger vielerorts vor den Länderagrarministerien, um kurz vor der Bundestagswahl noch einmal Druck auf die Politik zu machen.
Vor einigen Molkereien kamen Mitglieder des BDM zu Protestkundgebungen zusammen. So zum Beispiel im westfälischen Everswinkel, dem Sitz der zweitgrößten deutschen Molkerei, der Humana Milchunion.
Die Milchbauern fordern deutlich höhere Milchpreise, mit 22 Ct sei kein Überleben mehr möglich. Man wolle aber kein Geld vom Staat, sondern lediglich bessere Rahmenbedingungen, so ein BDM-Vertreter in Everswinkel. Die Erzeuger kritisierten die staatliche Förderung von neuen Kuhställen mit 25 %, denn das sei in der aktuellen Situation kontraproduktiv und sorge nur für noch größere Milchmengen.
Die Bauern fühlen sich sowohl von den Molkereien aber auch von der Industrie und den Verbänden im Stich gelassen. Kritik wurde in Everswinkel auch an der Politik von NRW-Agrarminister Eckhard Uhlenberg geübt, der sich gegen staatliche Eingriffe am Milchmarkt ausspricht.
Das Ministerium in Düsseldorf zeigte Verständnis für die protestierenden Bauern, stellte aber klar: "Einen Landesminister für Quote und Preise verantwortlich zu machen, ist falsch", wird Ministeriumssprecher Markus Fiege heute in den Westfälischen Nachrichten zitiert.
Auch ein Vertreter von Humana argumentierte in eine ähnliche Richtung: Preise würden von den Märkten gesteuert und nicht von den Molkereien. Man kenne doch die Zusammenhänge, man drehe sich mit den Argumenten im Kreis, wird Dr. Reinhard Vogel-Lackenberg von Humana zitiert.