Ende August sind in Deutschland erstmals genomische Zuchtwerte für Holsteins berechnet worden. Damit können jetzt auch die deutschen Zuchtorganisationen mit den genomischen Zuchtwerten in der Praxis arbeiten. Die Daten wurden vom vit (Vereinigte Informationssysteme Tierhaltung) zur Verfügung gestellt. Ziel ist es auch, erste praktische Erfahrungen mit den genomischen Zuchtwerten zu sammeln.
Die Zuchtorganisationen eröffnen ihren Züchtern ebenfalls die Möglichkeit der genomischen Untersuchung ihrer Tiere, allerdings bis auf weiteres begrenzt auf weibliche Tiere.
Innerhalb von nur 1,5 Jahren seit Beginn des Forschungsprojektes GenoTrack haben die Universität Kiel und das vit die Grundlage für die Umsetung der neuen Technik in Praxis geschaffen. Die genomische Zuchtwertschätzung wird vom vit zunächst etwa im monatlichen Rhythmus durchgeführt. Anders als in einigen anderen Ländern stehen aus der genomischen Zuchtwertschätzung beim vit von Beginn an Zuchtwerte für alle 44 Schätzmerkmale von der Milchmenge bis zur Melkbarkeit zur Verfügung, für die es auch konventionelle Zuchtwerte gibt. Damit können alle zusammenfasssenden Indizes bis hin zum RZG nach dem gleichen Muster wie in der konventionellen Zuchtwertschätzung berechnet werden.
Die für eine breite Routineanwendung erforderliche Infrastruktur wurde rund um die zentrale Rindergenomdatenbank beim vit bereits aufgebaut. So können die Zuchtorganisationen aus der vit-Genomdatenbank online Untersuchungsanträge drucken, die bereits alle erforderlichen und geprüften Stamminformationen des Rindes enthalten.
Die Zuchtorganisationen haben bereits zum ersten genomischen Schätzlauf ca. 1000 in 2008/09 geborene Testbullenkandidaten typisieren lassen. Künftig werden die Zuchtorganisationen wohl bereits bei der ersten Selektion der in Frage kommenden Bullenkälber wesentlich auf Basis der genomischen Zuchtwerte selektieren.