In Spanien ist die im Sommer 2009 erstmals nach französischem Muster unterzeichnete Milchpreisempfehlung der nationalen Wettbewerbsbehörde (CNC) ein Dorn im Auge. Man werde das Verhalten der einzelnen Mitglieder der Milchbranche "aufmerksam verfolgen", teilten die Wettbewerbshüter unmittelbar vor Weihnachten in Madrid mit. Es sei nicht auszuschließen, dass der Inhalt der Vereinbarung Anlass für Wettbewerbseinschränkungen sei, argumentierten die Fachleute.
Die Behörde bemängelte zugleich, dass sie darüber nicht offiziell informiert worden sei. Außerdem sei die Vereinbarung nur zwischen dem Ministerium für Umwelt, Ländlichen Raum und Meeresfragen und einigen Mitgliedern der Warenkette unterzeichnet worden, weshalb das Abkommen nicht als integraler Teil einer nationalen Marktordnung gewertet werden könne, stellten die Wettbewerbshüter klar. Die CNC stieß damit in ein Wespennest, zumal der Erfolg der Milchpreisempfehlung ohnehin zu wünschen übrig lässt. Der Ausschuss für Folgenabschätzung hatte zuletzt Anfang November bei einer Sitzung im Ministerium das Fehlverhalten der Molkereien bestätigt. Demnach hält sich die Mehrheit der Verarbeitungsbetriebe nicht an die Preisempfehlung.
Bis Anfang November erfüllten dem Ministerium zufolge lediglich 15 % des nationalen Gesamtkontingents oder etwas mehr als 550 000 t Milch die vereinbarten Kriterien. Der Leiter der Generaldirektion Ackerbau und Tierhaltung, Carlos Escribano , bestätigte, dass die privaten und genossenschaftlichen Molkereien den Milchproduzenten ganz offensichtlich praktische und administrative Schwierigkeiten machten und damit der Abschluss entsprechender Verträge bewusst kompliziert werde. Der landwirtschaftliche Spitzenverband ASAJA hatte bereits erstmals Ende September mit einem Boykott der Milchpreisempfehlung gedroht, wenn der empfohlene Milchauszahlungspreis von 31 Cent/l bis Ende 2009 weiterhin von den meisten Molkereien ignoriert werde.
Von spanischer Seite war im Juli 2009 bei der Unterzeichnung des Referenzpreises ausdrücklich betont worden, dass es sich um eine Milchpreisempfehlung handele, zumal die Europäische Kommission in ihrem Milchmarktbericht die Möglichkeit der Festsetzung von Mindestpreisen ablehne.
Der Spitzenverband ASAJA, dem auch die Junglandwirte angeschlossen sind, besteht hingegen nachdrücklich auf einer Erfüllung der Milchpreisempfehlung, zumal die vertragliche Vereinbarung nach seiner Ansicht fundamental ist für eine garantierte Milchabnahme und eine bessere Preissituation für die Milchviehhalter. Sorge bereite den Spaniern zudem der von der Europäischen Union beschlossene Quotenausstieg. Das Quotenende im Jahr 2015 sei keine geeignete Lösung für den Milchmarkt in Spanien, zumal das Land in diesem Bereich ein Produktionsdefizit aufweise und künftig mit Überschüssen aus anderen EU-Mitgliedsländern, vor allem aus Frankreich, rechnen müsse, befürchtet ASAJA.