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Rinder und Pferde in einem Betrieb: Was Sie unbedingt beachten sollten

Wenige Betriebe in Deutschland halten Rinder und Pferde zusammen. Hierbei gilt es wichtige Regeln zu beachten.

Lesezeit: 6 Minuten

In Deutschland gibt es nur wenige Betriebe, die im großen Stil Rinder und Pferde halten. Wer dies erfolgreich tun will, muss beim Weide- und Grünlandmanagement einiges beachten. Friederike Wittland hat sich für top agrar auf zwei Betrieben umgesehen. Hier sind ihre sechs wichtigsten Regeln:


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1.     Sie können Ihr Grünland abwechselnd oder gemeinsam von Rindern und Pferden beweiden lassen. Beides funktioniert.

2.     Wenn Sie Pferde und Rinder zeitgleich auf einer Koppel grasen lassen, sollten Sie die Jungtiere zuvor daran gewöhnen, zum Beispiel indem Sie diese zunächst auf nebeneinander liegenden Weiden halten.

3.     Gehen Sie bei gemeinsamer Haltung auf einer Weide besonders ruhig mit den Tieren um.

4.     Halten Sie keine Hengste zusammen mit Bullen.

5.     Verfüttern Sie das Heu der Pferdeweiden an die Rinder und umgekehrt.

6.     Warten Sie nach der Gülledüngung mindestens 3 Monate mit der nächsten der Beweidung.


Wie Praktiker diese Regeln im Alltag umsetzen, zeigen wir am Bespiel von zwei Betrieben aus dem Rheinland und aus der Lüneburger Heide.


Auf Gut Dresenhof weiden Rinder und Pferde gemeinsam


Hinter den Hochhäusern von Weiler, vor den Toren Kölns, liegt der Dresenhof von Leonie und Georg Kellerwessel. Früher wurden hier schwarz-bunte Milchkühe gemolken, heute dreht sich neben dem klassischen Ackerbau mit Zuckerrüben, Weizen, Gerste, Raps und Mais alles um die Zucht von Blond d’Aquitaine und Warmblutpferden. Insgesamt 50 Rinder und 50 Pferde teilen sich die Weiden des Dresenhofs.


„Wir wollten uns von der Masse abheben“, sagt Georg Kellerwessel. Seit 1993 züchtet die Familie nur noch Blond d’Aquitaine, 20 Kühe, zwei Bullen und ca. 30 Jungtiere. Fleckvieh habe sich nicht bewährt, die „Blonden“ seien einfach vitaler und wüchsiger, so der Betriebsleiter. Die Nachzucht verkaufen sie ausschließlich als Zuchtvieh. Das ist gefragt. Neben Deutschland gehen Kellerwessels Tiere häufig nach Luxemburg, in die Schweiz und in die Niederlande.


Die Mutterkühe, die gerade kein Kalb haben, teilen sich die Weide mit den ein- und zweijährigen Stuten. Auch der Zuchtbulle befindet sich in der Herde. „An manchen Tagen liegen die Stuten und Rinder sogar ganz dicht beieinander“, sagt Leonie Kellerwessel. Sie kümmert sich auf dem Dresenhof schwerpunktmäßig um die Pferde. Probleme gebe es bei dieser Kombination nicht. Wichtig sei, dass man die Tiere schon jung aneinander gewöhne. Dazu kommen die abgesetzten Fohlen zunächst einige Tage auf den Reitplatz neben die Rinder. So können sie sich sehen und allmählich aneinander gewöhnen.


Nur einmal habe die gemeinsame Haltung nicht geklappt, erinnert sich die Betriebsleiterin. Der Versuch, einen Schecken mit in die gemischte Herde zu integrieren, sei gescheitert. Die Kühe hätten sich einfach nicht an das gescheckte Pferd gewöhnen können. Die jungen Hengste laufen nach Alter getrennt auf eigenen Wiesen. Die Kombination mit dem Bullen sei einfach zu riskant.


Intensives Grünlandmanagement


Kellerwessel achtet auf eine dichte und ausgewogene Grasnarbe. Ende März sät er bei Bedarf neun verschiedenen Gräserarten nach. Gute Erfahrungen hat er mit einer Schlitzsaat gemacht. Die gemischte Beweidung wirkt sich positiv auf die Grasnarbe aus, weil kaum Weidereste zurückbleiben. Dazu wird alle drei Wochen die Hälfte der rund 5 ha Weiden geschleppt, um Kothaufen zu verteilen und Geilstellen zu vermeiden.


Ampfer gibt es natürlich trotzdem. Dieser wird bei Kellerwessels vor der Weidesaison punktuell bekämpft, so dass danach kein Pflanzenschutzeinsatz mehr notwendig ist. Damit die Böden möglichst fruchtbar bleiben und optimal mit Nährstoffen versorgt sind, werden die Flächen des Dresenhofs alle drei Jahre gekalkt und im Frühjahr mit Gülle gedüngt.


Der erste Schnitt geht aufgrund des hohen Fructangehaltes des Grases ausschließlich an die Rinder. Fructane sind pflanzliche Reservekohlenhydrate, die Hufrehe auslösen können. Die weiteren Schnitte erfolgen dann je nach Stärke des Aufwuchses, wobei ein Elektrozaun die entsprechenden Bereiche abtrennt. So können die Pferde und Rinder die ganze Saison auf den Weiden bleiben.


Bevor die Tiere im Frühjahr auf die Wiesen gehen, werden sie etwa vier bis fünf Tage vorher im Stall entwurmt. Das passiert auch während der Weidesaison einmal, sodass die ausgeschiedenen Parasiten nicht auf die Weiden verteilt werden. Das senkt den Krankheitsdruck.


Familie Junge trennt die Tierarten


Im Gegensatz zur Familie Kellerwessel setzt die Familie Junge auf eine klare Trennung von Rindern und Pferden. Die Familie aus Echem im Landkreis Lüneburg in Niedersachsen hält  310 schwarz-bunte Holstein Friesian-Rinder und ca. 30 Warmblutpferde. Den Sommer verbringen die Stuten mit ihren Fohlen auf der Weide. Die ein- und zweijährigen Stuten laufen gemeinsam auf einer Weide, die jungen Hengste werden nach Jahrgängen unterteilt. Für sie gibt es besondere Weiden, die etwas abseits der Wander- und Spazierwege liegen, damit die temperamentvollen Junghengste nicht gestört werden.


Wenn die Pferde im Sommer auf den Weiden sind, werden sie nicht zugefüttert. „Das würde nur zu unnötigen Rangkämpfen führen“, sagt Peter Junge. Über Lecksteine werden die Pferde mit Mineralstoffen versorgt. Das war’s. Im Winter bekommen sie Pellets, Heu und einen Teil der TMR der Kühe. Auf Hafer verzichtet Peter Junge ganz. „Er enthält zu viel Eiweiß. Außerdem sind wir hier kein Standort für den Haferanbau.“


Junge setzt auf Wechselbeweidung


Anders als der Dresenhof setzt Peter Junge auf eine Wechselbeweidung von Rindern und Pferden. Anfang Mai erfolgt der 1. Schnitt, der ca. 40% der gesamten Ernte des Grünlandes ausmacht. Anschließend werden die Flächen abwechselnd von Rindern und Pferden beweidet oder geheut. So kommen zum Beispiel erst Rinder auf eine Weide, danach wird geheut und anschließend mit Pferden beweidet. So hat man einen ständigen Wechsel: Rinder – Heu – Pferde. Die Rinder bekommen dann ausschließlich Heu von den Pferdeweiden und umgekehrt. „Das macht das Parasitenmanagement deutlich einfacher“, bestätigt Peter Junge.


Der besondere Vorteil der wechselnden Beweidung sei, dass keine Futterverluste entstehen und alles verwertet wird. „Natürlich ist es aufwändiger, als wenn man alle Tiere zusammen laufen lässt“, sagt Peter Junge. Pferde sind wählerischer als Rinder. Gerne lassen diese z.B. Quecke, Knaulgras oder Wiesenfuchsschwanz stehen. Durch die bessere Weideausnutzung verbessert sich der Nettoertrag. „Das ist der Hauptnutzen der gemeinsamen Beweidung“, bestätigt Junge.


Autorin: Friederike Wittland

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