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Rinder: Bald weniger Emissionen?

Rinderhalter sollen ihre Emissionen senken. Dazu plant die EU eine neue Richtlinie. Wie das gelingen kann, darüber diskutierten die Teilnehmer beim Düsser Milchviehforum.

Lesezeit: 4 Minuten

"Aktuell stammen 44,7 % der Ammoniak-Emissionen in der Landwirtschaft von Rindern. Dort müssen wir ansetzten.“ Das erklärte Prof. Dr. Eberhard ­Hartung von der Universität Kiel beim Düsser Milchviehforum auf Haus Düsse (Nordrhein-Westfalen). Dort trafen sich Vertreter aus Wissenschaft, Forschung und Unternehmen. Auch Landwirte waren vor Ort.

Karl Werring, Präsident der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen (NRW) ergänzte: „Andere Wirtschaftsbereiche können ihre Emissionen allerdings einfacher reduzieren als der landwirtschaftliche Sektor.“ Betriebe müssten gemeinsam mit Wissenschaftlern einen Rahmen für Emissionsreduktionen gestalten, anstatt sich diesen von ­Politik und Molkereien diktieren zu lassen. Ihm war aber bewusst: „Die Kosten dafür bleiben an den Landwirtinnen und Landwirten hängen. Dafür braucht es vernünf­tige Lösungen.“

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Gesetze und Richtlinien

Zum Ende des Jahres steht die Verabschiedung der novellierten EU-Industrie-Emissionsrichtlinie (IED) auf dem Plan. Künftig sollen auch für Rinderhalter ab 150 Großvieheinheiten (GVE) die Regeln des europäischen Emissionsschutzrechts für Industriebetriebe gelten. 150 GVE entsprechen 100 Rindern (älter als zwei Jahre) zzgl. Nachzucht oder 150 Rindern ohne Nachzucht. Gerade Familienbetriebe treffe diese Regelung besonders hart. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir und Umweltministerin Steffi Lemke fordern daher eine Erhöhung des Schwellenwertes auf 300 GVE.

„Mit Inkrafttreten der IED-Richt­linie würde auch die TA-Luft für Rinderhalter verbindlich werden“, sagte Hartung. Diese sehe unter anderem den Einsatz von Best Verfügbarer Technik (BVT) bis 2029 vor, um Emissionen um 40 % zu mindern. Auch eine Überdachung/Abdeckung von Festmistlagern wäre dann verbindlich.

Ausnahmen von der IED-Richt­linie könnte es für eine extensive Wirtschaftsweise wie beispielsweise Mutterkühe oder Weidehaltung geben. Auch kleinbäuerliche Familienbetriebe sind in der Diskussion. Voraussetzung ist, dass der Eigentümer einen überwiegenden Teil der landwirtschaftlichen Arbeit verrichtet. Eine dritte Ausnahme bilden Ökobetriebe, die beste Umwelt- und Klimaschutzpraktiken umsetzen, Artenvielfalt haben und natürliche Ressourcen erhalten. „Besser als eine Ausnahmeregelung wäre eine Maßnahmenförderung für die genannten Gruppen“, sagte Hartung. Grundsätzlich riet er dazu, Nährstoffkreisläufe effizient zu gestalten.

Gesamte Kette betrachten

In den Niederlanden gibt es schon lange intensive Diskussionen um die Emissionen in der Landwirtschaft. Kees de Koning ist Manager des Dairy Campus, dem nationalen Innovationszentrum der Univer­sität Wageningen. Dazu gehören 500 Kühe, 300 ha landwirtschaftliche Nutzfläche, Smart Farming und viele weitere Technologien. Kees de Koning erklärte: „Niederländische Landwirte sagen, dass der Emissionsschutz in Deutschland deutlich lockerer gehal­ten wird. Aber mal ehrlich: Eigentlich haben wir alle die gleichen Probleme.“

Für Kees de Koning ergibt sich ein ­Puzzle aus mehreren Faktoren: Klima, Natur, Wasser, Stickstoff, Biodiversität, Tierwohl, Boden und Ausnahmeregelungen. „Ziel der Forschung ist, Landwirten bei der politischen Entwicklung dieses Puzzles zu helfen. Einfach ist es nicht, aber wir arbeiten gut mit der Uni Kiel zusammen“, berichtete er.

Denn wenn einige Betriebe eine Ausnahmeregelung bekommen, müssen andere Betriebe ihre Emissionen stärker senken, um das abzupuffern. Zur Minimierung gibt es verschiedene Ansätze – sowohl im Management als auch bei der Technik (siehe Übersicht). „Wir müssen die gesamte Kette betrachten. Vom Tier über die Weidehaltung, vom Stallsystem zur Güllelagerung und -ausbringung“, sagt de Koning. Diese Kombination biete großes Potenzial. Tierwohl und -gesundheit dürften dabei aber nicht aus dem Fokus rutschen.

Wer zahlt die Reduktion?

Prof. Hartung und Kees de Koning sind sich einig: Die Nährstoffkreisläufe müssen optimiert werden. Und es braucht direkte Messungen, um Emissionen zu erfassen und Effekte sichtbar zu machen – auch wenn es teuer ist. „Ich rate den Betrieben, nicht auf die Politik zu warten, sondern anzufangen, selbst zu denken und aktiv Emissionen zu reduzieren“, sagte der Niederländer. Dem pflichtete Andreas Pelzer, Leiter Sachbereich Rinderhaltung auf dem Lehr- und Versuchsbetrieb Haus Düsse, bei: „Es gibt Lösungen. Aber wir müssen sie attraktiv für Landwirte ­machen.“ Bei der Finanzierung von Minderungsmaßnahmen stehe allerdings noch ein Fragezeichen.

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