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Rinderhalter im Moor bangen um ihre Zukunft

Das Wiedervernässen von Mooren ist eine wichtige Maßnahme für den Klimaschutz. Doch viele Betriebe sind in Sorge. Wir stellen einen betroffenen Milchvieh- und einen Mutterkuhhalter vor.

Lesezeit: 5 Minuten

Die Moore sollen wieder nass werden. Denn bis 2030 wollen Bund und Länder die Emissionen um 5 Mio. t CO2e reduzieren. Das Anheben der Wasserstände soll die Freisetzung von CO2 stoppen. Laut Weltklimarat (IPCC) lassen sich so Emissionen von 30 t CO2-Äquivalent (CO2e) pro Jahr auf Grünlandstandorten sparen.

Die meisten Moorflächen bzw. organische Böden in landwirtschaftlicher Nutzung gibt es in Niedersachsen. Welche Flächen wie wiedervernässt werden können und sollen, ist noch offen. Diskutiert werden verschiedene Nutzungsmöglichkeiten, wie der Anbau von Paludikulturen oder eine extensive Mutterkuhhaltung. Unsere Reportage zeigt, welche Herausforderungen das mit sich bringt.

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Eine intensive Milchviehhaltung auf vernässten Flächen scheint keine Option zu sein. „Technisch wäre es möglich, den Wasserstand zu erhöhen und die Flächen Befahren und Beweiden zu können. Die Klimawirkung davon ist aber kaum untersucht“, sagt Uwe Schröder, Moorexperte der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Daher ist ein Projekt geplant, um die klimaschonende Moorbeweidung zu untersuchen.

Ob die Ergebnisse noch recht­zeitig für die Milchviehhalter in den Moor­regionen vorliegen, bleibt abzuwarten. Viele Betriebe bangen bereits um ihre Existenz. Uwe Schröder sagt: „Je nach Umsetzung aktueller EU-Ziele wären in Niedersachsen bis zu 230.000 ha Acker- und Grünland betroffen. Es könnten bis zu 270.000 Milchkühe oder 2.400 Betriebe wegfallen, also 39 % des niedersächsischen Milchviehbestandes.“

Megaprojekt Moor

Mehr zum Thema Moor lesen Sie auch in top agrar 9/2022, S. 50 „Die Moorbauern brauchen Klarheit“, in der top agrar 10/22, Seite 48 „Nasse Moore – ein Megaprojekt ­unserer Zeit“ sowie S. 96 „Rohstoffe aus dem Moor: Neues Geschäftsfeld?“.

Sowie auf www.topagrar.com/moor

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R E P O R T A G E

Mit Strategie statt Aktionismus!

Moor und Milchvieh, das passt zusammen – mit der richtigen Strategie, meint Dirk Hanken

Durch die Diskussionen um die Wiedervernässung verliert unser Hof bereits an Wert. Und dabei wissen wir noch gar nicht, ob, wann oder wie unsere Flächen vernässt werden“, sagt Dirk Hanken und verdeutlicht damit, welche Bedeutung das Thema Moor für ihn hat. Er bewirtschaftet mit seiner Familie einen Milchviehbetrieb in Elsfleth in der Wesermarsch (Niedersachsen).

Den Betrieb bzw. die Flächen hatte sein Großvater Gerhard Wilken 1962 gekauft und einen Großteil der Entwässerungsarbeiten selbst geleistet. Kein Stall des Betriebs ist älter als 30 Jahre. Seine älteste Tochter Lena ist im zweiten Lehrjahr und möchte den Betrieb mit 220 Kühen und weiblicher Nachzucht in vierter Generation weiterführen. Dirk Hanken ist überzeugt, dass die Region für die Milchproduktion gemacht ist: „Unsere Kühe und Rinder sind Tag und Nacht auf der Weide, solange es die Witterung erlaubt. Und auch im Stall verfüttern wir hauptsächlich Grassilage.“

Milch und Moor – das geht!

Die Milchproduktion mit Weidegang im Moor steht einer Wiedervernässung nicht zwangsläufig entgegen, ist Hanken überzeugt. „Das zeigen beispielsweise Betriebe in den Niederlanden seit Jahren. Wichtig ist, das Wiedervernässen mit System und einem durchdachten Gesamtkonzept anzugehen!“

Der Betrieb mit 170 ha liegt im Ipweger Moor, das rund 500 ha groß ist. Die Flächen sind drainiert. Gräben leiten das Wasser mit Pumpen in die Hunte. Rund 70 ha beweiden die Milchkühe von Dirk Hanken ganzjährig. Weitere 120 ha mäht der Landwirt einmal und lässt die Flächen danach beweiden.

Vernässen hat auch Vorteile

Laut dem Rinderhalter zeigen Studien, dass ein Anheben des Wasserstandes auf mindestens 20 cm unter der Grasnarbe sinnvoll ist, um Emissionen zu senken. Aktuell liegt der Wasserstand etwa 1 m unter der Narbe, schwankt aber auf den hoch- und niedermoorigen Flächen stark. „Wenn das Grundwasser überall gleichmäßig angehoben wird, stehen einige Flächen unter Wasser und sind nicht mehr zu bewirtschaften.“ Nötig seien mehrere Wehre und eine Steuerungstechnik. Nicht zuletzt sollte genau geprüft werden, welche Flächen sich mit geringestem Aufwand vernässen lassen.

Das Anheben des Grundwassers kann seiner Meinung nach Vorteile haben. „In diesem Jahr war es auch bei uns viel zu trocken. Es wäre sinnvoll, den Pegel im Sommer und Winter unterschiedlich zu regulieren. Dafür brauchen wir die entsprechende Technik!“

Photovoltaik als Notlösung?

Dabei ist auch der Hochwasserschutz zu klären. Heute wird Regenwasser zu jeweils einem Drittel von der Bodenfläche, von Gräben und den Pumpen aufgenommen. Wenn aber der Boden mit Wasser gesättigt ist, kann es zu Überschwemmungen kommen. Dafür fordert der Landwirt einen Notfallplan.

Dirk Hanken wünscht sich mehr Handlungsspielraum, um effizient auf den Flächen wirtschaften zu können. So müssen drainierte Flächen regelmäßig eingeebnet und neu eingesät werden, weil das Moor unterschiedlich stark absackt. Das ist aber kaum möglich, ohne dass es als Grünlandumbruch gilt.

Auch mit der Option von Photovoltaik-Anlagen auf Moorflächen haben sich die Landwirte im Ipweger Moor bereits beschäftigt, berichtet Dirk Hanken: „Die Technik für den Aufbau in Mooren ist aber nicht einfach.“

Der Milchviehhalter sorgt sich um die Zukunft seines Betriebes, den seine Tochter weiterführen möchte: „Damit das möglich ist, brauchen wir von der Politik durchdachte Strategien statt unüberlegter Sofortmaßnahmen.“

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