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Schlempe statt Raps in der Ration

Getreideschlempen aus der Bioethanol- oder Alkoholherstellung eignen sich als Proteinfutter für Milchkühe. Das zeigt ein Fütterungsversuch.

Lesezeit: 6 Minuten

Als Nebenprodukt der Alkoholherstellung entsteht Schlempe. Während Zucker und Stärke dabei vergären, reichert sich u.a. Eiweiß an. Besonders Getreideschlempe ist als Proteinfutter für Rinder geeignet.In der Serie „Futterprotein“ stellen wir heimische Alternativen zu Raps und Soja aus Übersee vor. Was Weizenschlempe in Milchviehrationen bringt, haben Tierernährer des Lehr- und Versuchsgutes Köllitsch analysiert.

Futterwerte schwanken stark

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Schlempen sind in Deutschland gut verfügbar: Rund 50 Großbrennereien destillieren Alkohol aus Getreide, Kar­toffeln und Melasse. Zusätzlich pro­­­duzieren große Anlagen Bioethanol aus Weizen, Roggen, Triticale und Gers­­te. Dazu kommen tausende kleinere Obstbrennereien, sodass insgesamt pro Jahr fast 500.000 t Trockenmasse (TM) Schlempe anfallen.

Diese ist definiert als Nebenerzeugnis der Alkoholherstellung aus stärke- oder zuckerreichen Rohstoffen, das bei der Fermentation und Destillation von Maische unter Zusatz von Hefe gewonnen und bei dem nur Wasser entzogen wird. Während Schlempen kaum Stärke- oder Zucker enthalten, sind Protein, Fett, Faser und Mineralstoffe um das 2,5- bis 3-fache angereichert.

Je nach Herstellungsprozess enthält Schlempe mehr oder weniger Zellen der zugesetzten Hefe und Enzyme. Das hat Einfluss auf die Proteingehalte und -qualität. Die TM-Gehalte von Schlempen schwanken ebenfalls. Man unterscheidet:

  • Nassschlempen (unter 15 – 25 % TM) zur sofortigen Frischverfütterung,
  • Pressschlempe (25 – 40 % TM) zur zeitnahen Frischverfütterung oder Heiß­­silierung und
  • Trockenschlempe mit ca. 90 % TM zur kontinuierlichen Verwendung in hofeigenen Mischungen oder in der Mischfutterindustrie.

Spirituosenbrennereien vermarkten ihre Schlempen meist als Nass- oder Pressschlempen im Umkreis. Viele Bioethanolanlagen trocknen die Schlempen und vermarkten sie zum Teil global.

Wichtig ist: Der Futterwert von Schlempe schwankt. Er ist abhängig vom Rohstoff und vom Brennereiprozess. Besonders wertvoll für die Tierernährung sind Getreideschlempen. Obstschlempen haben einen geringen und stark schwankenden Futterwert.


Fütterungsversuch: Weizenschlempe für Milchkühe geeignet

Am Versuchsgut Köllitsch fand der Fütterungsversuch mit Weizenpressschlem­pe statt. Das Futter und die Technik zur Zwischenlagerung stellte das Futtermittelunternehmen Oberhoff zur Ver­fügung und lieferte alle zwei bis drei Tage über 50 °C warme Weizenpress­schlempe. Das Futter wurde in einem isolierten, mit Rührwerk versehenen, Behälter zwischengelagert und der Ration im Mischwagen zudosiert.

In Übersicht 1 sind die Futterwert­daten von Weizenpressschlempe und Raps­extraktionsschrot aus dem Versuch dargestellt. Während der Energiegehalt vergleichbar ist, unterscheiden sich fast alle anderen Parameter signifikant. Der Proteingehalt der Weizenpressschlempen ist geringer. Mit 26 % Rohprotein in der Trockenmasse bleibt es jedoch ein geeignetes Eiweißkonzentrat. Das nicht getrocknete Schlempeprotein ist signifikant höher löslich und damit ist der geschätzte UDP-Gehalt (pansenbeständiges Protein anteilig am Rohprotein) mit 27 % erwartungsgemäß geringer als im Extraktionsschrot.Hier unterscheiden sich die feuchten Weizenpressschlempen erheblich von den am Markt angebotenen Trockenschlempen, welche zum Teil UDP-­Gehalte von über 40 % aufweisen.

Kaum Einfluss auf Leistung

Der Fütterungsversuch lief über 60 Tage mit zwei Gruppen zu je 30 Kühen mit einer mittleren Milchleistung von 35 kg/­Tag. In der Ration wurden 3 kg TM Rapsextraktionsschrot durch 3 kg TM Weizenpressschlempe ersetzt. Ansonsten waren die Rationen identisch. Untersucht wurden unter an­derem der Einfluss auf die Futteraufnahme, Milchleistung, Milchzusammensetzung sowie Ausscheidungen (siehe Übersicht 2).

Der Proteingehalt der Ration mit Weizenschlempe lag mit 14,4 % in der TM auf einem niedrigen Niveau für hochleistende Kühe. Auf einen Proteinausgleich wurde aber verzichtet, um den Effekt der Schlempe nicht zu beeinflussen. Der Anteil an nutzbarem Rohprotein war vergleichbar. Die Futteraufnahme war in der Schlempe-Gruppe nur tendenziell geringer. Die Unterschiede in den Proteinfraktionen der beiden Testmischungen spiegeln sich somit in der Aufnahme wider: Die Schlempe-Gruppe nahm weniger Rohprotein, Futterdurchflussprotein (UDP) und Methionin auf. Die ruminale Stickstoffbilanz (RNB) war in dieser Gruppe mit -41 g je Kuh und Tag gegenüber der Rapsgruppe (-10 g) in einem stark negativen Bereich. Die Differenz in der Proteinbereitstellung hatte überraschenderweise keine Auswirkungen auf die Milchleistung und die Gehalte an Fett und Protein in der Milch. Die Futterverwertung war mit 0,63 kg/kg ECM identisch zwischen den Proteinfuttermittelgruppen.

Die niedrigen RNB-Gehalte zeigten jedoch lehrbuchhaft ein anderes Ausscheidungsverhalten des Stickstoffs. Der Milchharnstoffgehalt der mit Weizenschlempe versorgten Kühe lag mit 117 mg je l auf einem sehr niedrigen Niveau und signifikant geringer als in der Raps-Gruppe. Auch die anderen ­Parameter, wie Harn-N-Ausscheidung oder die Konzentrationen an Kot-N und Blut-Harnstoff waren in der Schlempe-Gruppe signifikant geringer. Also konnten diese Kühe mit 37 % den Futterstickstoff besser nutzen.Es sind sicherlich nicht alle Effekte auf den Einsatz von Schlempe zurückzuführen. Der fehlende Proteinausgleich hatte wohl auch einen Einfluss, besonders auf die Stickstoffverwertung.

Der Einsatz von Getreideschlempen kann sich rentieren: Laut Futterwert haben sie einen im Vergleich zu Raps etwa halb so hohen Proteingehalt. ­Entsprechend sind Getreideschlempen preiswürdig, wenn sie nicht mehr als 50 % des Preisniveaus von Rapsextraktionsschrot übersteigen (TM-Basis). Die Kosten für die Logistik, Lagerung und den Einsatz der Saftfuttermittel sowie gegebenenfalls futtermittelhygienische Risiken sind dabei mit etwa 10 % berücksichtigt. Ergänzend zu Schlempen als Proteinfutter sind jedoch UDP-­Konzentrate bzw. Futterkalk sinnvoll.


Futterhygiene beachten

Milchkühe sollten pro Tag nicht mehr als 3 kg TM frische bzw. silierte Schlempe bekommen. Bei Mastrindern werden bis 0,7 kg TM und bei Jungrindern bis 0,3 kg TM je 100 kg Körpermasse in der Ration empfohlen.

Gegebenenfalls ist eine Gewöhnung an das Futter sinnvoll, um einen „Schlempehusten“ zu vermeiden. Ur­sache ist eine durch Essigsäure und Alkohol ausgelöste Schleimhautreizung. Da frische Schlempe generell wenig Struktur liefert, ist auch auf eine aus­reichende Grobfutterversorgung zu achten. Zudem sollten Milchkühen größere Schlempemengen erst nach dem Melken verfüttert werden, um eine mögliche Geschmacksveränderung der Milch auszuschließen.

Bei der Verfütterung von Saftfuttermitteln sind immer besondere futtermittelhygienische Regeln einzuhalten. Nass- und Pressschlempen kommen nahezu steril aus dem Brennereiprozess. Im Gegensatz zu angesäuerten Nassschlempen, die ein bis zwei Wochen haltbar sind, verderben Pressschlempen allerdings sehr schnell. Aerob stabil sind diese maximal für ein bis zwei Tage. Nach zwei bis drei Tagen kommt es in der Regel zu einem massiven Bakterien- und Hefebefall. Frische Pressschlempen sollten deshalb innerhalb von 48 Stunden warm verfüttert werden. Für eine kostengünstige und längerfristige Haltbarmachung bietet sich die Silierung in Folienschläuchen an. Die Siliereignung ist ausreichend. Entscheidend ist aber eine Heißvergärung, bei der das Siliergut eine Temperatur von 40 – 50 °C haben sollte.

Diesen Beitrag von Prof. Dr. Olaf Steinhöfel und Dr. Siriwan Martens vom LfULG Sachsen (Köllitsch) finden Sie auch in der top agrar 02/2021.

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