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Landwirtschaft im Nebenerwerb: „So froh über die Entscheidung"

Mit dem Umstieg auf den Nebenerwerb hat Schweinehalter Florian Lammerding nun ein stabiles Einkommen und mehr Zeit – auch um auf seinem Betrieb neue Ideen umzusetzen.

Lesezeit: 4 Minuten

„Schon nach einem halben Jahr bin ich fest davon überzeugt, den richtigen Schritt getan zu haben“, erzählt der 38-jährige Landwirt Florian Lammerding aus Sendenhorst in NRW. Er hatte Ende 2021 seine 130 Sauen abgeschafft und einen Job bei einem großen Sauenhalter angenommen.

Im eigenen Betrieb bewirtschaftet er jetzt noch 50 ha Ackerland (Gerste, Weizen, Mais), hält 900 Mastschwei­ne und neuerdings ein paar „Strohschweine“. Während Lammerding im Vollerwerb noch einen Azubi und zwei Aushilfen beschäftigte, kann er die anstehenden Arbeiten jetzt weitgehend ­alleine mit der Unterstützung seiner Frau erledigen. Nur das Güllefahren, Maislegen und Mähdreschen vergibt er an einen Lohnunternehmer, außerdem hat er noch eine Aushilfe.

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Lange Jahre Vollerwerb

Im Jahr 2015 hatte der Landwirt den Hof mit 130 Sauen und rund 1400 Mastschweinen von seinem Vater übernommen und zunächst im Vollerwerb weitergeführt. Noch im Jahr 2018 baute er einen neuen Güllebehälter für 150 000 €. 2020 entschied Lammerding sich dann aber schon gegen die nächste Investition von rund 500 000 € in einen neuen Maststall – obwohl er die Baugenehmigung schon in der Tasche hatte. „Finanziell nicht mehr tragbar“, konstatiert Lammerding. Sein Berater, Rudolf Borghoff von der Landwirtschaftskammer NRW, habe ihm damals auch schon nahe gelegt, die Sauen abzuschaffen. „Zu dem Zeitpunkt aber noch undenkbar für mich, immerhin waren die Leistungen im Stall durchaus in Ordnung“, erzählt der Landwirt.

Den Anstoß zum Ausstieg gab dann vor ca. einem Jahr das Veterinäramt. „Die Prüfer machten deutlich, dass ich zumindest die alten Flatdeck-Ställe kurzfristig erneuern müsse“, erinnert sich der Landwirt. „Mir wurde klar, dass ich das nicht mehr will. Noch im Frühjahr 2021 hatte ich wegen Liqui­ditätsproblemen ein Darlehen aufgenommen und ich wollte nicht schon wieder zur Bank – zumal danach noch weitere Modernisierungen nötig geworden wären“, berichtet Lammerding.

130 Sauen abgeschafft

Auch wenn die Erkenntnis damals schwer war, mittlerweile ist er sehr froh über den Anstoß des Veterinäramtes. „Sonst hätte ich wahrscheinlich noch lange so weitergemacht“, ist Lammerding überzeugt. „Aus heutiger Sicht hätte ich den Schritt in den Neben­erwerb sogar noch deutlich früher gehen sollen. Dann hätte ich mir vielleicht auch den Verkauf von 3 ha Land zur Entschuldung sparen können“.

Die Eltern und die drei Geschwister des Landwirts stehen ebenfalls hinter der Entscheidung. „Das hilft enorm“, so Lammerding. „Dennoch war es auch schwer, den Hof, den Vater und Großvater aufgebaut haben, ein Stück weit aufzugeben“, spricht er vielen anderen „Aussteigern“ aus der Seele.

Im Dezember 2021 ging dann die letzte Sau vom Hof. Und seit Anfang 2022 ist Lammerding im Haupterwerb Arbeitnehmer mit 30 Stunden in der Woche. Als Nebenerwerbslandwirt entrichtet er nun Beiträge zur gesetzlichen Krankenkasse und zur Deutschen Rentenversicherung. Dennoch zahlt er auch weiterhin Alterskassenbeiträge, u. a. um die Wartezeit von 15 Jahren für die Altersrente voll zu machen.

Es ist auch schwer, den elterlichenHof ein Stück weit aufzugeben.
Florian Lammerding

Einen Job zu finden war übrigens kein Problem. Auf eine Anzeige im Wochenblatt bekam der Landwirt ca. 25 Angebote von landwirtschaftlichen Betrieben, Lohnunternehmern, Gartenbau- und Bauunternehmen. „Alle suchen Leute, die anpacken und mitdenken wollen und bieten teilweise auch richtig gute Stundenlöhne“.

Zeit für „Strohschweine“

„Auch wenn es erst komisch war, das Arbeitnehmer-Sein gefällt mir jetzt richtig gut: Ich habe ein stabiles monat­liches Einkommen, feste Arbeitszeiten, jeden Dienstag frei, Urlaub und Überstunden kann ich ausgleichen. Das hilft dann auch, um meine Arbeit zu Hause zu organisieren“, berichtet der Landwirt. Hinzu kommt das Plus an Zeit, schließlich ist die verbleibende Schweinemast modern und mit wenig Arbeit zu betreiben. „Allein, dass ich Sonntag abends nicht mehr füttern muss, ist genial – vor allem wenn ich mal mit der Familie unterwegs bin“, freut Lammerding sich. Auch im Büro spürt der Landwirt Erleichterung. „Vor allem die Auflösung der 51a-Gesellschaft für 600 Mastschweine reduziert den Arbeitsaufwand deutlich, ebenso die Steuerberatungskosten“.

Was Lammerding auch feststellt: Das Aussteigen aus dem Hamsterrad macht den Kopf frei, um neue Projekte zu verfolgen. In seinem Fall ein paar Mastschweine, die er im ehemaligen Wartestall auf Stroh hält und nun selbst vermarktet. „Das macht richtig Spaß, läuft gut an und auch meine drei Kinder zwischen acht bis 13 Jahren machen mit. Und wer weiß, was mal draus wird“, begeistert sich Lammerding. Aber eins ist klar: In den Vollerwerb gibt es für ihn keinen Weg mehr zurück.

Und die leerstehenden Gebäude? Die entkernt der Landwirt nach und nach, vor allem in Eigenleistung. Was er dann damit macht, ist noch unklar, wahrscheinlich in irgendeiner Form vermieten, z. B. als Lagerraum oder für Wohnwagen.

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