In Spanien wird die im Juli 2009 erstmals nach französischem Muster unterzeichnete Milchpreis-Empfehlung ganz offensichtlich von den heimischen Molkereien unterlaufen. Das hat der landwirtschaftliche Spitzenverband ASAJA moniert, der vorwiegend die größeren Betriebe vertritt. Er drohte mit einem Boykott der interprofessionellen Vereinbarung, da der empfohlene Mindestauszahlungspreis von 31 Cent/l bis Ende 2009 von den meisten Molkereien ignoriert werde.
Dass dies zutreffe, bestätigten auch Vertreter des zuständigen Ministeriums für Umwelt, Ländlichen Raum und Meeresfragen auf einer Sitzung. Dort wurde zugleich bemängelt, dass die erforderlichen Informationen über die Einhaltung der Vereinbarung verweigert würden, da diese de facto von den meisten Molkereien nicht umgesetzt werde.
Im Juli wurde bei der Unterzeichnung des Referenzpreises durch die spanische Milchinterprofession (INLAC) ausdrücklich betont, dass es sich um eine Milchpreis-Empfehlung handle, zumal die Europäische Kommission in ihrem Milchmarktbericht die Möglichkeit der Festsetzung von Mindestpreisen ablehne. Nicht unterzeichnet hatte die Vereinbarung allerdings der Landwirtschaftsverband COAG, der vorwiegend die mittleren und kleineren Agrarbetriebe vertritt. Dessen Milchexperte Gaspar Anabitarte hatte seine Ablehnung damit begründet, in der Vereinbarung sei nicht verankert, dass die Milch nicht unter Gestehungskosten verkauft werden dürfe. Diese lägen nach Angaben der staatlichen Preisbeobachtungsstelle zwischen 33 und 37 Cent/l, also über dem Referenzpreis.