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Stall der Zukunft - nur eine Vision?

Das „Gesamtbetriebliche Haltungskonzept“ beschreibt zukunftsfähige Stallkonzepte für die Milchviehhaltung und zeigt, wo Kompromisse zwischen Tierwohl, Ökologie und Ökonomie nötig sind.

Lesezeit: 4 Minuten

Viel Platz fürs Tierwohl oder wenig Fläche versiegeln für den Umweltschutz? Hochboxen, die wenig Arbeitszeit und Einstreu kosten, oder komfortable Tiefbox? Eine nachhaltige Tierhaltung erzeugt Zielkonflikte. „Deshalb sind Kompromisse ­zwischen Tierwohl, Ökologie und Ökonomie ­nötig“, fasst Andreas Pelzer von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-West­falen die Ergebnisse vom „Ge­­samtbetrieblichen Haltungskonzept für Milchkühe“ zusammen.

Das haben Experten der Landwirtschaftskammern, Landesanstalten und Landesämter aus ganz Deutschland mit dem Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (KTBL) und der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) erarbeitet.

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Funktionsbereiche bewertet

Zuerst haben die Experten die Funktionsbereiche eines Milchviehstalls, wie Liegen, Melken oder Fressen, aus Sicht von Tierwohl, Ökonomie und Ökologie analysiert. Zum Beispiel die Tiefbox: Die natürliche Liegefläche sorgt für Komfort, birgt aber auch ein höheres Infektionsrisiko. Bei der Ökologie steht einer guten Flächeneffizienz ein großer Einstreubedarf gegenüber.

Ökonomisch gesehen ist die Investition für eine Tiefbox geringer als eine Hochbox, aber sie erfordert auf lange Sicht viel Einstreumaterial und mehr Arbeitszeit. Nach dieser Analyse haben die Experten Zukunftskonzepte für Milchviehställe entwickelt. Dazu haben sie sich in drei Gruppen aufgeteilt und zunächst jeweils einen idealen Stall nur aus Sicht des Tierwohls, der Ökologie bzw. der Ökonomie für 220 Milchkühe geplant.

Der Tierwohlstall

Im Zentrum steht das natürliche Verhalten von Rindern im festen Herdenverbund. Um das zu erreichen, hat die Arbeitsgruppe vier identische Rundställe für je 60 Milchkühe konzipiert. Der runde Stallaufbau soll den Kühen einen guten Überblick und Ausweichmöglichkeiten bieten. Pro Kuh sind 13 m² Kompostierungsfläche eingeplant, die maximalen Liegekomfort bieten sollen. Der Futtertisch und das automatische Melksystem (AMS) mit ­Selektionsbereich umrunden den Liegebereich. Die Kühe haben Zugang zur Weide. Der Tierwohlstall benötigt eine Gesamtfläche von rund 9.800 m².

Der Umweltstall

Ein Ziel im Umweltstall war es, die versiegelte Fläche zu minimieren. Das könnte eine kompakte Bauweise mit 5+1-Liegeboxenreihen (teils Fressliegeboxen) sowie eine vertikale Futter- und Milchlagerung schaffen. Gemolken werden soll im AMS. Zudem soll sich der Umweltstall durch wenig Emissionen auszeichnen, weshalb z. B. die Trennung von Kot und Harn per Sammelroboter und Kuhtoiletten eingeplant ist. Ein drittes Ziel war der Ressourcenschutz durch den Einsatz von Solar- und Biogasenergie plus Energierückgewinnung und -spei­cherung. Der Ökologiestall benötigt eine Fläche von ca. 2 800 m².

Der Ökonomiestall

Im Ökonomiestall stehen nicht nur die Investitions- sondern auch die Arbeitserledigungskosten im Fokus. Melkroboter und ein selbstfahrender Futtermischwagen sind eingeplant. Der Stall ist zweireihig mit außen liegenden Futtertischen. Special-Needs-Bereich, Büro und Technik, liegen im Zentrum, um die Arbeitswege kurz zu halten. Hochboxen und Faltschieber sollen Arbeiten reduzieren. Da­rüber hinaus soll die Tiergesundheit und Leistungsfähigkeit der Kühe gefördert werden, z. B. mit einem hohen Liege- und Fressplatzverhältnis. Das soll die Direktkostenfreie Leistung minimieren. Der Ökonomiestall benötigt etwa 4.700 m² Grundfläche.

Der Kompromissstall

Nach den drei Stallkonzepten haben die Arbeitsgruppen möglichst viele Einzelaspekte in einer gemeinsamen Stallplanung kombiniert: Eine kompakte Bauweise minimiert Flächenversiegelung. Die Gummiauflagen der planbefestigten Laufgänge sollen Kot und Harn trennen und so Emissionen reduzieren. Melkroboter und Futterroboter übernehmen Arbeiten. Begrünte und mit Photovoltaik ausgestattete Stalldächer sollen für kühles Klima bzw. Energie sorgen.

Mit diesen Ergebnissen soll das ­Gesamtbetriebliche Haltungkonzept Ideen für den Stallbau geben. „Die Stallkonzepte sind keine Universallösung, sondern geben Anregungen für Teillösungen. Die Ergebnisse sollen auch eine Grundlage für Diskussionen mit den beteiligten Institutionen, Gesellschaft und Politik sein“, sagt Andreas Pelzer. Eine Broschüre zum Projekt erstellt das Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL). Es soll in Print und digital zur Verfügung stehen. Im nächsten Schritt sind Konzepte für die Bullenmast, Kälberaufzucht und Mutterkuhhaltung geplant.

Kurz kommentiert

Außer Spesen, nix gewesen? So scheint es auf den ersten Blick. Drei Jahre lang haben Experten „den Kuhstall der Zukunft“ geplant. Herausgekommen ist: Ein „normaler“ Boxenlaufstall mit Melkroboter und Photovoltaik. Eine große Überraschung ist ausgeblieben.



Das Ergebnis zeigt aber: Moderne Kuhställe sind bereits tier­gerecht, umweltgerecht und zumindest ökonomisch geplant. Was bleibt, ist Details zu hinterfragen und zu optimieren. Dafür soll das 120-seitige Papier eine Diskussionsgrundlage sein. Ob das Landwirten bei aktuellen Herausforderungen im Stallbau helfen kann, muss sich zeigen.

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