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Stallumbau: Mehr Platz unter demselben Dach

Kompost raus, ein Roboter mehr sowie rund 40 Kühe aufgestockt – und das alles im laufenden Betrieb. Severin Batzill hat seinen Stall mit viel Eigenleistung ein Jahr lang auf den Kopf gestellt.

Lesezeit: 6 Minuten

Milchviehhalter Severin Batzill hat in Schlier (Baden-Württemberg) im Jahr 2015 einen Kompoststall für 70 laktierende Bio-Kühe und Kälberhaltung auf der grünen Wiese ­errichtet. Eine Holzkonstruktion trägt das mit Wellblech eingedeckte Dach.Von außen hat sich der Stall bis heute nicht großartig verändert. Im Innern hat sich allerdings schon zwei Jahre nach der Eröffnung einiges getan:

Auf der rechten Stallseite befinden sich Boxen für die ammengebundene Kälberaufzucht und mehrere Abteile für das Jungvieh und die Trockensteher. Auf der linken Seite beginnt der Stall mit dem Abkalbe- und Separations­bereich. Direkt angegliedert sind zwei Melk­roboter und ein dreireihiger Lie­ge­boxen­laufstall für die laktierenden Kühe. Alle Tiere nutzen einen mittigen Futtertisch. Die trockenstehenden Kühe und das tragende Jungvieh stehen bei passender Witterung auf der Weide.

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Kompost funktionierte nicht

„Obwohl ich mich sehr bewusst für Kompost entschieden und zuvor einige Ställe besucht habe, gefiel mir das System zwei Drittel des Jahres nicht“, sagt Batzill.Im Sommer waren Luftfeuchte und Wärmeentwicklung im Liegebereich so hoch, dass sich das Verhalten der Kühe schon ab 15 °C Außentemperatur sichtlich veränderte. „Je nachdem aus welcher Richtung der Wind kam, drängten dort alle Kühe auf einen Haufen“, ­erklärt er. Sie hatten Hitzestress. Hinzu kam trotz zusätzlicher Lüftung ein ­hoher Streuaufwand. „In diesem Stall wurde Kom­­post zur Materialschlacht“, resümiert der Landwirt. Das Einstreusystem legte er infolgedessen ad acta.

In diesem Stall wurde Kompost zur Materialschlacht.“ - Severin Batzill

Damit stand er vor der Herausforderung, im laufenden Betrieb umzubauen. Hinzu kam die Entscheidung, einen weiteren Lely-Melkroboter einzubauen und so die Kuhzahl auf circa 55 Kühe pro automatisches Melksystem zu senken – eingeplant war der Platz dafür aber nicht.

Jede Ecke ausgenutzt

Zum Glück war der Dachüberstand an den Längsseiten deutlich größer, als nötig. Denn bei der Planung empfahl ihm sein Hallenbauer, einen drei Meter langen Dachvorsprung einzuplanen, um die maximale Schneelast zu erhöhen. Bei den laktierenden Kühen konnte Batzill daher auf einen dreireihigen Liegeboxenlaufstall umbauen. „Wir haben den Curtain unter dem Dachvorsprung einfach vorgelegt und in diesen Bereich eine Reihe mit 35 Tiefboxen und den Roboter eingebaut“, erklärt der gelernte Maschinenbauer. So konnte er dort, wo vorher die Kompostfläche war, einen Laufgang und eine weitere Reihe mit gegenständigen Boxen bauen. Der Fressgang blieb unverändert.

Auch auf der gegenüberliegenden Stallseite für das Jungvieh legte Batzill eine zusätzliche Reihe Außenliegeboxen unter dem Dachvorsprung an. Hier blieb allerdings der Curtain an der selben Position. Die Boxen liegen somit außen und die Nachzucht kann sie über den bestehenden Laufhof erreichen.

Nicht überdachte Fläche

Als Bioland-Betrieb muss der Fohrenhof den laktierenden Kühen eine nicht überdachte Lauffläche anbieten. Deshalb ist das Dach über dem Fressgang auf einer Breite von drei Metern offen. Durch die Bestandsaufstockung wären diese Fläche und auch das Fressplatzangebot nicht mehr ausreichend gewesen. Daher verlängerte der Milchviehhalter seinen Stall am hinteren Ende nahtlos durch einen Laufhof. Dadurch garantiert der Betrieb auch ein Tier-Fressplatz-Verhältnis von 1 : 1. Die Rolltore und die befestigte Fläche waren schon vorhanden, denn zuvor lag hier die Zufahrt zur Bearbeitung der Kompostfläche mit der Fräse. So mussten lediglich die Trenngitter weichen.

Damit die Kühe den Laufhof auch sinnvoll nutzen, muss Batzill ihnen einen Anreiz bieten. „Schon lange habe ich eine zeitsparende Möglichkeit zur Heugabe gesucht“, sagt er. Auf dem Laufhof installierte er daher auch eine Raufe, die die Kühe von drei Seiten erreichen können. „So schieben sie sich das Futter selbst nach“, erklärt er.

Zudem gelangen die Kühe von hier aus durch ein automatisches Weidetor auf die Weide. „Ich habe das Weideanrecht am Tor mittlerweile auf 100 % erhöht“, erklärt er. Das heißt, dass alle Kühe, die kein akutes Melkanrecht haben, immer durch das Weidetor auf das anliegende Grün gehen können. „Sobald ich Gras füttere und die Sonne scheint, gehen die Kühe, wenn sie zusätzlich häufig am Tor abgewiesen werden, immer weniger raus“.

Drei Entmistungssysteme

Neue Güllekeller konnte Severin Batzill nicht einfach einbauen. Daher hat er im Stall nun drei verschiedene Arten, den Mist abzuführen. Im Vorwartebereich der Roboter lagen von Beginn an Spaltenböden. Den Fressgang räumte auch im Kompoststall ein Faltschieber. Die Arbeitsstrecke des Schiebers verlängerte der Betrieb genau um den Fressgang am Laufhof.

Für die ehemalige Kompostfläche kam kein Schiebersystem in Frage, da kein Abwurfschacht nachgerüstet werden konnte. „Ich wollte keine Stelle im Stall mit der Hand oder dem Traktor abschieben müssen“, sagt Batzill. Daher reinigt nun ein automatischer Gülle-­Saugroboter (Lely Discovery Collector) den Boxengang und den halben Laufhof. Dieser sprüht je nach Einstellung Wasser auf die Fläche und saugt parallel Kot und Harn auf.

Wenn es draußen sehr warm ist, bekommt der Roboter die trockenen Bereiche trotz Wasser nicht so gut sauber. Ansonsten bin ich mit dem System aber zufrieden." - Severin Batzill

In eigener Hand

Einen Stall im laufenden Betrieb umzubauen, ist eine große Herausforderung. Das hat auch Severin Batzill feststellen müssen. Den Umbau organisiert er deshalb von „von rechts nach links“ im Stall. Gestartet ist er im Jungviehbereich. Darauf folgten der Laufhof und die erste Boxenreihe. Während des Umbaus bzw. Abrisses der Kompostfläche standen die Kühe auf der Weide und im Jungviehstall. Die Aufstockung der Tierzahl startete erst, als alles bauliche fertig war. Dabei leisteten die Familie und die Angestellten die Umbauarbeiten und die Planung zu großen Teilen in Eigenregie.

Im Stall unterstützen heute eine Vielzahl von Sensoren den Landwirt bei der täglichen Arbeit. So kann Batzill beispielsweise bei Frost die Wassertemperatur in den Tränken und die Heizung in den Roboterräumen kontrollieren und bei Bedarf einschalten. Auch alle Curtains und die Lüfter im Stall kann der Milchviehhalter mit einem Klick am Computer oder per App über das Handy steuern.

Für die Steuerung der Technik hat er zusammen mit seinem Bruder, einem IT-Spezialisten, ein eigenes Steuerungssystem programmiert. Und das hat sich schon bewährt: Allein mit der Überwachung und Anpassung der Heizungen von den Ring- und Rohrleitungen sowie der Melkroboterheizung, hat der Landwirt jährlich mehr als 8 000 kWh eingespart.

Diesen Artikel lesen Sie auch in der top agrar 10/2020.

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