An meinem heutigen Arbeitstag stand für mich das Melken auf dem Programm. Auf dem Betrieb Hohen Luckow befinden sich zwei Melkstände: Im Abkalbestall-Stall befindet sich ein separater Doppel-12er Side-by-Side Melkstand für die ca. 120 frischlaktierenden Kühe, die drei Mal am Tag gemolken werden. Ungefähr 20 Tage nach der Kalbung und bei unauffälligem Verhalten bezüglich Nachgeburtsproblemen oder anderen Erkrankungen gehen die Kühe dann in den anderen Stall in eine Hochleistungsgruppe. Dort befindet sich ein Doppel-20er Side-by-Side Melkstand, indem die Kühe aus Stall 1 und 2 gemolken werden. In diesem Melkstand habe ich heute mit gemolken.
Dabei handelt sich um einen Boumatic Xpressway, ausgestattet mit Milchmengenmessung, Abnahmeautomatik, Tiererkennung und Selektion. Zwei Melker sind dort ständig beschäftigt, gearbeitet wird immer acht Stunden Schichten. Somit werden alleine in diesem Melkstand sechs Personen pro Tag nur für das Melken benötigt. Hinzu kommt ein Treiber, der die Kühe der jeweiligen Gruppen zum Wartebereich, bzw. nach dem Melken wieder in den Stall bringt. Im Stall befinden sich zehn verschiedene Gruppen, acht von ihnen werden zweimal und zwei werden dreimal am Tag gemolken. Ca. 380 Kühe befinden sich in den beiden Gruppen, die dreimal am Tag gemolken werden. Insgesamt stehen im Stall 1 und 2 zusammen um die 1950 Kühe.
Eine Melkzeit, in der alle Kühe gemolken werden, dauert ca. elf Stunden. In einer Stunde werden also ungefähr 216 Kühe gemolken. „Der Melkstand wurde damals für eine Herdengröße von 400 Kühen gebaut, und hat seine Leistungsgrenzen erreicht“, erklärte mir Herdenmanager Alexander Schirmer. Gerne würde der Betrieb alle Kühe dreimal am Tag melken, jedoch ist das in dem vorhandenen Melkstand nicht möglich. Das Leistungspotenzial der Kühe ist dafür aber auf jeden Fall gegeben. Aktuell liegt die Leistung im Durchschnitt bei 35 Liter je Kuh und Tag.
Der Melkvorgang selber erstreckt sich über fünf Arbeitsschritte je Kuh: Zu Beginn wird jeder Strich einzeln mit Hilfe einer Sprühflasche vorgedippt. Im Anschluss erfolgt das Vormelken zur Euter- und Milchkontrolle sowie das Reinigen der Striche und des Euters mit Hilfe eines Tuches. Für jede Kuh wird ein neues Tuch benutzt, um einer Übertragung von Schmutz oder Krankheiten auf andere Kühe vorzubeugen. Nach dem Vormelken soll das Melkgeschirr nach einer Minute angesetzt werden. Um dem Melkern diese Zeiteinheit leichter zu verdeutlichen, ist der Platz der zehnten Kuh farbig mit einem Streifen markiert. Nach ca. einer Minute sollte sich die Person die vormelkt und reinigt dort befinden, so dass die zweite Person weiß das sie nun mit dem Ansetzten beginnen muss. Solche kleinen Hilfen sind auf dem Betrieb Hohen Luckow immer wieder zu finden. Nach dem Melkvorgang wird die Kuh nochmals gedippt. Der Melkstand ist mit einer Zwischendesinfektion ausgestattet, so dass die Melkgeschirre nach jeder Kuh automatisch mit Wasser, Desinfektion und nochmal mit Wasser durchgespült werden. All diese Maßnahmen führen aktuell zu einer durchschnittlichen Herdenzellzahl von ca. 150.000.
Einen Milchtank sucht man auf Gut Hohen Luckow vergebens. Stattdessen wird die gesamte Milch direkt in einen Tankauflieger gepumpt. Drei Tankauflieger pro Tag fahren die Milch dann zur Molkerei. Geliefert werden die rund 70.000 kg pro Tag an das Deutsche Milchkontor.
