Einige Wochen hat das Team vom Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben zum Thema "Tierschutz- und Tierrechtsorganisationen: Finanzierung und Organisation" recherchiert. Das sind die Feststellungen:
- Der strukturelle Aufbau der von uns betrachteten Organisationen ist teils wenig demokratisch. So fallen Peta und Greenpeace durch geringe Mitgliederzahlen auf. Bei mehreren Vereinen trifft eine Handvoll Personen die wesentlichen Entscheidungen.
- Auf unsere Anfragen zu Vereinsstrukturen und Finanzen reagierten das Deutsche Tierschutzbüro und Peta gar nicht oder sehr zurückhaltend. Greenpeace als finanziell stärkste Organisation versuchte Einfluss zu nehmen. Ein Sprecher forderte mit Nachdruck, dass wir Werbungs- und Verwaltungskosten nach den Vorstellungen von Greenpeace veröffentlichen. Nach unseren Recherchen war dies aber nicht korrekt. Wir blieben bei unseren Berechnungen.
- Ob die Organisationen effizient mit anvertrauten Geldern wirtschaften und sie vorrangig zum Wohl der Tiere einsetzen, ist nicht zweifelsfrei zu beantworten. Bei uns blieben trotz enormer Zahlenkolonnen in den Jahresberichten etliche Fragezeichen zurück. So fanden wir in den veröffentlichten Dokumenten teils Vermischungen von „satzungsgemäßen Aufgaben“ und Öffentlichkeitsarbeit, sprich „Werbung in eigener Sache“. Das fällt auch anderen Beobachtern auf und führt dazu, dass der Tierrechtsorganisation Peta immer wieder vorgeworfen wird, sie würde nur einen Bruchteil ihrer Gelder für ihre eigentlichen Aufgaben ausgeben. 2019 machten die Ausgaben für „Information, Öffentlichkeitsarbeit und Spendergewinnung“ mehr als die Hälfte aller Ausgaben bei Peta aus.
Kein gemeinsamer Nenner
Und noch eines wurde klar: Mit Tierrechtlern, die jede Art von Tiernutzung ablehnen, werden zumindest tierhaltende Landwirte auf keinen gemeinsamen Nenner kommen.
Vor allem zwei Methoden der Systemkritiker treffen die landwirtschaftliche Branche ins Mark: Zum einen die Strategie Betriebsinhaber medienwirksam zu verklagen, auch wenn ihre Tierhaltung rechtlich erlaubt ist. Zum anderen das unerlaubte Eindringen in Ställe, um heimlich zu filmen. Es geht seit Jahren immer weiter. Kommen solche Fälle vor Gericht, sehen die Richter diese Art der Bildbeschaffung und -verbreitung mitunter als richtig an, wie ein Urteil des Oberlandesgerichts Naumburg und eine Entscheidung des Bundesgerichtshofes aus 2018 zeigen. Auch in anderen Ländern haben Farmer mit Übergriffen von Tierschützern zu kämpfen. In Australien beschloss die Regierung im vergangenen Dezember, dass Tierschutzorganisationen die Gemeinnützigkeit entzogen werden kann, wenn sie Bauernfamilien einschüchtern oder ausspionieren. Darüber wird auch in Deutschland diskutiert.
Pauschalurteile von beiden Seiten
Wer ehrlich hinschaut, weiß aber auch: Nicht nur die Tierrechtsszene stellt „der“ Landwirtschaft gern ein Pauschalurteil aus. Auch Teile des landwirtschaftlichen Berufsstandes scheren „die“ NGOs über einen Kamm. Besser wäre es, die Unterschiede wahrzunehmen. Vereine wie Greenpeace und der Deutsche Tierschutzbund sind nicht kategorisch gegen Nutztierhaltung. Sie haben aber eine andere Art von Landwirtschaft im Sinn und fordern diese öffentlichkeitswirksam ein.
Damit sind sie nicht allein. Denn landwirtschaftliche Themen werden zunehmend zum Inhalt gesellschaftlicher Debatten. Wo unterschiedliche Ansichten aufeinanderprallen, sind die systemkritischen NGOs zur Stelle. Das ist ihre Aufgabe. Und diesen Job machen sie erfolgreich. Neben einer großen Spendenbereitschaft, die sie generieren, erhalten sie viel Unterstützung durch engagierte Ehrenamtliche. Dazu trägt sicher bei, dass die Organisationen dort Veränderungen anbieten, wo Bürger den Eindruck von zu wenig Bewegung haben.
Weder Landwirtschaft noch Politik signalisieren anscheinend genug Bereitschaft, unbefriedigende Zustände zu verändern.
Allerdings sind die Vorstellungen der Tierschützer und Tierrechtler nur selten konstruktiv. Ihre Ideale von Ackerbau und Viehhaltung sind zum Teil derart revolutionär, dass die Landwirtschaft, wie wir sie kennen, keine Daseinsberechtigung mehr hätte. Diese Contra-Angebote dürfen nicht die einzigen für unsere Gesellschaft bleiben. Es ist an der Landwirtschaft, sich mutig und zukunftsgerichtet im gesellschaftlichen Dialog weiterzuentwickeln.
In einer früheren Version dieses Online-Artikels konnte der Eindruck entstehen, dass Verantwortliche oder Mitarbeiter von PETA Deutschland e.V.in Ställe einbrechen und filmen. Das stimmt nicht. PETA Deutschland e.V. ist eine als gemeinnützig anerkannte Organisation.
Alle weiteren Beiträge des Wochenblatts zu dem Thema finden Sie hier.
von Martin Hofmann
Verantwortung?
Es ist höchste Zeit auch diese Organisationen zu hinterfragen. Was mir fehlt, ist, dass diese Organisationen keine Verantwortung für ihr Tun und Sagen übernehmen bzw. übernehmen müssen. Während Vertreter der Landwirtschaft immer perönlich in der Öffentlichkeit auftreten müssen ... mehr anzeigen werden diese Vereine nur anonym genannt. Z.B.: "Greenpeace hat bemängelt und Herr Rukwiek vom DBV hat widersprochen." Ein Landwirt muss immer mit seinem Privatvermögen haften und wird evtl. persönlich bestraft. In diesen Organisationen ist niemand für etwas verantwortlich und kann deshalb nicht bestraft werden. Maximal muss mit Spendengeldern gehaftet werden. Jeder Medienauftritt wird von einem anderen Mitglied bewerkstelligt. Außerdem ist nur eine Mitgliedschaft in so einem Verein notwendig, um medienwirksam Aussagen treffen zu können. Eine entsprechende Sachkenntnis oder Ausbildung ist nicht notwendig (gewünscht). weniger anzeigen
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von Andreas Gerner
Tunnelblick
Ich möchte nicht behaupten, dass alles "Tierschützer" folgenden Denkfehler machen, aber sicher die meisten: Werden Tiere glücklicher, wenn weniger gehalten werden? NEIN ! Sie werden weniger, nicht glücklicher. Denn das Tier, das nicht für die Produktion von Fleisch, Milch oder Ei ... mehr anzeigen gebraucht wird, wird ja nicht in die Freiheit entlassen. Es wird gar nicht erst geboren ! Dem Tier wird also von vornherein sein Leben vorenthalten. Die Annahme derer "Tierschützer", die eine Abschaffung der Tierhaltung fordern, sie täten Tieren damit einen Gefallen, ist also vollkommen falsch. Kein Tier wird so geschützt. Solch kontraproduktive Ansätze dürfen nicht unterstützt werden. - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - Diejenigen echten Tierschützer (diesmal ohne "), die sich für Unterstützung von besonders vorbildlichen Haltungsbedingungen einsetzen, sollten mit uns gemeinsam am Tisch sitzen und zielführende Lösungen erarbeiten. Verbote per Gesetzen ,die dann nur national möglich sind und dank WTO nicht durch einen Außenschutz flankiert werden können, sind eben nicht zielführend, sondern verlagern nur ins Ausland. Wirklich zielführend wäre das, was in der Borchert Kommission angestoßen wird. Mit der Finanzierung über eine Tierwohlabgabe, die auf JEDES tierische Produkt erhoben wird (egal woher, welche Haltungsform und wo verkauft), aber ausschließlich an die Betriebe fließt, die die Tiere besonders gut halten, könnte endlich der Teufelskreis (Verbraucher greift zum günstigsten und pusht somit die Haltung, die zum geringsten Preis machbar ist, drängt aber kostspielige ins Abseits) gebrochen werden. Fleisch jeder Herkunft und Haltungsform wäre im Regal effektiv genau gleich teuer/billig. Der Verbraucher kann ohne von seinem Geiz beeinflusst zu werden frei entscheiden, was ihm wichtig ist. Regionalität, Tierwohl, Bio, alles 3 auf einmal, nichts davon...? So kann sich dann im Rekordtempo die gesamte Tierhaltung transformieren und alle hätten was davon. Der Verbraucher, weil er das bekommt, was er will, der Landwirt, weil er die nötigen Investitionen über den Tierwohlbonus wieder hereinholen kann und natürlich besonders die Tiere. Denn die bekommen so Platz, frische Luft, Stroh, wenn gewünscht sogar Aus- bzw, Freilauf. Und das in der Breite viel schneller, als es via Gesetzen (Übergangsfristen) möglich wäre. weniger anzeigen
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von Harald Finzel
"Auch Teile des landwirtschaftlichen Berufsstandes scheren „die“ NGOs über einen Kamm."
Warum sollte man da auch noch groß differenzieren? Viele Kampagnen von angeblich "gemäßigten" NGOs sind genauso landwirtschaftsfeindlich wie die der "etablierten" Tierrechtler. Man denke z.B. an Greenpeacens "Billigfleisch"-Kampagne vor den Lidl-Filialen, in der alle konventionellen ... mehr anzeigen Schweinehalter über einen Kamm geschert und als Tierquäler hingestellt wurden. weniger anzeigen
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von Christian Bothe
Tierschuetzer und Co.
Eine gute Recherche zum Thema. Es gibt nur eine Antwort darauf, und das ist das Entziehen der Gemeinnützigkeit dieser Vereine bei entsprechenden Vergehen gegen das Privateigentum etc. analog des Handelns der australischen Regierung!
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von Philipp Hansen
Satzung Greenpeace Deutschland
Interessant fand ich auch die Satzung von Greenpeace e.V.. Für meine Begriffe wählt da in weiten Bereichen die Regierung das Parlament, der Traum eines jeden Autokraten.
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von Peter Beiersdorfer
ein guter Kommentar
aber...... hier sind eigentlich die Medien in der Pflicht hier sollten sich die Medienlandschaft einen Ehrenkodex auferlegen und solche egal ob Bilder oder Aufnahmen einfach nicht mehr verbreiten und diesen linksradikalen Nichtvereinen auf die zuständigen Behörden verweisen, wenn ... mehr anzeigen Gruppen der Meinung sind, das hier Verstöße vorliegen so muss dies zur Anzeige gebracht werden und nicht nach einen halben Jahr versuchen bei Medien solche Bilder oder Aufnahmen gewinnbringend zu verkaufen, zumal ja das Privateigentum laut Grundgesetz geschützt ist. Das ist kein aktiver Tierschutz, da sind einfach linksradikale Gruppierungen, die auf Kosten der Allgemeinheit privat sich bereichern, die haben auch kein Demokratieverständnis. Die Medien müssten konsequent diese linksradikalen Gruppen genauso wie die rechtsradikalen Gruppierungen sachlich bekämpfen. Leider haben manche politische Parteien da noch in die gleiche Kerbe geschlagen ohne Sachkenntnisse und es wäre auch für Sie einmal wichtig sich zu hinterfragen denn dann kommen wir wieder in einen sachlichen Dialog. Die Landwirtschaft hat sich seit Jahrhunderten immer wieder erneuert und wir Unternehmer hinterfragen uns tag täglich, denn wir sind die einzigen die das ganze Jahr von der Natur abhänig sind. weniger anzeigen
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von Dirk Hesse
Tierrechtler sind keine Tierschützer
Respekt! Sehr gut, sich um das Thema zu kümmern! Sehr gut zusammen getragen! Tierhalter haben ihre Tierhaltung immer weiter entwickelt, zum Wohle des Tieres, der Umwelt und des Menschen. Beispiele für solche von Tierhaltern entwickelten Lösungen gibt es bei der ISD. Hier nachzulesen: ... mehr anzeigen https://www.topagrar.com/heftplus/landwirte-wollen-aktiv-zu-loesungen-beitragen-12458302.html weniger anzeigen
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von Albert Maier
Sehr gut...
... das in diese Richtung auch mal recherchiert wird! Weiter so!
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von Rudolf Rößle
Amerika
Es gab mal eine Dokumentation von einer Auslandsreporterin, die mehrere Jahre in Amerika tätig war. Selbst in den Kindergärten wird mit Kameras überwacht. Da es in dieser Gegend üblich ist Kinder nicht unbeaufsichtigt zu lassen, bekam die Familie vom Jugendamt besuch, da sie ihre ... mehr anzeigen Kinder draußen auf der Wiese spielen ließen. Was bei uns normal ist, ist woanders Horror. Daher gibt es Radikalismus auch im Bezug auf Tierhaltung. Wobei es auch Bauern gibt, die wie mit ihren Tieren umgehen? Auf der anderen Seite gibt es die Meinung, dass Tierhalter halt generell scheiße sind. Die geistige Welt kennt große Unterschiede. Wenn sich nun bestimmte Gruppen finden und medienwirksam nach außen auftreten, werden falsche Tatsachen verbreitet, die auf die Allgemeinheit nicht zutreffen. weniger anzeigen
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von Bernd Croonenbroek
Bitte weiterleiten zum Stern oder der Tagesschau
damit das endlich aufhört mit den Spenden für Privat ausgaben. Kam nicht zuletzt eine Tierschützerin mit einem Mercedes G 63 vorgefahren !!!!
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