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Tierschützer und -rechtler: Andersdenker mit revolutionären Angeboten

Kenne deine Kritiker – diesen Grundsatz befolgten wir als Rechercheteam. Ohne „Schere im Kopf“ schauten wir, wie Tierrechts- und Tierschutzorganisationen ticken. Ein gemeinsamer Kommentar.

Lesezeit: 4 Minuten

Einige Wochen hat das Team vom Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben zum Thema "Tierschutz- und Tierrechtsorganisationen: Finanzierung und Organisation" recherchiert. Das sind die Feststellungen:

  • Der strukturelle Aufbau der von uns betrachteten Organisationen ist teils wenig demokratisch. So fallen Peta und Greenpeace durch geringe Mitgliederzahlen auf. Bei mehreren Vereinen trifft eine Handvoll Personen die wesentlichen Entscheidungen.



  • Auf unsere Anfragen zu Vereinsstrukturen und Finanzen reagierten das Deutsche Tierschutzbüro und Peta gar nicht oder sehr zurückhaltend. Greenpeace als finanziell stärkste Organisation versuchte Einfluss zu nehmen. Ein Sprecher forderte mit Nachdruck, dass wir ­Werbungs- und Verwaltungskosten nach den Vorstellungen von Greenpeace veröffentlichen. Nach unseren Recherchen war dies aber nicht korrekt. Wir blieben bei unseren Berechnungen.



  • Ob die Organisationen effizient mit anvertrauten Geldern wirtschaften und sie vorrangig zum Wohl der Tiere einsetzen, ist nicht zweifelsfrei zu beantworten. Bei uns blieben trotz enormer Zahlenkolonnen in den Jahresberichten etliche Fragezeichen zurück. So fanden wir in den veröffentlichten Dokumenten teils Vermischungen von „satzungsgemäßen Aufgaben“ und Öffentlichkeitsarbeit, sprich „Werbung in eigener Sache“. Das fällt auch anderen Beobachtern auf und führt dazu, dass der Tierrechtsorganisation Peta immer wieder vorgeworfen wird, sie würde nur einen Bruchteil ihrer Gelder für ihre eigentlichen Aufgaben ausgeben. 2019 machten die Ausgaben für „Information, Öffentlichkeitsarbeit und Spendergewinnung“ mehr als die Hälfte aller Ausgaben bei Peta aus.

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Kein gemeinsamer Nenner

Und noch eines wurde klar: Mit Tierrechtlern, die jede Art von Tiernutzung ablehnen, werden zumindest tierhaltende Landwirte auf keinen gemeinsamen Nenner kommen.

Vor allem zwei Methoden der Systemkritiker treffen die landwirtschaftliche Branche ins Mark: Zum einen die Strategie Betriebsinhaber medienwirksam zu verklagen, auch wenn ihre Tierhaltung rechtlich erlaubt ist. Zum anderen das unerlaubte Eindringen in Ställe, um heimlich zu filmen. Es geht seit Jahren immer weiter. Kommen solche Fälle vor Gericht, sehen die Richter diese Art der Bildbeschaffung und -verbreitung mitunter als richtig an, wie ein Urteil des Oberlandesgerichts Naumburg und eine Entscheidung des Bundesgerichtshofes aus 2018 zeigen. Auch in anderen Ländern haben Farmer mit Übergriffen von Tierschützern zu kämpfen. In Australien beschloss die Regierung im vergangenen Dezember, dass Tierschutzorganisationen die Gemeinnützigkeit entzogen werden kann, wenn sie Bauernfamilien einschüchtern oder ausspionieren. Darüber wird auch in Deutschland diskutiert.

Pauschalurteile von beiden Seiten

Wer ehrlich hinschaut, weiß aber auch: Nicht nur die Tierrechtsszene stellt „der“ Landwirtschaft gern ein Pauschalurteil aus. Auch Teile des landwirtschaftlichen Berufsstandes scheren „die“ NGOs über einen Kamm. Besser wäre es, die Unterschiede wahrzunehmen. Vereine wie Greenpeace und der Deutsche Tierschutzbund sind nicht kategorisch gegen Nutztierhaltung. Sie haben aber eine andere Art von Landwirtschaft im Sinn und fordern diese öffentlichkeitswirksam ein.

Damit sind sie nicht allein. Denn landwirtschaftliche Themen werden zunehmend zum Inhalt gesellschaftlicher Debatten. Wo unterschiedliche Ansichten aufeinanderprallen, sind die systemkritischen NGOs zur Stelle. Das ist ihre Aufgabe. Und diesen Job machen sie erfolgreich. Neben einer großen Spendenbereitschaft, die sie generieren, erhalten sie viel Unterstützung durch engagierte Ehrenamtliche. Dazu trägt sicher bei, dass die Organisationen dort Veränderungen anbieten, wo Bürger den Eindruck von zu wenig Bewegung haben.

Weder Landwirtschaft noch Politik signalisieren anscheinend genug Bereitschaft, unbefriedigende Zustände zu verändern.

Allerdings sind die Vorstellungen der Tierschützer und Tierrechtler nur selten konstruktiv. Ihre Ideale von Ackerbau und Viehhaltung sind zum Teil derart revolutionär, dass die Landwirtschaft, wie wir sie kennen, keine Daseinsberechtigung mehr hätte. Diese Contra-Angebote dürfen nicht die einzigen für unsere Gesellschaft bleiben. Es ist an der Landwirtschaft, sich mutig und zukunftsgerichtet im gesellschaftlichen Dialog weiterzuentwickeln.

In einer früheren Version dieses Online-Artikels konnte der Eindruck entstehen, dass Verantwortliche oder Mitarbeiter von PETA Deutschland e.V.in Ställe einbrechen und filmen. Das stimmt nicht. PETA Deutschland e.V. ist eine als gemeinnützig anerkannte Organisation.

Alle weiteren Beiträge des Wochenblatts zu dem Thema finden Sie hier.

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