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Unruhige Bullen: Das sind die Ursachen

Unruhe im Bullenstall verursacht Stress bei Mensch und Tier und ist eine echte Leistungsbremse. Das sind zehn mögliche Ursachen für das unerwünschte Verhalten der Bullen.

Lesezeit: 6 Minuten

Wenn Mastrinder in ihrer Bucht nicht zur Ruhe kommen, lauthals brüllen, aufreiten, im Futter wühlen oder sich permanent gegenseitig bedrängen, sollten Sie auf Fehlersuche gehen. Denn unruhige Bullen fressen weniger, verbrauchen mehr Energie für ihre körperliche Aktivität und nehmen in der Folge deutlich schlechter zu. Die Gruppen wachsen auseinander und die Tiergesundheit ist durch eine höhere Anfälligkeit für Infekte sowie durch gegenseitiges Verletzen gefährdet. Da die Ursachen für dieses Verhalten der Bullen vielfältig sein können, ist es sinnvoll, sie mit einigen Fragen einzugrenzen:

  • Betrifft es Einzeltiere, ganze Buchten, Stallabteile oder sogar den ganzen Betrieb?
  • Seit wann tritt das Problem auf, was haben wir verändert?
  • Gibt es weitere Leistungs- und Gesundheitsprobleme im Bestand?

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Ein selbstkritischer Gang durch den Stall kann bei der Ursachensuche helfen. Um den Blick zu schärfen ist es hilfreich, einen Berater hinzuzuziehen.

1. Rangkämpfe nach dem Ein- oder Umstallen

Jede Veränderung im Umfeld der Bullen kann Auslöser von Unsicherheit und Unruhe sein. Das trifft besonders für das Einstallen, Umstallen oder für Neugruppierungen zu. Neuankömmlinge im Betrieb sollten die Bullenhalter daher mit viel Platz empfangen, das gilt vor allem für Absetzer aus der Mutterkuhhaltung. Möglichst homogene Gruppen (nach Gewicht, Alter, Rasse, mit/ohne Hörner, bisheriges Stallsystem) sind vorteilhaft. Ab etwa 300 kg sollten Mäster ein Mischen von Gruppen unterlassen. Das Umtreiben selbst muss ohne Stress, Lärm und Hektik geschehen. Danach sollte die Gruppe in neuer Umgebung zur Ruhe kommen.

2. Zu wenig Platz und Strukturierung der Bucht

Für die Funktionsbereiche Fressen, Liegen und Bewegen steht in den Buchten nur ein begrenzter Raum zur Verfügung. Außerdem sind viele Buchten nicht in Fress- und Liegebereich aufgeteilt. Wenn Tiere in sehr engen Ställen zum Beispiel zur Tränke wollen, stört dies sofort das Ruheverhalten der Buchtengenossen. Mehr Buchtentiefe sorgt für einen ungestörten Liegebereich. Die niedersächsische „Tierschutzleitlinie für die Mastrinderhaltung“ fordert z.B. bei Neubauten für die Endmast mindestens 3,5 m2 Buchtenfläche pro Tier. Das ist am ehesten mit einer Buchtentiefe ab 5 m zu erreichen. In Altbauten kann das Zusammenlegen von zwei kleinen Buchten das „relative“ Platzangebot für die Tiere verbessern. Besonders im Liegebereich sollte es nicht zu Störungen kommen. Dort sollten z.B. keine Tränken verbaut sein.

3. Ungeschützter Liegebereich

Bei einem natürlichen Liegeverhalten suchen Rinder immer „Schutz im Rücken“ und Fluchtmöglichkeit nach vorne. Dieses Verhalten zeigen sie auch bei Stallhaltung. Die Rückseite der Bucht sollte daher im Sichtbereich mindestens 1,80 m hoch geschlossen sein.

4. Konkurrenz um zu wenige Fressplätze

Als Herdentiere fressen Rinder bevorzugt gleichzeitig in ihrer Gruppe. Ideal ist deshalb ein Tier:Fressplatz-Verhältnis von 1:1. Das ist allerdings gerade mit neuen Stallgrundrissen (sehr tiefe, gut strukturierte Buchten) nicht wirtschaftlich umsetzbar. Durch Zulage von Kraftfutter von Hand entsteht auch bei 1:1-Fütterung massiver Druck am Fressplatz. Besonders viel Unruhe tritt auf, wenn nur ein einzelnes Tier ohne Fressmöglichkeit bleibt und dieses seine Buchtengenossen permanent bedrängt.

5. Leerer Trog

Hunger oder Durst – das mögen Mastbullen überhaupt nicht! Am besten ist es, auf ein konsequentes 24/7 Fütterungsmanagement zu setzen. Das heißt, die Fütterung erfolgt an sieben Tagen in der Woche immer zum gleichen Zeitpunkt und alle Bullen haben über 24 Stunden Zugang zu Futter. Die Futtervorlage sollte am Nachmittag oder frühen Abend stattfinden. So ist in der Nachtzeit für die Bullen ausreichend Futter erreichbar und tagsüber fällt dem Tierhalter auf, wenn er anschieben bzw. nachverteilen muss. Nur bei einer Fütterung am Nachmittag lässt sich sicher gewährleisten, dass der Trog nie leer ist und so auch die Futteraufnahme korrekt bestimmen.

6. Ration und Selektion

Wenn die Ration nicht ausgewogen ist, scheint die „innere Ruhe“ der Bullen vollständig verloren zu gehen. Besonders eine mangelnde Versorgung des Wiederkäuers mit Strukturfutter und die meist gleichzeitige Überforderung des Pansens mit stärkereichen Komponenten, können Auslöser für gesundheitliche Störungen wie Klauenerkrankungen und Schwanzspitzennekrosen sein. Diese sind immer mit Schmerzen und einer erhöhten Unruhe der Bullen verbunden. Nur in akuten Situationen sollten Pansenpuffer wie Natriumbicarbonat zum Einsatz kommen. Der Zusatz von Lebendhefen kann für den Pansen entlastend wirken.

Auch wenn die Ration rechnerisch stimmt: Was der einzelne Bulle tatsächlich frisst, kann davon deutlich abweichen. Denn Bullen sind Meister des Futterselektierens. Sie sortieren und fressen bevorzugt die trockenen Kraftfutterkomponenten, sodass für die rangniederen Bullen dann die meist längeren Grobfutteranteile bleiben. Besonders bei einem Mangel an Fressplätzen sorgt das Futterselektieren für massive Unruhe im Stall.

Eine homogene totale Mischration enthält deshalb keine Pellets und nur kurz gehäckseltes Grobfutter. Über feuchte Komponenten und ggf. auch durch Wasserzugabe bindet sich das mehlförmige Kraftfutter an das Grobfutter. Um die Ration gut zu mischen, sollte der Futtermischwagen mit intakten Werkzeugen bestückt sein. Überfüllung gilt es zu vermeiden. Nach der Zugabe der letzten Komponenten sollte dieser noch für ca. fünf bis zehn Minuten mischen, bevor die Mischung vorgelegt wird.

7. Konkurrenz um Tränken

Wenn die Selbsttränke ausgefallen oder verschmutzt ist, reagieren die Bullen mit vermehrtem Brüllen und Unruhe. Das Angebot von mindestens zwei Tränkstellen pro Bucht verhindert die Blockade durch ranghöhere Tiere. Nach der niedersächsischen Leitlinie sind maximal acht Tiere je Tränke zulässig, die Hälfte der Tränken sollten Schalentränken sein. Zusätzlich zu einem ausreichenden Durchfluss ist auf eine korrekte Anbringung (Höhe, Winkel) zu achten.

8. Hitzestress und Fliegen

Mastbullen können aufgrund der begrenzten Buchtengröße nicht vor Wärme ausweichen. Auch punktuelle Hitze durch Strahlung unter Lichtplatten kann für die Tiere so zur Qual werden. Außerdem trocknet das Futter stark aus. Also gilt: Frühzeitig die Stalltüren auf, mit Ventilatoren für Luftbewegung sorgen und Lichtplatten zur Sonnenseite abdecken. Diese Maßnahmen sorgen zusätzlich dafür, dass sich die äußerst lästigen Fliegen verziehen.

Langeweile und fehlende Beschäftigung

In Standard-Mastbuchten ist die Umgebung für die Tiere sehr reizarm. Zu den Auswirkungen auf das Verhalten gibt es gerade bei Mastbullen wenige Erkenntnisse. In der Kälberaufzucht reduziert sich das gegenseitige Besaugen allerdings mit geeignetem Beschäftigungsmaterial.

Erste Erprobungen von „Spielmaterial“ für Bullen sind in der Praxis zu sehen. Dazu zählt auch das Angebot von Lecksteinen. Zusätzlich zur Beschäftigung kann in der Mast auch die Fellpflege (Scheuerbürsten) zum Wohlbefinden der Tiere beitragen.

Der Mensch und Unruhe von außen

Das Verhalten des Menschen spiegelt sich im Verhalten der Tiere wider. Wenn die Versorgung der Tiere, der Gang durch den Stall und auch das Hantieren mit den Bullen in Ruhe, ohne Hektik und ohne Lärm geschehen, verhalten sich auch die Bullen entsprechend.

Die Stalltüren sollten möglichst geöffnet bleiben, um die Tiere auch an die Umgebungsgeräusche des Hofes zu gewöhnen. Unbekannte Geräusche wie z.B. das Rascheln von Plastiküberschuhen beängstigen und beunruhigen die Tiere.

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