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Wann gibt´s endlich mehr Milchgeld?

Eine Prognose zur Entwicklung des Milchmarktes gibt Monika Wohlfarth, Geschäftsführerin der Zentralen Milchmarkt Berichterstattung (ZMB).

Lesezeit: 4 Minuten

Dieses Interview ist zuerst im Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben erschienen.

Frau Wohlfarth, Landwirte protestieren vor Molkereien sowie Handelszentren und fordern eine Preisanhebung für Milch. Ist diese kurzfristig in Sicht?

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Bisher leider nicht. Die Milchpreise sind seit Juli kontinuierlich leicht gestiegen. Im Oktober haben sie mit 32,70 Cent/kg das Vorjahresniveau nicht erreicht. Für weitere Preiserhöhungen müssten die Verwertungen zulegen. Das ist momentan nicht der Fall. Bei Käse kämpft man aktuell eher darum, die Preise für die kommenden Monate zu halten.

Die deutsche Milchanlieferung ist im Saisontief. Ist trotzdem zu viel Milch auf dem Markt?

Ich würde nicht sagen zu viel, aber ausreichend. Im November gab es keine Engpässe. Dabei ist November der Monat mit der geringsten Milchanlieferung. Die Preise für flüssigen Rohstoff am Spotmarkt sanken bereits in der zweiten Novemberhälfte. Das gibt Hinweis darauf, dass viel Milch am Markt ist.

Wie entwickelt sich die Milchmenge in der EU und den weltweit wichtigen Milchregionen?

Die Milchmenge ist im bisherigen Jahresverlauf, vor allem in der zweiten Jahreshälfte, weltweit stärker gewachsen als erwartet. In der EU wurden in den ersten neun Monaten im Tagesdurchschnitt 1,3 % mehr Milch angeliefert als im Vorjahreszeitraum. Dabei lagen die Steigerungsraten in milchstarken Ländern wie Deutschland, Frankreich und den Niederlanden deutlich unter dem Schnitt.

In den USA war die Milcherzeugung zu Beginn der Corona-Krise zunächst kurzfristig gesunken, hat sich in den vergangenen Monaten aber unerwartet stark erholt und das Vorjahresniveau um 2,3 % übertroffen. In Ozeanien und Südamerika stehen die Zeichen, nach Rückgängen im vergangenen Jahr, ebenfalls auf Wachstum. Das heißt: Insgesamt kommt mehr Milch auf den Weltmarkt.

Corona verändert die Absatzwege: Die Menschen müssen zuhause bleiben, Restaurants sind geschlossen. Der Absatz von Konsummilch und Butter steigt, die Preise aber kaum. Warum nicht?

Es wird mehr Butter und Konsummilch im Lebensmitteleinzelhandel (LEH) gekauft, weil der Außer-Haus-Konsum nicht im gewohnten Rahmen stattfinden kann. Das bedeutet nicht, dass auch der Gesamtabsatz steigt. Die Notierung für abgepackte Butter, die in den LEH geht, liegt derzeit 50 Cent/kg über der Notierung für Blockbutter. Vor der Corona-Krise wurde Blockbutter oft höher notiert als abgepackte Ware. Eine gewisse Auswirkung auf die Preise ist also zu spüren.

Sahnt der LEH ab und verbessert in der Coronakrise seine Marge?

Die Margenkalkulation des LEHs ist uns nicht bekannt. Festzustellen ist, dass weiterhin viele Aktionen stattfinden.

Welche Segmente leiden, weil Restaurants geschlossen und Veranstaltungen verboten sind?

Portionspackungen leiden einerseits und Großgebinde andererseits. Außerdem sind auch Spezialitäten wie Käsebuffets betroffen.

Wie macht sich das bemerkbar?

Hersteller, die sich in diesem Bereich spezialisiert haben, müssen sich andere Absatzwege suchen.

Die Hälfte der deutschen Milch fließt ins Ausland. Was hat Corona hier verändert?

Insgesamt betrachtet ist der Export erfreulich stabil. Es gibt aber Bereiche, wie die Käseexporte in Urlaubsländer, die leiden. Dort fällt der Konsum in Hotels und Restaurants ebenfalls weg.

Wie läuft der Drittlandexport? Welche Regionen fragen was nach?

Das ist je nach Region unterschiedlich. Die Nachfrage aus China, dem mit Abstand größten Importeur der Welt, läuft in allen Produktsegmenten gut. Auch andere asiatische Länder fragen mehr nach. In den arabischen Ländern machen sich die relativ niedrigen Ölpreise bemerkbar. Zweitgrößter Markt für die EU sind die USA. Hier sind Rückgänge zu beobachten. Die Zollerhöhungen als Folge des Boing-Airbus-Streits machen sich negativ bemerkbar.

Was muss für eine nachhaltige Erholung der Milchpreise passieren?

Es kommt darauf an, was man als Erholung definiert. Die Milchpreise werden im Jahresdurchschnitt von 2020 etwa 1 Cent unter dem Vorjahreswert liegen. Nachhaltig steigen können die Preise nur, wenn die Nachfrage das Angebot übertrifft. In meiner Laufbahn haben die Milcherzeuger bisher auf bessere Preise aber immer nur mit raschen Produktionssteigerungen reagiert.

Ihre Prognose: Wie läuft das erste Quartal 2021?

Das neue Jahr wird mit niedrigen Beständen beginnen. Dennoch gibt es mehrere Unsicherheiten: Es sind nur noch wenige Tage bis zum Brexit und ein Handelsabkommen ist nicht in Sicht. Ein harter Brexit mit vollen WTO-Zöllen würde zu sinkenden Importen des Vereinigten Königreiches an Milchprodukten führen. Vor allem die Käseeinfuhren sind erheblich!

Die Corona-Maßnahmen werden Anfang 2021 wohl nicht gelockert. Das wird sich gesamtwirtschaftlich negativ bemerkbar machen. Zudem wird im Januar wenig Fettreiches konsumiert.

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