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topplus Rinderfütterung

Was tun, wenn das Leistungsfutter knapp wird?

Energie, Dünger und Futtermittel verteuern sich momentan extrem. In der Rinderfütterung könnte vor allem Energie- und Eiweißfutter knapp werden. Wir fassen zusammen, was Landwirte beachten sollten.

Lesezeit: 5 Minuten

Der Konflikt in der Ukraine wirkt sich auf die internationalen Agrarmärkte aus. Nicht nur Getreide, sondern auch Raps, Sonnenblumen und Soja sind davon betroffen. Immerhin stammt fast die Hälfte der Rapsimporte und mehr als 80 % der Sonnenblumenölimporte der EU-27 aus der Ukraine. Zusätzlich könnten sich auch die steigenden Energie- uns Futtermittel-Preise indirekt auf die Versorgung mit Futtereiweißen auswirken.

Wie die tatsächliche Versorgungslage aktuell und mittelfristig aussieht, lässt sich momentan kaum einschätzen. Ein Marktanalyst erklärte gegenüber top agrar: „Die Lage verändert sich täglich. Welche Mengen kurzfristig verfügbar sind ist unklar. Langfristig hängt alles ab, wie lange der Krieg in der Urkaine andauert.“ Aktuell gebe es wenig Informationen darüber, zu welchen Preisen Rapsschrot gehandelt wird. Verfügbare Preise sind auf einem Rekordniveau, könnten aber auch durch Spekulation getrieben sein. Ob bestehende Kontrakte zustande kommen, ist unklar.

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Welche Optionen haben Milcherzeuger bzw. Rinderhalter, um auf einen möglichen Engpass zu reagieren?

GVO-freie Eiweiße könnten knapp werden

Kritisch könnte vor allem für Milchviehhalter die Verfügbarkeit von GVO-freiem Eiweißfutter werden. Wie sich das auf die Produktion und Verfügbarkeit von GVO-freien Milchprodukten auswirkt, ist unklar. Der Verband Lebensmittel ohne Gentechnik (VLOG) ist eigenen Aussagen zufolge zu dem Thema "in Gesprächen und entwickelt Lösungsansätze".

Florian Kröger von der Raiffeisen Ems-Vechte berichtet: „Non-GMO Raps ist knapp und entsprechendes Soja sehr teuer. Milcherzeuger sollten daher jetzt ihre Ration und die einzelnen Komponenten prüfen. Entscheidend sind die Grenzkosten: Jeder Betrieb muss für sich entscheiden, ob sich die hohen Preise für Ergänzungsfutter durch ein höheres Milchgeld auszahlen  - oder ob es rentabler ist, auf eine höhere Milchleistung zu verzichten.“

Wenn sich das Kraftfutter nicht mehr rechnet...

Auch Prof. Olaf Steinhöfel vom Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (SMUL) empfiehlt: „Rinderhalter müssen jetzt prüfen, ob sie das Leistungsfutter aus der Ration nehmen bzw. deutlich reduzieren. Denn bei weiter steigenden Kraftfutterkosten wird der Einsatz unwirtschaftlich: Die damit erzielte Leistungssteigerung rechnet sich nicht mehr.“

Im Gegensatz zur Schweine- und Geflügelration haben Rinderhalter qualitative und hohe Grundfuttervorräte. Auch die anstehende Grünlandernte wird besonders wichtig, sagt Steinhöfel: „Wenn die Konzentratfuttermittel zu teuer werden, sind möglichst hohe Grobfutterleistungen entscheidend. Futterverluste müssen minimiert werden und der Futterbedarf sollte strategisch und genauer geplant werden. Sicherheitszuschläge und überzähliges Jungvieh sind besonders in Frage zu stellen.“

Jetzt auf das Grünland konzentrieren!

Um möglichst hohe Proteinerträge vom Grünland zu realisieren, raten Experten dazu jetzt nicht am N-Dünger zu sparen. Zwar seien auch die Düngerkosten stark gestiegen. Doch in Relation zu den Futterproteinpreisen sei das noch immer wirtschaftlicher.

Zusätzlich könnte das Etablieren von Leguminosen im Dauergrünland für einige Betriebe eine Option sein. So berichten Hubert Kivelitz und Martin Hoppe von der Landwirtschaftskammer NRW: „Vor dem Hintergrund des enormen Preisanstiegs für mineralischen N-Dünger, kann die Integration von geeigneten Futterleguminosen auch ins Dauergrünland eine sinnvolle Strategie sein, zugekaufte N-Dünger einzusparen und die betriebliche N-Bilanz zu entlasten. Nennenswerte Anteile an Futterleguminosen im Grünland verbessern zudem die Futteraufnahme (höhere Schmackhaftigkeit) und die Futterqualität durch höhere Rohproteingehalte.“ Die Integration Rot- und/oder Weißklee ins Dauergrünland oder mehrjährige Ackerfutterbestände sei über Übersaaten, Durchsaaten und Umbruch mit Neuansaatmöglich. Letztere Variante sei allerdings nur im Notfall zu erwägen und ein Umbruchverbot zu berücksichtigen.

Körnerleguminosen als Alternative?

Kann auch der Anbau von Ackerbohnen oder Erbsen eine Option sein, um die Eiweißfütterung zu sichern? Für Steinhöfel wäre das für Rinderhalter eine der letzten Optionen: „Wichtiger ist jetzt das Protein-Vorhalten zu vermeiden. Bis 25 kg Milchleistung ist eigentlich kein Gramm Proteinkonzentrat in der Ration nötig – da muss die Milch übers Grobfutter fließen. Kurz gesagt: Wir müssen weg vom Luxus-Konsum!“

Für die Proteinversorgung in der Milchviehration schlägt Steinhöfel folgende Maßnahmen vor:

  • N-Überversorgung reduzieren: „Im Schnitt gibt es in Milchviehrationen zu hohe Sicherheitszuschläge. Hier lassen sich auf den meisten Betrieben 10-15 % der Proteine einsparen.“



  • Protein-Eigensynthese nutzen: Wiederkäuer bzw. die Pansenmikroben produzieren Proteine, wenn sie eine wiederkäuergerechte Ration erhalten. „Ein stabiler Pansen sichert den Großteil der N-Versorgung der Rinder. Stärke und Zucker sollten sparsamer gefüttert werden.“



  • Futterrationen prüfen: Rinderhalter sollten die Futterbestandteile konsequenter untersuchen und überprüfen.



  • Protein aus dem Grünland: „Was eigentlich die Basis ist, wird jetzt umso wichtiger: Möglichst qualitatives und proteinreiches Grünfutter ernten! Oft werden meist nur 30% der Proteinversorgung von Milchkühen aus dem Gras gedeckt, weil günstige Proteinfutter zur Verfügung standen. Das sollten aber mindestens 60% sein!“ Wichtige Grundsätze bei der Grasernte seien jetzt wichtig:

    - Nicht zu früh schneiden!

    - Idealerweise trocknen, statt silieren, um mehr Protein zu konservieren



  • Preiswürdigkeit von Proteinen prüfen: „Entscheidend ist nicht der Rohproteingehalt sondern der Anteil UDP. Raps hat beispielsweise nur 30% UDP, das heißt: 70% des Stickstoff sind mit dem abgebauten Reineiweiß der Silagen oder dem Futterharnstoff vergleichbar.“



  • Futter optimal nutzen und möglichst in Leistungsgruppen füttern. „Wer sich bei der Gruppenfütterung immer an der höchsten Leistung orientiert, riskiert hohen Luxuskonsum der niederleistenden Tiere.“

Erst wenn all diese Maßnahmen geprüft wurden, könnte der Anbau von Körnerleguminosen eine Option sein. „Allerdings sind die Proteinerträge nicht besonders hoch und beim Anbau ist ein wenig Erfahrung sinnvoll. Wenn außerdem sehr viele Betriebe diese Option in Erwägung ziehen, bleibt die Frage ob ausreichend Saatgut verfügbar sein wird.“

Alle wichtigen Entwicklungen und Folgen des Ukraine-Krieges auf die Agrarbranche finden Sie laufend aktualisiert hier im Liveticker.

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