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topplus Fütterung

Wie effizient frisst die Kuh?

Der Futtereffizienz wird große Bedeutung beigemessen. Die Wissenschaft hat auch in Deutschland schon viel zu dem komplexen Thema geforscht. Dennoch bleiben Fragen offen.

Lesezeit: 5 Minuten

Die gleiche Milchmenge aus weniger Futter erzeugen. Das wäre nicht nur für den Geldbeutel der Milchviehhalter positiv, sondern würde auch weltweit wertvolle Ressourcen schonen. Dabei gibt es nicht nur bei der Fütterung auf dem Betrieb Möglichkeiten, die Effizienz zu verbessern. Auch die Zucht kann einen Beitrag leisten. Die Schweine- und Geflügelzucht hat beim Futteraufwand je kg Zuwachs seit Jahrzehnten große Fortschritte gemacht. Auch in der Milchviehhaltung nimmt die Forschung Fahrt auf. Besonders die genomische Zuchtwertschätzung öffnet Türen, denn sie beschleunigt die Untersuchungen.

Was bedeutet Effizient?

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„Die Futtereffizienz ist der Futteraufwand in Relation zur Leistung“, sagt Professor Dr. Hubert Spiekers vom Institut für Tierernährung und Futterwirtschaft der Bayrischen Landesanstalt für Landwirtschaft in Grub. Doch das allein erklärt den komplexen Begriff nicht vollständig. Denn auch der Aufwand der Kühe in deren Aufzucht und für den Fleischansatz (z. B. Zu- und Abnahme und Wachstum der Nachkommen) sei relevant. Auch Professor Dr. Georg Thaller vom Institut für Tierzucht und Tierhaltung in Kiel plädiert dafür, Futtereffizienz nicht zu plakativ zu betrachten. „Es ist wichtig, darüber zu sprechen, welche Form der Effizienz wir überhaupt betrachten und was das Ziel ist“, sagt Thaller. Wenn eine Kuh das Futter besser in Milch- und Fleischleistung umwandelt, aber darunter die Nutzungsdauer oder Gesundheit leiden, wäre das kontraproduktiv. Zudem ist die Bezugsbasis vielfältig: Soll die Kuh effizient bzgl. des eingesetzten Proteins oder Stickstoffverbrauchs, der Energie oder des ökonomischen Wertes sein?

Daher beschäftigen sich deutsche Forschungsprojekte, wie OptiKuh und das Nachfolgeprojekt eMissionCow auch damit, die Zusammenhänge zwischen Futteraufnahme, -effizienz und Robustheit der Kühe zu ermitteln.

Viele Einflussfaktoren

Unterschiede in der Futtereffizienz von Kühen können durch die genetische Veranlagung und Umwelteffekte ent­stehen. Spiekers, Koordinator des Projektes OptiKuh, zählt dazu Unterschiede zwischen den Kühen in der Leistungshöhe, im Erhaltungsumsatz, in der Bewegungsaktivität, im Ausmaß von Auf- und Abbau an Körpersubstanz und im Aufwand an Energie für die Immunabwehr, Krankheiten und Stress. Unterschiede gebe es auch in den Umsetzungen im Vormagen, z. B. über unterschiedliche Mikrobenpopulation­en mit verschiedenem Methanbildungsvermögen. Kaum Abweichungen zwischen den Kühen gebe es hingegen in der Effizienz der Verdauung und den anschließenden biochemischen Prozessen zur Milch- und Fleischbildung.

Erste Zuchtwerte

Da es Unterschiede in der genetischen Veranlagung gibt, können Züchter an der Optimierung des Futteraufwands arbeiten. Für manche Bullen aus dem Ausland gibt es bereits Zuchtwerte.

Skandinavische Unternehmen wie VikingGenetics weisen z. B. seit Mitte 2019 einen Index zur Futtereffizienz aus. Dieser besteht bisher aus einem Wert zum „eingesparten Futter für die Erhaltung“. Ende 2020 soll diesen ein Zuchtwert für „Stoffwechseleffizienz“ ergänzen. Auch der CRV aus den Niederlanden veröffentlicht seit 2017 einen Zuchtwert für „eingespartes Futter für die Erhaltung“.

Beide Systeme sollen durch weitere Daten laufend ergänzt werden. Der CRV hat dazu mittlerweile auf fünf Praxisbetrieben Messvorrichtungen für die Futteraufnahme (sogenannte Wiegetröge) installiert. Bisher besteht die Referenzpopulation dort aus 5 600 Kühen, zu denen es Daten in einer Phase der Laktation gibt. VikingGenetics will unter anderem mit Kameratechniken die Daten zur Futteraufnahme erweitern.

Mehr Daten benötigt

Auch die deutschen Projekte basieren unter anderem auf der Erfassung der individuellen Futteraufnahme. „Wir streben eine Messung von Kalbung zu Kalbung an“, erklärt ­Spiekers. Ideal wäre eine Betrachtung von der Geburt bis zur Schlachtung. Denn die anteiligen Aufwendungen für die Aufzucht sind je nach Erstkalbealter und Nutzungsdauer sehr verschieden.

Die Aussagekraft von Zuchtwerten zur Futtereffizienz ist laut Thaller teilweise mit Vorsicht zu genießen. Die Datengrundlage ist seiner Meinung nach noch zu gering und damit Zusammenhänge mit anderen Merkmalen noch nicht ausreichend geklärt. „Allein anhand von Gewicht oder einem geringeren geschätzten Erhaltungsbedarf Effizienzen zu ermitteln, wird meiner Meinung nach den Hochleistungskühen nicht gerecht“, sagt der Zuchtexperte. Ein geringerer Erhaltungsbedarf bei gleicher Leistung bedeute z. B. erstmal nur, dass die Kuh kleiner ist.

Professor Spiekers betont dazu, dass der Erhaltungsbedarf und die Effizienz nicht zwangsläufig nur etwas mit dem Gewicht zu tun haben. „Ich bin der Meinung, dass eine 100 kg schwerere Fleckviehkuh und eine Holsteinkuh sich wahrscheinlich im Erhaltungsbedarf nicht unterscheiden“, so Spiekers. Denn der Energieanteil für die Organe, die die hohe Milchleistung der Holsteins ermöglichen, sei höher. Diese Erkenntnisse der letzten Jahre müsse man bei der Zucht bedenken.

Negative Energiebilanz im ersten Laktationsdrittel

Ein weiterer Komplex ist das Futteraufnahmevermögen. Im ersten Laktationsdrittel haben sehr viele Kühe eine negative Energiebilanz. Die Leistung übersteigt die aufgenommene Energie. Sie bauen Körpersubstanz ab und die Gefahr für Stoffwechselerkrankungen steigt. „Wenn wir die Futteraufnahme in diesem kritischen Zeitraum fälschlicherweise züchterisch senken, dann besteht die Gefahr negativer Auswirkungen“, sagt Thaller.

Forschungsergebnisse haben gezeigt, dass die Futteraufnahme in den ersten 150 Tagen ein anderes genetisches Merkmal ist, als die im hinteren Teil der Laktation. Das heißt, dass man diese züchterisch getrennt betrachten kann und sollte. „Ein Ziel könnte zukünftig sein, die Kühe auf eine hohe Futteraufnahme im ersten Laktationsdrittel zu züchten und im weiteren Verlauf Luxuskonsum zu vermeiden“, so Thaller.

Die Grundlagen für die effizientere Kuh der Zukunft sind laut Spiekers dabei immer eine gute Immunabwehr, geringe Stresse und somit eine hohe Robustheit.

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