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Wie geht’s weiter mit der fairen Milch?

Über 2 Mio. € Schulden, unzufriedene Milchbauern und der Vorwurf der Verbrauchertäuschung: Welche Zukunft hat „Die faire Milch“ des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM)? top agrar-Redakteur Patrick Liste sprach darüber mit dem BDM-Vorsitzenden Stefan Mann.

Lesezeit: 4 Minuten

Herr Mann, warum hat es „Die faire Milch“ so schwer?

Mann: Das sind im Wesentlichen drei Gründe: Zum einen sind wir bisher nur im hart umkämpften Trinkmilchmarkt unterwegs. Zum anderen ist unser Budget deutlich kleiner als bei anderen Unternehmen. Und drittens hängt uns die Vergangenheit noch nach.

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In wiefern?

Mann: Zu Beginn der fairen Milch 2010 hat die Milchvermarktung Süddeutschland (MVS) die Milch der Lieferanten eingesammelt, die dann einen Milchpreiszuschlag erhielten. Die Höhe hing davon ab, wie viel Milch die MVS unter der Marke vermarkten konnte. Viele Milcherzeuger waren unzufrieden, weil sie nicht mitmachen konnten. Nach dem Aus mit der MVS haben wir 2013 mit der DFM Vermarktungs GmbH auf ein Mehrwertsystem mit Programmteilnehmern umgestellt. Nun können alle Milcherzeuger mitmachen. Der Mehrwert der fairen Milch fließt in einen Pool, aus dem die Teilnehmer wiederum eine Ausschüttung bekommen. Dieser Umbau hat gebremst.

Im Jahr 2017 hat der BDM 1,4 Mio. € in die DFM gesteckt. Warum?

Mann: Die DFM hatte Darlehen bei der Bank und musste dafür Zinsen zahlen. Der BDM hatte Rücklagen und musste Strafzinsen aufwenden. Wir haben umgeschuldet – und sparen beide Zinsen.

Insgesamt betragen die Verbindlichkeiten der DFM gegenüber dem BDM 1,8 Mio. €. Woher stammt das Geld?

Mann: Aus Mitgliedsbeiträgen.

Wie finden Ihre Mitglieder das?

Mann: Es war keine leichte Entscheidung. Aber wir haben sie zusammen im Vorstand und Beirat gefällt. Es fließt aber kein weiteres Geld in die DFM.

Glauben Sie, dass Sie das Geld zurückbekommen? Wegen der Rangrücktrittsversicherung muss die DFM das Geld nur zurückzahlen, wenn sie Gewinne oder Überschüsse erzielt.

Mann: Davon sind wir überzeugt. Die Rangrücktrittsversicherung gibt es nicht mehr, weil wir 2018 eine Bürgschaft aufgelöst haben und sie damit hinfällig ist. Bereits jetzt zahlt die DFM Zinsen an den BDM. Wir sind überzeugt, dass es ein tragbares Konzept ist.

Was macht Sie da so sicher?

Mann: Der Absatz der Produkte der fairen Milch wird steigen. Derzeit haben wir Vollmilch, laktosefreie Milch und Schokomilch im Sortiment. Künftig bieten wir auch Bergkäse, Butterkäse und Emmentaler an. Dazu arbeiten wir neben den beiden Molkereien in Nordrhein-Westfalen und Hessen auch mit anderen Unternehmen zusammen, zum Beispiel einer Molkerei im Allgäu. Dadurch können wir schneller und flexibler neue Produkte anbieten.

Woher kommt die Milch?

Mann: Bis Ende 2018 stammte die Milch von faire Milch-Lieferanten, die an die DFM gebunden waren. Seit 2019 beziehen wir die Milch von Partnermolkereien, die nach unserer Vorgabe zertifiziert sind. So sparen wir bei der Milcherfassung und Abwicklung Kosten, sodass sich die Wirtschaftlichkeit verbessert.

Wie transparent ist die faire Milch?

Mann: Wir haben rund 80 Programmteilnehmer. Diese stehen auf der Internetseite der fairen Milch, sind aber keine Lieferanten. Das steht dort auch nicht. Das Werbevideo haben wir inzwischen von der Seite genommen. Übrigens arbeitet Belgien schon seit Jahren sehr erfolgreich mit diesem System.

Kritik gibt es auch am Milchpreis. In Hessen kommen Sie nach eigener Aussage auf den Landesschnitt, in NRW auf den Preis der Berliner Milcheinfuhrgesellschaft, die jetzt insolvent ist.

Mann: Die Unzufriedenheit der bisherigen Lieferanten verstehe ich – wir waren auch unzufrieden und hatten positivere Erwartungen. Aber wir haben immer vertragskonform bezahlt. Zusätzlich erhalten die Programmteilnehmer eine Ausschüttung.

Oder trägt das Konzept nicht? Schließlich scheiterten bereits die Zusammenarbeit mit der MVS und das Projekt BDM freie Milch AG.

Mann: Das sind andere Sachverhalte: Die Zusammenarbeit mit der MVS war wirtschaftlich erfolgreich. Es haperte an anderen Punkten, z. B. der Ausrichtung der Marke und dem Umgang miteinander. Die BDM freie Milch AG hatte nichts mit dem BDM zu tun, außer, dass es BDM-Mitglieder waren. Zudem sind auch andere Molkereien und Händler in dieser Zeit unter die Räder gekommen. Wir sind überzeugt, dass mit unserem Konzept Milcherzeuger und Verbraucher profitieren.

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