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Podiumsdiskussion

Zukunft Tierhaltung: „Der Ball liegt bei der Politik“

Was sind die aktuell größten Baustellen der Tierhaltung? Wie gelingt es diese zu lösen? Darüber diskutierten Experten auf der Düsse.

Lesezeit: 4 Minuten

Im Rahmen einer Fachtagung zum Thema „Gesamtbetriebliche Haltungskonzepte“ am Versuchs- und Bildungszentrum Landwirtschaft Haus Düsse diskutierten Experten darüber, wie neue Konzepte für mehr Tierwohl realisierbar sind. Denn egal ob Rind, Schwein oder Geflügel – alle Tierhalter stehen aktuell vor großen Herausforderungen. Moderiert wurde die Diskussionsrunde von Dr. Ludger Schulze Pals, Geschäftsführer Landwirtschaftsverlag Münster.

"Methan wird das nächste große Thema"

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In der Rinderhaltung entwickele sich neben der Diskussion um mehr Tierwohl das Thema Methan zu einem gesellschaftlichen und politischen Thema – ohne dass die Zusammenhänge des Kohlenstoff-Kreislaufes abschließend geklärt seien. Das machte Karsten Schmal, Milcherzeuger und Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), deutlich. Wichtig sei deshalb, die Zusammenhänge immer wieder zu erklären. So auch beim Thema Klimawandel „Wir verkaufen uns zu schlecht. Dabei sind wir die einzige Branche, die auch CO2 speichert, nämlich durch Pflanzenwachstum“, sagte Schmal. Die Kritik an der Rinderhaltung werde künftig zunehmen. Weitere Themen seien dabei das Enthornen oder auch die Kälberaufzucht, zeigte sich der DBV-Vizepräsident überzeugt.

Schweinehalter fordern Klarheit

In der Schweinehaltung bleibe das Thema Ringelschwanz eines der größten Baustellen, trotz neuer, innovativer Haltungskonzepte. „Auch Fütterung oder Genetik spielen eine Rolle bei diesem multikausalen Problem. Wir haben noch einen weiten Weg vor uns, um sicher sagen zu können: So lassen sich Schweine mit langen Schwänzen praktikabel halten“, erklärte Philipp Schulze Esking Landwirt und Vizepräsident der Interessenvertretung der marktorientierten und spezialisierten Schweinehalter (ISN) und der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG).

Neben der aktuell katastrophalen finanziellen Lage mache Schweinehaltern auch die unklaren Vorgaben der Haltungsstufen und die dafür nötigen, aber ebenfalls unklaren Stallumbauten Sorge. „Viele Schweinehalter wollen auf die Anforderungen des Marktes reagieren und in mehr Tierwohl investieren oder Auslauf anbieten. Doch es fehlt das finale ‚Go‘“, so Schulze Esking.

"Politik muss jetzt Fakten schaffen"

Die Verantwortung dafür ist für Jochen Borchert, Minister a. D., Kompetenznetzwerk Nutztierhaltung, ganz eindeutig: „Der Ball liegt im Feld der Politik. Sie muss sich entscheiden, wie die Nutztierhaltung in 20 Jahren aussehen soll. Wenn der Staat für den Umbau der Tierhaltung bereit ist und konkrete Finanzierungen zusagt, dann sind auch die Landwirte dazu bereit!“ Denn Entwicklungen und Innovationen seinen nur dann zu erwarten, wenn Landwirte Klarheit und verlässliche Rahmenbedingungen bekommen. Diese müsse jetzt auch die neue Regierung bald möglichst schaffen.

Hansjörg Schrade, Leiter des Bildungs- und Wissenszentrums für Schweinehaltung und Schweinezucht Boxberg erklärte, dass in der Ausbildung innovative Ansätze wie Außenklimaställe oder Ringelschwänze gut angenommen würden. Völliges Unverständnis zeigten junge Betriebsleiter allerdings für das politische Hin und Her. Zudem machten bürokratische Hürden einen Fortschritt mittlerweile fast unmöglich, so Schrade.

Konflikt Tierschutz und Biosicherheit

Nicht für alle Tierarten sind die Borchert-Vorgaben voll umsetzbar machte Friedrich Otto Ripke, Präsident des Zentralverbands der Deutschen Geflügelwirtschaft, deutlich. In der Geflügelhaltung sei es nicht immer möglich Tiere in allen Haltungsstufen unterzubringen. Schließlich komme es bei der Außenhaltung von beispielsweise Hähnchen oder Puten zum Konflikt zwischen Tierschutz und Biosicherheit. „Wir können nicht um jeden Preis etwas umsetzen, was angeblich Tierwohl bringen soll. Wir brauchen vorher eine konkrete Folgenabschätzung der Politik“, so Ripke.

Zu einer offenen und ehrlichen Kommunikation der aktuellen Tierhaltung riet außerdem Frank Lenz vom Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL). Schon das Wort „Massentierhaltung“ sei schwer zu kommunizieren. Dabei zeigten aktuelle Projekte immer wieder: Tierwohl hängt vor allem vom Betriebsleiter ab. Kindergärten und Besuchergruppen auf den Hof zu holen, sei ein wichtiger Schritt.

"Finanzierung sollte staatlich laufen"

Auch die Frage der Finanzierung vom Umbau der Tierhaltung diskutierten die Podiumsteilnehmer. Einig waren sie sich darin, dass Verbraucher die Unterschiede der Herkunftsklassen klar erkennen können muss. „Und das nicht nur im Einzelhandel, sondern auch in der Gastronomie und im Großhandel“, unterstrich Ripke.

Klar wurde auch, dass staatliche Verträge im Vergleich zu privaten Lösungen für die Finanzierung die höchste Sicherheit und damit Planbarkeit für Landwirte bringen. Borchert erklärte dazu: „Aber wie genau der Staat die Finanzierung gestalten will, muss der Staat dann selbst entscheiden. Das kann uns oder den Landwirten aber auch egal sein. Hauptsache ist: Die Politik schließt die Verträge für 20 Jahre ab.“

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