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topplus Eutergesundheit

Zwei Kuhfamilien für gesunde Euter

Die Basis für eine gute Eutergesundheit auf dem Betrieb Schröder sind Kühe, die sich durchsetzen können. Auch die Hygiene von Liegeboxen und im Melkroboter tragen dazu bei.

Lesezeit: 6 Minuten

Selma, Stella, Sandra, Tilli, Trompete, Turbine... Betrachtet man die Liste der Milchkühe von Monika und Hartmut Schröder aus Marsberg (Nordrhein-Westfalen), fällt sofort auf: Fast alle Namen beginnen mit „S“ oder „T“. So stammen die durchsetzungsstarken Kühe in der Herde überwiegend aus zwei Kuhfamilien, die offenbar bestens zu Familie Schröder passen. In den vergangenen 30 Jahren hat der Betrieb kein Tier zugekauft. „Kuhfamilien, die häufiger Probleme mit der Eutergesundheit hatten, haben wir konsequent gemerzt“, erklärt Schröder. Mit dieser Strategie liegt die Zellzahl der Herde seit zehn Jahren im Schnitt unter 100 000 und stieg nie über 150 000 Zellen/ml Milch.

Schröder achtet grundsätzlich darauf, für die Besamung nur Bullen mit einer positiven Vererbung für Eutergesundheit, einem guten Milchfluss und einer überdurchschnittlichen Zitzenlänge ein­­zu­­setzen. Bei züchterisch uninteressanten Kühen setzt der Milcherzeuger Weißblaue Belgier als Besamungsbullen ein. „Das ist die beste Prophylaxe gegen hohe Zellzahlen“, ist er überzeugt.

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Haltung: Neubau für mehr ­Hygiene

Die Zucht ist jedoch nur ein Baustein, um eine gute Eutergesundheit zu erreichen. BHV1-Fälle in der Herde und zugleich viele Euterentzündungen waren für Familie Schröder vor 20 Jahren der Auslöser, auch etwas an der Haltung ihrer Kühe zu ändern: „Über Weihnachten hatten wir 26 Euterentzündungen. Der bestehende Kuhstall war eng, das Stallklima schlecht.“ Die Familie entschied, einen Laufstall für 120 Kühe anzubauen. Auf der anderen Seite des Futtertisches platzierten sie außerdem zwei Strohabteile als Abkalbeboxen sowie eine Liegeboxenreihe für tragendende Rinder und trockenstehende Kühe.

Die Hochboxen mit Gummiauflage reinigt der Landwirt zweimal täglich und streut gehäckseltes Gerstenstroh nach, das im Kopfraum der Liegeboxen lagert. Alle vier Wochen füllt er diesen Strohvorrat nach und kalkt die Liegeboxen. Im Sommer haben die Kühe tagsüber Weidegang.

Seit zwölf Jahren melkt Hartmut Schröder die Kühe mit zwei Lely Melk­robotern. Durch die Wiegeeinrichtung im Roboter weiß er, dass seine Kühe zu Beginn der Laktation nur 15 kg Gewicht abnehmen und ab dem 30. Laktationstag bereits wieder zulegen. Als Ursache dafür sieht Schröder die Kombination aus guter Klauengesundheit, Fruchtbarkeit und allgemeinem Wohlbefinden der Tiere. Insgesamt spricht der geringe Verlust an Körpermasse zu Beginn der Laktation für eine gute Stoffwechsellage der Kühe. Sie trägt dazu bei, dass in der kritischsten Phase kaum Euterentzündungen auftreten.

Keime unter Kontrolle

Sollte der Erregerdruck im Bestand trotzdem steigen, spritzt Schröder den gesamten Stall sowie die Liegeboxen im Sommer mit dem Hochdruckreiniger aus und desinfiziert sie, um den Keimdruck zu senken. Außerdem lässt er die Kraftfuttersilos alle drei Jahre von einer Fachfirma reinigen und desinfizieren.

Zweimal jährlich lasse ich Milchproben von Tieren mit hoher Leitfähigkeit oder überdurchschnittlich hoher Zellzahl untersuchen. - Schröder

Zur Überwachung des Erregerdrucks zählt für ihn auch die Bestimmung des Leitkeims: „Zweimal jährlich lasse ich Milchproben von Tieren mit hoher Leitfähigkeit oder überdurchschnittlich hoher Zellzahl untersuchen“, erklärt er. Auch bei akuten Euterentzündungen erfolgt meist eine Untersuchung der Milchprobe im Labor.Um einer Krankheitsübertragung im Melkroboter vorzubeugen, schätzt der Landwirt die Dampfdesinfektion der einzelnen Melkbecher. Auch die Desinfektion der Reinigungsbürsten ist in dem Zusammenhang wichtig. Zum Nachdippen verwendet Schröder ein Dippmittel auf Milchsäurebasis. „Die Pflege der Zitzen ist mir wichtiger als die Desinfektion, damit der Schließmuskel und die Zitzenkuppe geschmeidig bleiben“, so Schröder.

Über die Dauer der Trockenstehzeit will Schröder zusätzlich zu einer guten Regeneration des Eutergewebes bei­tragen: Alle Tiere stellt er acht Wochen vor dem Kalbetermin mit Benestermycin und einem Zitzenversiegler trocken. „Diese Sicherheit ist mir lieber, als Euterentzündungen nach dem Abkalben bekämpfen zu müssen“, so seine Begründung. Auch die Trockensteher haben im Sommer Weidegang.

Fütterung:Einfach, aber ­effektiv

Hartmut Schröder füttert seine Kühe und Rinder mit einem Futterentnahme und -verteilgerät. Das hat ein Fassungsvermögen von 2,3 m³ und nimmt das Futter am Silostock mit einem Futterkamm auf. Jeden Nachmittag fährt er damit sechs Mal über den Futtertisch, um Gras- und Maissilage, Biertreber und gehäckseltes Stroh in mehreren Schichten abzulegen. „Die Kühe suchen sich aus dem Futter was sie gerade brauchen und lassen liegen, was sie nicht wollen“, sagt Schröder. Kraftfutter erhalten sie an den Melkrobotern und einer zusätzlichen Transponderstation. „Das wichtigste Detail bei dieser Station ist der Schließbügel. Er ist mit Druckluft betrieben und senkt sich automatisch, wenn eine Kuh die Station betreten hat“, erklärt Schröder. So kann sie in Ruhe fressen ohne von hinten gestört zu werden. Damit lassen sich Euterverletzungen durch boxende Kühe vermeiden.

Das wichtigste Detail bei dieser Station ist der Schließbügel. Er ist mit Druckluft betrieben und senkt sich automatisch, wenn eine Kuh die Station betreten hat. - Schröder

In der Aufzucht seiner Kälber sieht Hartmut Schröder eine weitere Basis für die widerstandsfähige Kuhherde. Der Landwirt zieht rund 50 weibliche Kälber im Jahr auf. Etwa die Hälfte von ihnen braucht er für die eigene Remontierung. Männliche sowie Kreuzungskälber verkauft Schröder nach zwei Wochen. Damit der Viehhändler bei der Abholung nicht den Kälberbereich betreten muss, hat der Landwirt ein eigenes „Verkaufsiglu“ eingerichtet.

Die weiblichen Kälber bleiben in den ersten zwei Lebenswochen in Einzelboxen. Danach wechseln sie in ein Gruppeniglu, wo sie bis zur achten Lebenswoche bleiben. Anschließend sind sie in einem Riswicker Kälberstall untergebracht. In den ersten drei Wochen erhalten sie täglich bis zu 16 l Vollmilch ad libitum. Dabei verfüttert Schröder keine Milch von euterkranken Kühen. Die Milch säuert er nicht an, reinigt jedoch die Nuckeleimer zweimal täglich. Zudem mischt der Landwirt Vollmilchaufwerter mit Eisen und Vitaminen bei.

Nach dem Ende der dritten Woche begrenzt er die Milchmenge auf zwei Mahlzeiten mit je 3,5 l, bevor er die Kälber von der neunten bis zur elften Lebenswoche abtränkt. In der Gruppenphase wird die Milch aus einer Milchbar gefüttert. Zudem erhalten alle Kälber über die gesamte Tränkeperiode Magnesiumoxid und Hefen über die Milch, um Kryptosporidien vorzu­beugen. Außerdem fressen sie bis zur neunten Lebenswoche Kälberstroh und -kraftfutter, erst danach beginnt Schröder mit der Fütterung von Silage.

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