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30% höhere Futterkosten: So steuern Sie gegen

Lesezeit: 7 Minuten

Ferkelerzeugern und Mästern laufen die Futterkosten davon. In dieser und der nächsten top agrar-Ausgabe stellen wir Tipps vor, wie Sie gegensteuern.


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1. Futterverwertung prüfen


Die Futterverwertung (FVW) ist und bleibt der wirtschaftlich größte Hebel, um die Futterkosten zu senken. Derzeit kosten 100 kg Mastfutter im Durchschnitt gut 35 € inklusive Mehrwertsteuer. Verbessert sich die FVW um 0,1 Punkte, frisst das Schwein etwa 10 kg Futter weniger. Der Landwirt spart dadurch ca. 3,50 € je Tier ein. Das sind bei 5000 verkauften Schweinen 17500 € jährlich!


Großen Einfluss auf die Futterverwertung haben z.B. die Tiergesundheit, die Futterqualität, die Futterverluste, aber auch das Mast- sowie das Haltungsverfahren. Wer Jungeber mästet, erreicht oft eine sehr gute FVW von 1: 2,60 oder niedriger. Gegenüber Börgen brauchen Jungeber 0,3 bis 0,4 kg weniger Futter pro kg Zuwachs. Das bringt bei den aktuellen Futterkosten einen ökonomischen Vorteil von 7 bis 10 € je Tier. Deutlich teurer ist die Fütterung im Außenklimastall. Hier fressen die Schweine in der Regel über 3 kg Futter, um 1 kg Fleisch zu erzeugen. In der Bioschweinehaltung liegen die Werte bei 1:3,50 oder noch höher.


2. Rationen halbjährlich analysieren


Wer möglichst günstig füttern will, muss genau wissen, was im Futter enthalten ist. Das weiß man aber nur, wenn man die Futtermischungen regelmäßig analysieren lässt. Sowohl Trocken- als auch Flüssigfutterrationen sollten halbjährlich beprobt werden.


Bei der Flüssigfütterung sowie dem Bezug von Nebenprodukten ist besonders wichtig, den Trockenmassegehalt (TM) bestimmen zu lassen. In der Praxis zeigt sich immer wieder, dass die Werte aus dem Fütterungsrechner nicht mit denen im Trog übereinstimmen. Schon bei 2% geringeren TM-Gehalten drohen 7% geringere Zunahmen mit entsprechend steigenden Futterkosten.


Entscheidend ist, dass die Proben richtig gezogen werden: Bei Trockenfutter müssen Teilproben aus mehreren Automaten entnommen werden. Bei Flüssigfutter bieten sich immer drei Proben an: Eine aus dem Anmischbehälter sowie jeweils eine aus dem ersten und letzten Trogventil.


3. Richtig mahlen und mischen


Großen Einfluss auf die Futterkosten hat die Mahlfeinheit. Zu grob geschrotetes Futter verdaut das Schwein nicht ausreichend, zu fein vermahlenes Futter kann zu Magengeschwüren führen.


Im Mastfutter sollten nicht mehr als 50% der Futterpartikel größer als 1 mm sein. Maximal 35 bis 40% sollten kleiner als 0,5 mm sein.


Bei zu grober Futterstruktur müssen die Drehzahl der Hammermühle erhöht und der Materialzulauf gebremst werden. Bei zu feiner Vermahlung kann die Drehzahl sinken und der Materialzulauf darf erhöht werden. Die Mahlfeinheit sollte mithilfe von Siebkästen kontrolliert werden, in die zunächst etwas Futter eingefüllt und dann horizontal und vertikal geschüttelt wird.


Bei hofeigenen Mahl- und Mischanlagen muss der Sieblochdurchmesser regelmäßig kontrolliert werden. Defekte Lochsiebe oder abgenutzte Hammerschlegel und Schlagleisten müssen ausgetauscht werden, da sie die Mahlfeinheit beeinflussen. Spätestens dann, wenn im vermahlenen Futter halbe oder ganze Getreidekörner zu finden sind, müssen die Lochsiebe sofort ersetzt werden. Versuche haben außerdem gezeigt, dass die Rohfaserfraktion im Getreide durch abgenutzte Schlaghämmer zu stark aufgeschlossen wird. Darunter leidet die Ballaststoffwirkung.


4. Erwärmung verhindern


Bei selbst geerntetem Getreide sinkt der Energiegehalt im Laufe der Lagerzeit. Je wärmer das Getreide ist, desto stärker ist dieser Effekt. Sinkt der Energiegehalt nur um 1%, werden als Ausgleich ca. 3,5 kg mehr Futter benötigt und die Futterkosten steigen um gut 1 €.


Bei hohen Temperaturen und Schädlingsbefall steigen zugleich die Lagerverluste um 1 bis 2%-Punkte pro Monat an. Diese Verluste müssen durch teures Zukaufgetreide ersetzt werden.


Auch bei Fertigfutter muss auf die Temperatur nach dem Einblasen in das Futtersilo geachtet werden. Insbesondere bei kurzen Anfahrtswegen und hoher Auslastung des Mischwerkes sind die Temperaturen im Fertigfutter oft zu hoch. Zugekauftes Fertigfutter sollte nach drei Wochen verfüttert sein.


5. Eiweißgehalt senken, freie Aminosäuren einsetzen


Abgesehen von Sojaextraktionsschrot sind andere Eiweißfuttermittel wie z.B. Rapsschrot derzeit extrem knapp und teuer. Es lohnt sich also, zu prüfen, inwieweit der Eiweißgehalt im Futter abgesenkt werden kann. Bei nährstoffreduzierter Fütterung z.B. kann in der Endmast bei sehr gutem Management ab ca. 90 kg komplett auf Eiweißkomponenten verzichtet werden, wenn dem Futter freie bzw. synthetische Aminosäuren zugemischt werden.


Die essentiellen Aminosäuren können so kombiniert werden, dass sie den Proteinbedarf des Schweines optimal abdecken. Die Reduzierung des Rohproteingehaltes im Futter hat aber noch einen weiteren positiven Aspekt: Sind auch nicht essentielle Aminosäuren in geringerer Menge im Futter enthalten, entlastet das den Stoffwechsel. Das wiederum führt zu einer Verbesserung der Futterverwertung und die Stickstoffausscheidungen der Tiere sinken.


6. Phytase zumischen


Schweine können aus pflanzlichen Quellen nur einen Teil des darin enthaltenen Phosphors (P) verwerten. Beim Weizen z.B. sind es ca. 67%, bei Gerste 60%. Durch den Einsatz des Enzyms Phytase wird dieser Anteil deutlich erhöht. Der P-Anteil im Mineralfutter darf dementsprechend reduziert werden. Gerade beim Einsatz von Rapsschrot, das relativ viel P enthält, ist das finanziell von Vorteil, da der P-Anteil im Mineralfutter deutlich sinken kann.


Das Konzept geht aber nur auf, wenn die Phytase effektiv arbeitet. Ideal ist, sogenannte 6er-Phytasen einzusetzen, denen die vollständige Ablösung aller sechs Phosphorreste nachgesagt werden. Zudem braucht die Phytase einen gut gefüllten Magen bzw. ersten Dünndarmabschnitt. Denn hier müssen die Substrate vorliegen, von denen sie die Phosphatreste abspalten kann. Wichtig ist außerdem, dass im Magen-Darm-Trakt ein saures Umfeld herrscht. Parallel dazu müssen die Gehalte an Rohprotein, Calcium und verschiedenen Spurenelementen angepasst werden, weil deren Verdaulichkeit ebenfalls steigt bzw. sich durch die Phytaseaktivität das Verhältnis zueinander ändert.


Auch die Dosis ist wichtig, weil davon die P-Freisetzung abhängt. In der Praxis haben sich Einsatzmengen von ca. 1000 FTU bewährt. FTU bezeichnet die Phytaseaktivität je kg Futter.


7. Auf NSP-spaltende Enzyme setzen


Einen Teil der Faserfraktion im Futter stellen die sogenannten Nicht-Stärke-Polysaccharide (NSP). Diese werden vom Schwein aber nur schlecht oder gar nicht verdaut. Besonders in Roggen und Gerste findet man davon höhere Anteile. Die NSP können zur Ernährung der gewünschten Bakterien im Dickdarm beitragen und dienen als Energielieferant im Dünndarm. ▶


Um die Verdauung zu unterstützen, kann es hilfreich sein, dem Futter NSP-spaltende Enzyme zuzusetzen. Besonders betrifft dies Mischungen mit hohen Anteilen der zuvor genannten Getreidesorten. Ein positiver Nebeneffekt kann auch eine bessere Konsistenz des Magen-Darm-Inhaltes der Schweine sein.


8. Futterverluste vermeiden


Jedes Gramm Futter, das verloren geht, treibt die Futterkosten in die Höhe. Wie teuer das ist, zeigt das folgende Rechenbeispiel: Unterstellt man tägliche Futterverluste in Höhe von 2 bis 3%, gehen in einer 20er-Mastbucht ca. 1 kg Futter pro Tag verloren. Bei 120 Futtertagen pro Durchgang sind das über 1 dt fertige Mischung. Das kostet den Landwirt über 35 €, wobei die Herstellungskosten des Futters hier noch nicht berücksichtigt sind.


Entscheidend ist, dass die Futterverluste sowohl bei der Lagerung als auch bei der Dosierung sowie während der Futteraufnahme gesenkt werden. Durch eine regelmäßige Siloinnenreinigung bleibt das eingeblasene Futter zu 100% frisch und fressfähig, es wird also komplett verwertet. Durch die richtige Einstellung der elektronischen oder manuellen Futterdosierer verhindert man, dass zu viel Futter auf einmal in den Trog gelangt.


Auch die richtige Trogform ist wichtig. Bei zu flachen bzw. zu kleinen Trögen schieben die Schweine immer einen Teil des Futters aus dem Trog heraus, der dann in der Gülle landet. Durch Querstreben in der Futterschale und nach innen gekantete Trogbegrenzungen lassen sich die Futterverluste reduzieren. Liegen geschlossene Platten aus Hartkunststoff z.B. unter den Brei- oder Rohrbreiautomaten, können die Schweine aus dem Trog gefallenes Futter im Nachhinein aufnehmen.


Geprüft werden sollte auch die Höhe der Trockensubstanz. Je höher diese ist, desto besser „liegt“ das Futter im Trog, die Schweine verschlabbern also weniger davon. Der Trockenmassegehalt sollte so hoch sein, wie es die Technik zulässt. Betriebe, die Nebenprodukte und Doppelkolbenpumpen einsetzen, schaffen durchaus 32%.


9. Nicht zu schwer vermarkten


Je schwerer ein Schwein gemästet wird, desto schlechter verwertet es das Futter. Der Grund liegt u.a. in den deutlich steigenden Fettanteilen je kg Zuwachs. Schweine mit einem Lebendgewicht von z.B. 135 kg benötigen oft mehr als 4 kg Futter, um 1 kg Fleisch anzusetzen. Dies treibt die Futterkosten um rund 6 € in die Höhe.


Jeder Landwirt sollte insbesondere bei hohen Futterkosten regelmäßig überprüfen, ob die Vermarktungsgewichte eventuell gesenkt werden können. Je nach Abrechnungsmaske kann es sogar sinnvoll sein, die Tiere etwas leichter zu vermarkten. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn die Maskenabzüge geringer sind als die Futterkosten, die aus einer schlechten Futterverwertung resultieren.


marcus.arden@topagrar.com

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