Die Direktkostenfreie Leistung in der Veredlung schwankt stark. Das muss bei der Berechnung der ITW-Boni berücksichtigt werden. Die jetzt diskutierten Beträge sind zu knapp kalkuliert.
Landwirte, die an der Initiative Tierwohl (ITW) teilnehmen, dürfen weniger Schweine halten und haben mehr Arbeit. Beides schmälert das wirtschaftliche Ergebnis des Betriebes. Für den finanziellen Verlust zahlt die ITW allen Teilnehmern einen Bonus. Dieser soll den Mehraufwand ausgleichen, ein Risikoausgleich bzw. Gewinnbeitrag ist nicht vorgesehen. Für die dritte Programmphase, die im Januar 2021 startet, sind momentan 5,28 € je Mastschwein und 3,07 € pro Ferkel im Gespräch.
Viele Sauenhalter und Mäster fragen sich angesichts der aktuell guten Ferkel- und Schweinepreise, ob die derzeit diskutierten Boni ausreichen. Aus ihrer Sicht muss die ITW künftig die in der Veredlung erfahrungsgemäß stark schwankenden Deckungsbeiträge berücksichtigen.
2,85 € Verlust bei 25 € DkfL
Kalkuliert auf Basis der Durchschnittswerte langjähriger Betriebszweigauswertungen ergibt sich für einen Schweinemäster folgendes Ergebnis:
Bei einem um 10% höheren Platz-angebot muss jedem Mastschwein bis 110 kg (Durchschnittsgewicht) 0,83 m² zur Verfügung stehen. Das führt dazu, dass weniger Tiere je Bucht aufgestallt werden können. Die Folgen für die Direktkostenfreie Leistung (DkfL) sind in Übersicht 1 dargestellt. Bei einer DkfL von 25 € pro Schwein und 30 Tieren pro Bucht verliert der Mäster aufgrund der geringeren Besatzdichte 2,80 € pro Mastschwein. Bei 35 € DkfL sind es bereits 3,90 € pro Tier. Im Mittel über alle Buchtengrößen und DkfL-Klassen hinweg betrachtet sind es 2,85 €.
Deutlich wird, dass der Verlust pro Tier steigt, je kleiner die Bucht ist. Das liegt daran, dass die Einbußen auf weniger Mastschweine verteilt werden können bzw. der tatsächliche Mehrplatz in kleineren Buchten nicht mehr bei 10% liegt, sondern sich teilweise verdoppelt.
Raufutter: Teure Arbeit
Neben dem höheren Platzangebot je Tier schreibt die dritte Programmphase der ITW künftig zwingend den Einsatz von Raufutter vor. Unklar ist derzeit allerdings noch, wie genau der Einsatz aussieht. Welches Raufutter ist erlaubt? Wie oft muss dieses frisch vorgelegt werden? Welche Mengen pro Tier sind vorgeschrieben? Wie lässt sich der Einsatz in den verschiedenen Stallbereichen der Sauenhaltung lösen?
Für Schweinehalter, die weiterhin an der ITW teilnehmen möchten bzw. ab dem nächsten Jahr neu einsteigen wollen, ist es wichtig, im Vorfeld genau zu kalkulieren, was der Einsatz von Raufutter kostet. Zu berücksichtigen sind dafür neben den Investitionskosten auch der Futterbedarf (Strohmenge) und die Arbeitszeit.
Bei der Arbeitszeit zeigte sich in der Vergangenheit, dass die ursprünglichen Annahmen zu niedrig waren. Das Einbringen von Raufutter in die Raufen, die Pflege der Raufen und das Güllemanagement nehmen deutlich mehr Zeit in Anspruch.
Die Kalkulation in Übersicht 2 zeigt, dass in einem Betrieb mit 1500 Mastplätzen die Raufuttervorlage per Hand 2,12 € pro Mastschwein kostet. Beim Einsatz einer automatischen Zuführanlage sind die Kosten nur unwesentlich höher. Das liegt vor allem daran, dass trotz der immensen Investitionskosten in Höhe von 30000 € sehr viel Arbeitszeit eingespart werden kann und die Arbeitskosten in der Folge deutlich sinken.
5,90 € bei guten Preisen nötig
Unter dem Strich liegen die Kosten in einem Mastbetrieb mit 1500 Plätzen inklusive der Kosten für die Audits und Checks bei durchschnittlichen Leistungen und Deckungsbeiträgen bei 5,21 € je Tier. Bei höheren Deckungsbeiträgen, wie sie aufgrund der momentan guten Marktlage erzielt werden, sind es 5,90 €. Hauptursache sind die entgangenen Deckungsbeiträge aufgrund der geringeren Anzahl verkaufter Schweine.
Sauenhaltung: Alles offen
Berechnungen für die Sauenhaltung und Ferkelaufzucht sind derzeit nicht möglich. Das Problem ist, dass die genaue Definition der Kriterien noch fehlt. Es ist aber auch hier davon auszugehen, dass bei hohen Erlösen die Boni nicht ausreichen werden.
Soll auch die dritte Programmphase ein Erfolg werden, müssen die ITW-Macher aus zweierlei Gründen nochmals über die Höhe der Boni beraten:
Erstens ist davon auszugehen, dass die Marktaussichten gut bleiben.
Zweitens hat sich der LEH verpflichtet, große Teile seines Sortiments auf ITW-Ware umzustellen. Das geht aber nur, wenn ITW-Tiere da sind.
marcus.arden@topagrar.com
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Die Direktkostenfreie Leistung in der Veredlung schwankt stark. Das muss bei der Berechnung der ITW-Boni berücksichtigt werden. Die jetzt diskutierten Beträge sind zu knapp kalkuliert.
Landwirte, die an der Initiative Tierwohl (ITW) teilnehmen, dürfen weniger Schweine halten und haben mehr Arbeit. Beides schmälert das wirtschaftliche Ergebnis des Betriebes. Für den finanziellen Verlust zahlt die ITW allen Teilnehmern einen Bonus. Dieser soll den Mehraufwand ausgleichen, ein Risikoausgleich bzw. Gewinnbeitrag ist nicht vorgesehen. Für die dritte Programmphase, die im Januar 2021 startet, sind momentan 5,28 € je Mastschwein und 3,07 € pro Ferkel im Gespräch.
Viele Sauenhalter und Mäster fragen sich angesichts der aktuell guten Ferkel- und Schweinepreise, ob die derzeit diskutierten Boni ausreichen. Aus ihrer Sicht muss die ITW künftig die in der Veredlung erfahrungsgemäß stark schwankenden Deckungsbeiträge berücksichtigen.
2,85 € Verlust bei 25 € DkfL
Kalkuliert auf Basis der Durchschnittswerte langjähriger Betriebszweigauswertungen ergibt sich für einen Schweinemäster folgendes Ergebnis:
Bei einem um 10% höheren Platz-angebot muss jedem Mastschwein bis 110 kg (Durchschnittsgewicht) 0,83 m² zur Verfügung stehen. Das führt dazu, dass weniger Tiere je Bucht aufgestallt werden können. Die Folgen für die Direktkostenfreie Leistung (DkfL) sind in Übersicht 1 dargestellt. Bei einer DkfL von 25 € pro Schwein und 30 Tieren pro Bucht verliert der Mäster aufgrund der geringeren Besatzdichte 2,80 € pro Mastschwein. Bei 35 € DkfL sind es bereits 3,90 € pro Tier. Im Mittel über alle Buchtengrößen und DkfL-Klassen hinweg betrachtet sind es 2,85 €.
Deutlich wird, dass der Verlust pro Tier steigt, je kleiner die Bucht ist. Das liegt daran, dass die Einbußen auf weniger Mastschweine verteilt werden können bzw. der tatsächliche Mehrplatz in kleineren Buchten nicht mehr bei 10% liegt, sondern sich teilweise verdoppelt.
Raufutter: Teure Arbeit
Neben dem höheren Platzangebot je Tier schreibt die dritte Programmphase der ITW künftig zwingend den Einsatz von Raufutter vor. Unklar ist derzeit allerdings noch, wie genau der Einsatz aussieht. Welches Raufutter ist erlaubt? Wie oft muss dieses frisch vorgelegt werden? Welche Mengen pro Tier sind vorgeschrieben? Wie lässt sich der Einsatz in den verschiedenen Stallbereichen der Sauenhaltung lösen?
Für Schweinehalter, die weiterhin an der ITW teilnehmen möchten bzw. ab dem nächsten Jahr neu einsteigen wollen, ist es wichtig, im Vorfeld genau zu kalkulieren, was der Einsatz von Raufutter kostet. Zu berücksichtigen sind dafür neben den Investitionskosten auch der Futterbedarf (Strohmenge) und die Arbeitszeit.
Bei der Arbeitszeit zeigte sich in der Vergangenheit, dass die ursprünglichen Annahmen zu niedrig waren. Das Einbringen von Raufutter in die Raufen, die Pflege der Raufen und das Güllemanagement nehmen deutlich mehr Zeit in Anspruch.
Die Kalkulation in Übersicht 2 zeigt, dass in einem Betrieb mit 1500 Mastplätzen die Raufuttervorlage per Hand 2,12 € pro Mastschwein kostet. Beim Einsatz einer automatischen Zuführanlage sind die Kosten nur unwesentlich höher. Das liegt vor allem daran, dass trotz der immensen Investitionskosten in Höhe von 30000 € sehr viel Arbeitszeit eingespart werden kann und die Arbeitskosten in der Folge deutlich sinken.
5,90 € bei guten Preisen nötig
Unter dem Strich liegen die Kosten in einem Mastbetrieb mit 1500 Plätzen inklusive der Kosten für die Audits und Checks bei durchschnittlichen Leistungen und Deckungsbeiträgen bei 5,21 € je Tier. Bei höheren Deckungsbeiträgen, wie sie aufgrund der momentan guten Marktlage erzielt werden, sind es 5,90 €. Hauptursache sind die entgangenen Deckungsbeiträge aufgrund der geringeren Anzahl verkaufter Schweine.
Sauenhaltung: Alles offen
Berechnungen für die Sauenhaltung und Ferkelaufzucht sind derzeit nicht möglich. Das Problem ist, dass die genaue Definition der Kriterien noch fehlt. Es ist aber auch hier davon auszugehen, dass bei hohen Erlösen die Boni nicht ausreichen werden.
Soll auch die dritte Programmphase ein Erfolg werden, müssen die ITW-Macher aus zweierlei Gründen nochmals über die Höhe der Boni beraten:
Erstens ist davon auszugehen, dass die Marktaussichten gut bleiben.
Zweitens hat sich der LEH verpflichtet, große Teile seines Sortiments auf ITW-Ware umzustellen. Das geht aber nur, wenn ITW-Tiere da sind.