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50% der Schweinehalter im Ländle planen Ausstieg

Lesezeit: 4 Minuten

Der Schweinehaltung in Baden-Württemberg droht ein brutaler Strukturbruch, wie eine Umfrage des Landesbauernverbandes zeigt. Die Landwirte fordern rasches Handeln von Marktpartnern und Politik.


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Wenn nicht endlich gehandelt wird, kommt statt der gewünschten Agrarwende ein hartes Agrarende“, bringt ein Schweinehalter aus Baden-Württemberg die dramatische Lage der Ferkelerzeuger und Mäster auf den Punkt. Wie 281 weitere Berufskollegen im Südwesten hat er im letzten Herbst an einer Umfrage des Landesbauernverbandes (LBV) teilgenommen, die zu verheerenden Ergebnissen kommt.


28,2% der Befragten erklären, dass sie einen kompletten Ausstieg aus der Schweinehaltung planen, weitere 22,9% wollen teilweise aussteigen (siehe Übersicht rechts).


Nur 3,2% der Teilnehmer wollen ihren Betrieb erweitern bzw. ausbauen, 11,7% planen den Umstieg in eine andere Haltungsform.


Fehlende wirtschaftlichkeit


Bei den Betrieben, die aufgeben, spielt der altersbedingte Ausstieg bzw. die fehlende Hofnachfolge mit 4% eine fast vernachlässigbare Rolle. Als Hauptgründe, die Schweinehaltung aufzugeben, nennen die Teilnehmer der Umfrage die gesetzlichen Auflagen (38,4%) und die fehlende Wirtschaftlichkeit des Betriebszweiges (37,6%).


Dabei hat sich der Strukturwandel bereits jetzt extrem beschleunigt. Laut Viehzählungsergebnissen ging die Zahl der Schweinehalter 2021 insgesamt um 6,6% gegenüber dem Vorjahr zurück, die Zahl der Sauenhalter sogar um 11,3%. Das spiegelt sich auch bei den Tierzahlen wider: Das Minus bei den Mastschweinen betrug 6,1%, , bei den Zuchtsauen 10,2%.


Unter 50% Selbstversorgung


Das führt dazu, dass der ohnehin schon niedrige Selbstversorgungsgrad mit Schweinefleisch in Baden-Württemberg mittlerweile auf unter 50% gesunken ist. Die LBV-Vizepräsidenten Klaus Mugele und Hans-Benno Wichert schlagen deshalb Alarm: „Alle Marktbeteiligten und die Politik müssen jetzt endlich handeln, ansonsten ist Schweinefleisch aus Baden-Württemberg bald Geschichte.“


Mugele und Wichert fordern die Fleischwirtschaft und den Handel dazu auf, integrierte Konzepte auf Augenhöhe mit den Erzeugern zu entwickeln. „5xD“ sei zwar das richtige Signal. Aber um unabhängiger von den Preisschwankungen auf den internationalen Märkten zu werden, müssten im Land die Regionalprogramme mit Abnahmegarantie ausgebaut werden.


Tatsächlich führen die vielen Qualitätsfleischprogramme in Baden-Württemberg, allen voran das Gutfleischprogramm der Edeka Südwest und das Programm „Süddeutsches Schweinefleisch“ der Müller-Gruppe, nach Erhebungen der Landesanstalt für Landwirtschaft, Ernährung und Ländlichen Raum (LEL) zu höheren Preisen. „Die amtliche Preisfeststellung für die Handelklasse E lag Ende Januar für die Region Südwest bei 1,36 €/kg Schlachtgewicht und damit um 11 Cent über dem Bundesdurchschnitt“, bestätigt LEL-Marktexperte Richard Riester.


Laut Riester stammt etwa die Hälfte der 35000 Schweine, die pro Woche an Großschlächter in Baden-Württemberg gehen, aus Qualitätsfleischprogrammen. Weitere 22000 Schweine pro Woche werden an Metzger bzw. nicht meldepflichtige Betriebe vermarktet.


Herbert Klein, Geschäftsführer der UEG Hohenlohe-Franken, sieht in Qualitätsfleischprogrammen dann eine Lösung, wenn sie eine Mindestpreisvergütung beinhalten, die auch die Ferkelerzeuger einschließt. Denn diese seien vom Strukturwandel noch härter betroffen als die Mäster.


Kostendeckung möglich?


Bei Baden-Württembergs wichtigstem Verarbeiter, der Müller-Gruppe, sieht man das ähnlich. Man unterstütze die 5xD-Strategie und schlachte nur Schweine mit deutscher Herkunft. „Zu diesem Ansatz gehört, dass der Preis künftig nach vorne kalkuliert werden muss. Das gilt vom Ferkelerzeuger, über den Mäster, die Schlachtunternehmen über die Verarbeitung bis zur Theke“, sagt Stefan Müller, Geschäftsführer der Müller-Gruppe.


LEH und die Fleischwarenhersteller hätten erkannt, dass sie den Prozess zu mehr Haltung nur durch klare Vereinbarungen mit der Lieferseite umsetzen könnten. Dies biete die Chance, mit den Erzeugern in einer geschlossenen Kette den Markt zu sichern und alle Kosten und Aufwendungen umgesetzt zu bekommen. Konkret sieht man in der Müller-Gruppe die Möglichkeit einer eigenen Preisfindung für Schweine der Haltungsform 2 mit deutscher Geburt.


Haltungsform 2 gesucht


Da Müller und auch Vion zurzeit Betriebe mit Haltungsform 2 suchen, rechnet Josef Ebert, Geschäftsführer der Viehzentrale Südwest GmbH, damit, dass Schweine aus dieser Haltungsform künftig mehr belohnt werden könnten. Die Zuschläge der Schlachtunternehmen seien für viele Schweinehalter als Anreiz zum Umstieg aber noch zu gering, sind die bäuerlichen Viehvermarkter im Südwesten überzeugt.


Klar ist: Steigen die Preise nicht zügig, dann werden in den nächsten Monaten noch viel mehr Schweinehalter aufhören als bisher schon.


Ihr Kontakt zur Redaktion:klaus.dorsch@topagrar.com

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