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Abluftfilter: Betriebskosten schwanken erheblich

Lesezeit: 6 Minuten

Die Betriebskosten von Abluftfiltern schwanken enorm, wie eine Praxisauswertung von rund 50 Wäschern zeigt. Sebastian Bönsch von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen stellt die Ergebnisse vor.


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Beim Thema Abluftfilter streiten sich die Gelehrten weiterhin über die Kosten. Die Befürworter der Abluftreinigung behaupten, dass die zusätzlichen Kosten für die Landwirte überschaubar und wirtschaftlich tragbar sind und der Filter deshalb Stand der Technik ist. Die Gegenseite betont, dass die hohen Investitions- und Betriebskosten die Schweinehalter in den wirtschaftlichen Ruin treiben.


Beide Seiten berufen sich auf eigene Erhebungen. Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen als neutrale Instanz hat jetzt versucht, die Kosten in einer größeren Stichprobe genauer zu analysieren. Hierzu wurden die Betriebskosten von insgesamt 50 Abluftfilteranlagen zusammengetragen. Das Ergebnis ist in der Übersicht dargestellt.


Die Auswertungen zeigen, dass die Kosten in Praxisbetrieben erheblich schwanken. Allein die Stromkosten reichen von 3,60 bis 7,50 € pro Mastplatz und Jahr – und zwar unabhängig vom Filtertyp. Anders ist das bei den Kosten für Säuren und Laugen. Während die Werte beim Chemowäscher zwischen 1 und 3,20 € liegen, fallen beim Rieselbettfilter selbst im ungünstigsten Fall nur geringe Säurekosten an. Allerdings sind bei diesem Wäschertyp die Abscheidegrade für Ammoniak auch deutlich geringer. Obacht ist bei den Kosten für die tägliche Kontrolle geboten. In der günstigen Variante sind die Kosten höher, da die Betriebsleiter für die Kontrolle der Filter mehr Zeit aufwenden.


Ist nur der Filter das Problem?

Doch woher kommen die großen Unterschiede, und wie kann man hohe Kosten reduzieren? Jeder Landwirt, der einen Abluftfilter betreibt, sollte sich als Erstes fragen, ob tatsächlich nur der Wäscher für die hohen Kosten verantwortlich ist, oder ob die Kostentreiber im Stallgebäude selbst zu suchen sind. Die Kosten steigen z.B., wenn das Lüftungssystem und der Abluftfilter nicht richtig aufeinander abgestimmt sind. Dann entstehen häufig Druckverluste. Je nach System und Ventilatortyp erhöht sich dadurch die Stromaufnahme des Lüfters, was zu einem deutlichen Mehrverbrauch beim Strom führt.


Viel Ammoniak, hohe Kosten:

Eine zweite Ursache für steigende Betriebskosten sind hohe Ammoniak-Konzen-trationen in der Stallluft. Je mehr Ammoniak der Filter abscheiden muss, desto höher ist der Säureverbrauch. Und damit nicht genug. Es wird auch mehr Lauge benötigt, weil der pH-Wert wieder stabilisiert werden muss. Die Auswertungen der Landwirtschaftskammer zeigen, dass die Kosten für den Säureverbrauch beim Rieselbettfilter im ungünstigsten Fall auf 0,14 € pro Mastplatz und Jahr steigen, beim Chemowäscher sind es dagegen 3,20 €!


Ein hoher Säureverbrauch zieht weitere Kosten nach sich. So muss z.B. das Waschwasser häufiger abgeschlämmt werden als üblich. Je nach Stallsystem, Wäschertyp und Ammoniakgehalt fallen bis zu 0,7 m3 Abschlämmwasser pro Tierplatz und Jahr an. Im günstigsten Fall waren es laut Auswertung 0,25 m3. Unterstellt man in flächenarmen Betrieben Verwertungskosten in Höhe von 10 € je m3, muss der Landwirt bis zu 7 € je Tierplatz zusätzlich zahlen. Bei eigener Verwertung sind es je nach Entfernung zwischen Betrieb und Feld ca. 2 € je m3.


Doch damit nicht genug: Das abgeschlämmte Wasser muss natürlich durch Frischwasser ersetzt werden. Die Messungen in den Praxisbetrieben zeigen, dass zwischen 0,60 und 1,80 m3 je Tierplatz und Jahr benötigt werden. Die Kosten hierfür liegen zwischen 0,60 und 1,80 € je Platz und Jahr. Das macht bei 3000 Mastplätzen einen finanziellen Unterschied von 3600 € aus!


Kostentreiber sind aber nicht nur hohe Ammoniakfrachten. Auch zu viel Staub im Stall führt zu steigenden Betriebskosten. Die Ventilatoren verbrauchen dann unnötig viel Strom, weil der Widerstand im Abluftkanal größer wird. Und wenn der Staub feucht wird, kommt es schnell zu anderen Geruchszusammensetzungen, die der Filter aufwendig abbauen muss.


Aus Kostengesichtspunkten sollten Landwirte also alles dafür tun, damit möglichst wenig Ammoniak, Staub und Geruch im Stall entstehen. Wichtig ist, die Gehalte nicht nur im Aufenthaltsbereich der Schweine zu senken, sondern auch im Gülle- und Abluftkanal.


Alte Pumpen tauschen!

Nur wenige Landwirte können den Stromverbrauch ihres Abluftfilters separat auswerten. Meistens werden die Energieverbräuche von Lüftung und Wäscher von einem Stromzähler erfasst. Das sollte man ändern und einen extra Zähler montieren. Denn je mehr Daten dem Betriebsleiter zur Verfügung stehen, desto besser kann er die Technik auswerten.


In Betrieben, die den Stromverbrauch getrennt erfassen, zeigt sich, dass insbesondere alte Pumpen sehr viel Strom ziehen. Das wird auf Dauer teuer, denn bei den meisten auf dem Markt befindlichen Wäschern laufen die Pumpen rund um die Uhr. Hinzu kommt, dass gerade in größeren Tierbeständen leistungsstarke Pumpen mit hoher Stromaufnahme eingesetzt werden müssen.


Die Auswertungen der Landwirtschaftskammer Niedersachsen zeigen, dass je nach Wäschertyp und Hersteller 15 bis 30 kWh pro Mastplatz und Jahr verbraucht werden. Bei einem Strompreis von 25 Cent je kWh sind das im günstigsten Fall beim Rieselbettfilter Zusatzkosten von 3,75€ je Mastplatz, im ungünstigsten Fall satte 7,50 €.


Schweinehalter, deren Wäscher bereits mehrere Jahre läuft, sollten dringend über den Austausch älterer Pumpen nachdenken. Das ist auf den ersten Blick zwar teuer, rentiert sich aber, weil moderne Umwälzpumpen bis zu 35% weniger Energie verbrauchen. Landwirte können eventuell sogar in den Genuss einer Förderung für den Pumpenaustausch kommen. Denn derzeit stehen Fördermittel für die Verbesserung der Energieeffizienz zur Verfügung. Schweinehalter sollten sich unbedingt bei den Kammern informieren, ob die Förderung für den Tausch in Betracht kommt. Zum Teil werden bis zu 30% der Investitionssumme gefördert.


Tägliche Wartung rentiert sich:

Abluftfilter müssen täglich kontrolliert werden. Das ist zwar zeitaufwendig, rechnet sich langfristig aber. Betriebsleiter, die mehr Zeit in die Überwachung ihres Filters investieren als andere Berufskollegen, verzeichnen geringere Reparaturkosten. In den Auswertungen schwankten die Reparaturkosten zwischen 150 und über 2500 € pro Jahr!


Niedrige Reparaturkosten sind möglich, wenn zum Beispiel die empfind-lichen Pumpen regelmäßig gewartet werden. Bei einem Stückpreis von rund 2000 € ist der Aufwand für die Kon-trolle der Technik also gut investiert. Hinzu kommt, das bei kurzen Wartungsintervallen weniger Verbrauchsmaterialien benötigt werden, weil die Filter in der Regel optimal eingestellt sind.


Ob die Kosten für den Betrieb des Filters niedrig oder hoch sind, hängt letztlich auch davon ab, ob der Landwirt seiner Aufzeichnungspflicht nachkommt. Die Abnahmemessung und die erste Checkup-Messung kosten ca. 650 €. Fällt der Landwirt bei der ersten Kontrolle durch, folgen Wiederholungsmessungen, die mindestens die gleiche Summe kosten. Auch Strafen im vierstelligen Eurobereich sind möglich.-ar-

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