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Abluftfilter und Lüftung müssen zusammenspielen

Lesezeit: 6 Minuten

Der Bau eines Abluftfilters „schmeckt“ keinem Landwirt. Wer einen Filter einbauen muss oder bereits betreibt, sollte ihn optimal ins Lüftungssystem integrieren. Wie das geht, erklärt Sebastian Bönsch, LWK Niedersachsen.


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Viele Landwirte, die in den letzten Jahren einen Schweinestall neu gebaut oder Ställe erweitert haben, mussten in den sauren Apfel beißen und einen Abluftfilter vor den Stall setzen. Mittlerweile haben die Genehmigungsbehörden in Deutschland in weit über 1000 Fällen Abluft-reinigungsanlagen für Schweineställe durchgesetzt.


Hohe Betriebskosten:

Die mit Abstand meisten Anlagen findet man in Niedersachsen. Aber auch in NRW sind bereits mehrere hundert Filter gebaut worden. In Zukunft könnte der Filter zumindest für größere Betriebe sogar bundesweit Pflicht werden. Denn im Zuge der Novellierung der TA-Luft strebt der Gesetzgeber eine generelle Filterpflicht für Betriebe mit mehr als 2000 Schweinemastplätzen, über 750 Sauen- bzw. 6000 Aufzuchtplätzen an.Der Abluftfilter belastet die Betriebe wirtschaftlich schwer. Experten des Kuratoriums für Technik und Bau-wesen in der Landwirtschaft (KTBL) haben ausgerechnet, dass das Ergebnis in Betrieben mit durchschnittlichen wirtschaftlichen Leistungen deutlich ins Minus rutscht. Und selbst in den 25% besten Betrieben zehren die Kosten für den Filter den Gewinn auf.


Können Landwirte ihren Betrieb ohne Filter nicht mehr erweitern bzw. betreiben sie bereits eine Abluftreinigung, sollten sie alles daran setzen, die Betriebskosten so gering wie möglich zu halten. Entscheidend ist, dass sie die Abluftreinigungsanlage optimal in das Lüftungssystem des Stalles integrieren. Denn nur wenn Lüftung und Abluft-reinigung richtig aufeinander abgestimmt sind, sinken die Betriebskosten. Damit die beiden Techniken reibungslos zusammenarbeiten, muss man mehrere Punkte umsetzen.


Ammoniakgehalt senken:

Im Stall sollten so wenig „Schadstoffe“ wie möglich produziert werden. Denn alles, was nicht erzeugt wird, muss auch nicht gefiltert werden!


Ein gutes Beispiel dafür ist Ammoniak (NH3). Ist der NH3-Gehalt in der Abluft höher, muss der Wäscher wesentlich stärker arbeiten. Das hat zur Folge, dass das Waschwasser schneller gesättigt ist und früher abgeschlämmt werden muss. Das wiederum treibt die Verwertungskosten in die Höhe, weil man zusätzliches Waschwasser auf den Gülleflächen ausbringen muss. Zudem steigt der Bedarf an Frischwasser. Auch den pH-Wert muss man häufiger nachregulieren.


Bei biologischen Rieselbettfiltern führen hohe Ammoniakwerte dazu, dass die abbauenden Bakterien durchgehend Höchstleistungen bringen müssen. Sie produzieren dann mehr eigene Säure, der pH-Wert sinkt. Diesen muss man durch den zusätzlichen Einsatz von teurer Lauge wieder auf pH 6,5 bis 7,5 anheben.


Auswertungen zeigen, dass die Filterkosten um 0,50 € pro Tierplatz und Jahr steigen, wenn nur 1 ppm mehr Ammoniak in der Stallluft enthalten ist. Daher macht es Sinn, den NH3-Gehalt soweit wie möglich zu senken. Reduzieren kann man den Ammoniakgehalt u.a. durch eine nährstoffangepasste Fütterung. In bayerischen Versuchen fiel die NH3-Konzentration in der Abluft deutlich geringer aus, wenn die Schweine mehr- statt einphasig gefüttert wurden. Die Werte sinken auch, wenn die Gülle nur kurzfristig im Stall gelagert wird und wenn sichergestellt ist, dass keine Falschluft aus dem Güllekanal in den Tierbereich strömt.


Saubere Zu- und Abluftschächte:

Damit die Betriebskosten nicht ausufern und der Abluftfilter ordnungsgemäß arbeiten kann, müssen alle Zu- und Abluftwege sauber sein. Starke Verschmutzungen in den Luftkanälen führen dazu, dass die Querschnitte kleiner werden. Das behindert die Luftführung. Dadurch müssen die Ventilatoren mehr arbeiten, und der ohnehin hohe Stromverbrauch steigt weiter.


Sehr gut reinigen lässt sich in der Regel der Abluftschacht, da dieser im Dachraum sitzt und in vielen Ställen begehbar ist. Mindestens einmal, besser zweimal pro Jahr sollte man ihn daher gründlich säubern. Oft reicht es schon, den Kanal mit einem Besen auszufegen. Das verhindert, dass bei steigenden Luftvolumenströmen im Sommer größere Mengen Staub in den Filter gesogen werden und dieser verstopft.


Kritisch wird es, wenn sich Kondenswasser im Kanal sammelt. In dem anhaftenden Staub und Dreck bilden sich bei feuchtem Milieu sehr schnell Pilze und Algen. Dadurch sinkt der Geruchsabbau im Filter, da die Bakterien in ihrer Aktivität gehemmt werden. Bildet sich regelmäßig Kondenswasser im Kanal, muss man die Ursache schnellstmöglich beheben. Zuerst überprüft man die Isolierung des Kanals. Ein Fachmann sollte zudem die Luftgeschwindigkeit im Abluftkanal messen, er kann auch den Taupunkt berechnen.


Anströmung optimieren:

Nicht nur die Querschnitte in den Zu- und Abluftschächten müssen in das Gesamtkonzept passen, wichtig ist auch, dass vor dem Wäscher eine ausreichend groß dimensionierte Druckkammer gebaut wird. Sie sorgt dafür, dass die Abluft vor dem Eintritt in den Filter gebremst wird und gleichmäßig auf die komplette Filterfläche trifft. Denn je geringer die Luftgeschwindigkeit im Wäscher ist, desto mehr Zeit bleibt für die Reinigung der Luft.


Darüber hinaus sollte man alle Umlenkungen und Strömungshindernisse beseitigen. Im Kanal sitzende Streben sollten wenn möglich entfernt oder umgebaut werden. Denn jedes Hindernis im Abluftkanal und jede Umlenkung erhöhen den Strömungswiderstand und damit den Stromverbrauch der Ventilatoren. Ideal ist, wenn die Luft in gerader Linie in die Druckkammer und den Filter strömt.


Luftvolumenströme reduzieren:

Weiteres Einsparpotenzial bietet die Reduzierung der Luftvolumenströme. Die Steuerungen der Lüftungen laufen heute alle temperaturabhängig. Wird es im Stall zu warm, läuft der Ventilator schneller und versucht mehr frische Luft in die Abteile zu befördern. Diese Luftmengen müssen natürlich auch durch die Abluftreinigung „geschleust“ werden, der Energieaufwand steigt.


Gesetzlich vorgeschrieben ist, dass die Abluftreinigungsanlage immer nach dem maximalen Sommerluftvolumenstrom ausgelegt wird, hier gelten die Vorgaben der DIN18910. Daher besteht bei den Investitionskosten auch kein Einsparpotenzial.


Anders ist das bei den Betriebskosten. Durch den Einsatz von Luftkühlungen wie zum Beispiel Erdwärmetauschern oder Hochdruckkühlungen kann man den Luftvolumenstrom reduzieren, weil die Stalltemperatur sinkt.


Die verschiedenen Kühlvorrichtungen wirken sich außerdem positiv auf die Leistungen der Sauen, Aufzuchtferkel oder Mastschweine aus, weil sie Hitzestress für die Tiere verhindern. Darüber hinaus führen wasserbasierte Hochdruckkühlungen zu einer besseren Staubbindung im Stall. Auch hiervon profitieren Mensch, Tier und Abluftreinigungsanlage.-ar-

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